WirtschaftBergheimer Martinswerk soll verkauft werden

Das Martinswerk in Bergheim soll verkauft werden.
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Bergheim-Kenten – Die Weichen für die Zukunft des Martinswerks werden zurzeit neu gestellt. Der Mutterkonzern Albemarle mit Sitz in Louisiana in den USA hat angekündigt, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren und sich daher vom Geschäftszweig der Industrieminerale zu trennen. „Das Bergheimer Werk gehört zu diesem Geschäft mit den Mineralstoffen“, sagt Albemarle-Sprecherin Ashley Mendoza.
Die US-amerikanische Chemiefirma Albemarle hatte das Martinswerk Mitte 2001 aus dem Schweizer Mutterkonzern „algroup“ herausgekauft und übernommen. Damals galt das Werk, das sich auf Flammschutzmittel spezialisiert hat, als gute Ergänzung zum Unternehmensportfolio. Auch der weltweit agierende US-Konzern stellte Flammschutzprodukte her, jedoch auf der Basis von Brom, Phosphat und Bor. Die Bergheimer haben sich jedoch darauf verlegt, das in der Natur vorkommenden Aluminiumhydroxid zu veredeln und zu Aluminiumoxid weiterzuverarbeiten.
Die Flammschutzmittel will Albemarle nun jedoch abstoßen. Man glaube, dass man „den Geschäftsführern und Mitarbeitern durch einen Verkauf die beste Gelegenheit für Wachstum und Markterfolg“ geben könne, sagt der Vorstandsvorsitzende von Albemarle, Luke Kissam. Mit seinem verbliebenen Geschäft wolle Albemarle die Nummer eins oder wenigstens zwei auf dem Weltmarkt werden.
Im Martinswerk wollte sich niemand zu dem bevorstehenden Verkauf äußern. „Strategische Fragestellungen beantwortet die Zentrale“, heißt es im Bergheimer Werk. Doch wirklich Sorgen um die Zukunft macht man sich im Martinswerk offenbar nicht. „Wir stehen beruhigend tief in den schwarzen Zahlen“, sagt Werkssprecher Georg Wolter.
Dass das Werk wirtschaftlich gut dasteht, lässt sich etwa am Weihnachtsgeld ablesen, das an die Mitarbeiter gezahlt wird. Seit Jahren gibt es ein volles Gehalt, also 100 Prozent Weihnachtsgeld, obwohl nach den tariflichen Regelungen weniger möglich wäre.
Umsatz von 180 Millionen Euro
Im vorigen Jahr feierte das nach seinem Gründer, dem Schweizer Industriellen Martin Schindler, benannte Werk seinen 100. Geburtstag. Rund 500 Mitarbeiter hat das Werk, das den weitaus größten Teil seiner Stoffe ins Ausland verkauft: Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent. Im Jahr 2013 hat das Werk 180.000 Tonnen Fertigprodukte hergestellt und verkauft. Der Umsatz lag bei 180 Millionen Euro.
Im Jahr 2010 hatte das Werk wegen der Wirtschaftskrise einen Arbeitsplatzabbau von 20 Prozent innerhalb von fünf Jahren angekündigt. Da die Auftragslage aber unerwartet gut blieb, kamen die Pläne nicht zur Umsetzung.