Vergessene Orte in Rhein-ErftHaus Laach im Wandel der Zeiten
Bergheim/Elsdorf – Wer die spärlichen Reste des Hauses Laach zwischen Bergheim-Thorr, -Ahe und Elsdorf-Widdendorf besichtigen will, muss sich durch meterhohe Brennnesseln und Gestrüpp kämpfen. Allein das Burgtor steht noch von dem einst stattlichen Herrensitz, versteckt in einem Wäldchen inmitten der Felder.
Vermutlich 1141 erbaut, wird der Stammsitz der Herren von Laach 1246 erstmals urkundlich als Ritterburg erwähnt. Möglicherweise hausten dort zeitweise Raubritter, jedenfalls kennen die alten Heppendorfer den trübsinnigen Spruch: „Wer in Laach jeiht övver de Bröck, dä kütt net mieh zeröck.“
Im Lauf der Jahrhunderte wechselten oft die Besitzer der vierkantigen, von einem Wassergraben umgebenen Burg. Konrad von Laach (ab 1474), Finanzchef des Jülicher Herzogs, und die Freiherren Beissel von Gymnich (ab 1626) waren die bekanntesten Besitzer.
Ein Ölgemälde zeigt die schmucke Anlage, wie Matthias Wesel sie 1861 gemalt hat. Das Bild hing viele Jahre in der Heppendorfer Gaststätte Schumacher und befindet sich heute im Privatbesitz der damaligen Wirtsleute. Es zeigt ein Torhaus mit angebautem Treppenturm, das Herrenhaus und im Hintergrund ein Wohnhaus.
Eigene Kapelle
Die Burg gilt als einzige bekannte Fachwerkburg im heutigen Kreisgebiet, ein kleiner Erker am Herrenhaus weist nach, „dass es sogar eine eigene Kapelle gab“, wie der Thorrer Heimatforscher Hubert Rosellen erläutert. Bei seinen vielen Besuchen der Ruine hat er nicht nur eine gusseiserne Kaminplatte gefunden, sondern vor drei Jahren auch eine kleine Löwenfigur mit dem Wappen derer von Laach in der Pranke. Fachleute ordnen den Fund dem 17. Jahrhundert zu. 1889 hat ein verheerender Brand große Teile des bereits arg vernachlässigten Anwesens zerstört.
Zwar hat der bekannte Elsdorfer Baumeister Heinrich Wolff 1903 noch einen Umbau vorgenommen, wie Rosellen erforscht hat. Als Wohnhaus wurde Haus Laach 1918 dennoch weitgehend aufgegeben. Ab 1945 wurden die Steine abtransportiert zum Aufbau neuer Häuser in der Umgebung. Dennoch weiß Rosellen, dass das Wohnhaus nach dem Kriegsende weiterhin bewohnt war. Da habe auch der sechseckige Treppenturm noch gestanden, wie Willi Gauter (82) sich erinnert. Er kam 1947 mit Mutter und vier Geschwistern aus Polen und wurde im Wohnhaus einquartiert, wo in der ersten Etage fünf Zimmer zur Verfügung standen. Neben der Torruine hätten der Torturm, ein Stall und das Gesindewohnhaus noch gestanden. „Im Keller habe ich ein altes Schwert gefunden“, sagt Gauter. Wo es verblieben ist, weiß er nicht mehr. „Wir haben gerne dort gewohnt und wären auch dort geblieben.“
Petroleumlampen statt Strom
Allerdings gab es Petroleumlampen statt Strom und einen Brunnen statt fließendem Wasser. Badewasser für die Blechwanne wurde auf dem Kohleofen erhitzt, Lebensmittel im kühlen Kellergewölbe aufbewahrt. „Das Haus hatte dicke Mauern. Es war schon romantisch da“, sagt Gauter, der 1950 in die Mönchskaul bei Heppendorf umgezogen ist und heute in Heppendorf wohnt. Noch vor drei Jahren habe die Brücke über den längst trocken gefallenen Wassergraben gestanden.
Die letzte Familie sei 1956 ausgezogen, als der Brunnen versiegt war. „Schade, dass es abgerissen wurde und der Rest jetzt verfällt. Das ist eigentlich nicht zu begreifen“, trauert Gauter, der 1948 seine Konfirmation in dem stattlichen Gemäuer feiern konnte, dem Leben auf der Burg im Grünen bis heute nach.
Die Serie
In lockerer Folge stellt die Redaktion geschichtsträchtige und interessante Orte im Rhein-Erft-Kreis vor, die aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden oder nicht einfach zugänglich sind. Spannende Geschichte und Geschichten ranken sich um die Stätten, die als Mauerblümchen nicht im Reiseführer stehen. (ftz)
Mit der Gebietsreform 1975 wurde aus der Heppendorfer eine Bergheimer Burgruine. Obwohl es Kontakte zur Thorrer Burg und der benachbarten Gerichtsbarkeit „In der Lohe“ gab, waren die Bande nach Heppendorf stets stärker. Ein Epitaph in der Heppendorfer Pfarrkirche wurde vermutlich im Todesjahr 1689 der „Freyfraw van der Horst“ angebracht. Das Sterbedatum 1731 ihres Mannes „Ludwig Degenhardt Freyherr van der Horst...Herr zu Laach und Gatzweiler“, wurde bis heute nicht in die vorbereitete Lücke eingraviert. Beide sind dort bestattet. Ende der 80er-Jahre wurden die Reste, der spitzbogige Torbogen aus dem 16. Jahrhundert und Kellergewölbe des Wohnhauses, unter Denkmalschutz gestellt.
„Es muss dringend etwas getan werden, sonst sind die letzten Reste des Denkmals auch noch weg“, sagt Dietmar Kinder, der frühere Elsdorfer Archivar, der von Heppendorfer Seite über Haus Laach geforscht hat.
Unterirdischer Gang
Zu den letzten Resten gehört offenbar kein Einstieg in einen unterirdischen Gang. Berge von abgebrochenen Ziegelsteinen füllen den Graben und machen die Gewölbe unzugänglich. Er hätte vermutlich zur Burg Stammeln bei Heppendorf oder Thorr geführt. „Es wurde erzählt, dass man zu Pferde hätte hindurchreiten können“, berichtet Rosellen vom Volksmund.
„Belege gibt es dafür aber nicht, obwohl die Geschichte jeder Heppendorfer kennt“, wie Paul Strerath, dessen Familie die Burg Stammeln besitzt, erzählt. In Stammeln habe man „trotz eifrigen Suchens“ (Strerath) keine Mündung eines Ganges gefunden. Auch in Thorr ist kein Geheimgang bekannt. Oder in Vergessenheit geraten – wie Haus Laach.