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„Tribute to Jon“Fulminante Fusion von Rock und Klassik im Bergheimer Medio

Lesezeit 3 Minuten

Michael Dorp singt mit aller Kraft. Die Verschmelzung von Rockmusik und Klassik gelang mit Hilfe des NuMetal-Symphony-Orchesters.

Bergheim – Mit „Tribute to Jon“ feierten der Bergheimer Arrangeur und Komponist Martin Doepke mit einer druckvollen Band und dem NuMetal-Symphony-Orchester die Musik von Jon Lord. Vor 600 Zuschauern zogen die von Doepke von Hand verlesenen Musiker live alle Register zur Umsetzung der Musik eines der prägenden Köpfe der Hardrockband „Deep Purple“ und Wegbereiters der Fusion zwischen Rock und klassischer Musik.

Nach der Premiere im Jahr 2014 präsentierte das Ensemble sein Tribute zum zweiten Mal. Entstanden war es als Eigenproduktion des Medio Rhein-Erft in enger Zusammenarbeit zwischen Martin Doepke und Programmdirektor Schobbe Vois. Anlass war der Tod des 2012 verstorbenen Briten. „Mehr Zuschauer“ als zur Premiere vor zwei Jahren, aber auch „viele Wiederholungstäter“, die sich unter den Zuhörern lautstark bemerkbar machten, begrüßte Martin Doepke nach dem Auftakt des Konzertes im großen Saal.

Gleich zu Beginn hatte das Ensemble die Eckpunkte des Abends mit zwei Stücken Jon Lords abgesteckt, während Jon Lord mittels eines Schwarz-Weiß-Fotos – auf Leinwände im Bühnenhintergrund projiziert – mit weißen Haaren und nachdenklichem Blick von oben zuschaute. Für Gänsehautfeeling sorgten Flöten, Streicher, Klavier und der lyrisch gestimmte Sänger Michael Dorp gleich im ersten Stück, „Pictured Within“, einem späten Werk Jon Lords. Im darauf folgenden „Wring that Neck“ war es die verzerrte E-Gitarre von Victor Smolski und eine druckvolle Band, die dem schnell getriebenen Bluesrock den bekannten „Deep Purple“-Stempel aufdrückte.

Mit „Hush“, der ersten „Deep Purple“-Single mit über vier Millionen verkauften Exemplaren, „Burn“ oder „Woman from Tokyo“ waren die Zuhörer vertraut, diesmal freilich mit ausgiebiger Orchesterbegleitung und neu arrangiert von Martin Doepke. Viel Herzblut stecke im Projekt zum Werk des Musikers, der ihn maßgeblich beeinflusst habe: „John Lord und Keith Emerson spielten in den 1970er die Musik, die ich hören wollte und machen wollte.“ Jetzt sei er genauso alt wie Lord 1999, als er ihn zum ersten Mal in einem Konzert am Klavier begleiten durfte, erzählte Doepke, und mehr denn je teile er Lords Liebe für großorchestrale Arrangements.

In „April“, „Sarabande“ und dem Bauchtanzmotiv „Bourrée“ spielte das Orchester unter der Leitung von Konzertmeister Sebastian Reimann groß auf. Zwischendurch hatten die Musiker längst bewiesen, dass sie auch rocken können. Die Zuschauer erlebten dramatische Momente mit Sänger Michael Dorp in „Child in Time“, der Rockröhre Henning Basse in „Highway Star“, den Gitarristen Wulf Hanses-Ketteler, den Doepke unumwunden als „das Tier“ bezeichnete oder die Zicken des „Beast“, die Hammond-Orgel, die Doepke, genau wie sein Vorbild, selbst spielte.

Wie bunt die Musik Jon Lords ist, zeigte sich im Ragtime „Anyone’s Daughter“, einer humorvollen Betrachtung über recht schädliche Folgen der Liebe, im lyrischen Requiem „Wait a While“ mit einem Flügelhornsolo, gesungen von Tine Ladda oder in „The Battle Rages on“, eine Metal-Nummer, weit vor der Blütezeit des Metal.

Einen Abstecher in die Welt Keith Emersons, einem Freund und Kollege Lords, unternahm das Ensemble mit „Lucky Man“. Zum Schluss: „Smoke on the Water“. Danach erntete das das Ensemble langen Applaus von den Zuhörern, einer pfiff zu den Verbeugungen minutenlang auf vier Fingern das Motiv des Fetenliedes der damaligen Generation.

Band und Orchester legten noch einmal los mit „Green Onions“ aus der Blueszeit Jon Lords, einem furiosen Duett von Geige und E-Gitarre und Bläserklängen von Thorsten Heitzmann, Rüdiger Baldauf und Rainer Witzel, und „Black Night“, in dem Schlagzeuger Sameh Mina Fahrt aufnahm.