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Fuhrpark tankt klimaneutralEisenwerk Brühl will 50 Millionen Euro in Umweltschutz stecken

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das Eisenwerk.

Das Brühler Eisenwerk will in den kommenden Jahren rund 50 Millionen Euro in den Umweltschutz investieren.

Gabelstapler und Laster sind künftig mit umweltfreundlichem Sprit auf dem Werksgelände in Brühl unterwegs. Weitere Schritte sollen folgen.

Die Aufschrift „Diesel“ an der Tanksäule weist noch auf den Treibstoff hin, der lange Zeit die Fahrzeuge auf dem Betriebsgelände des Brühler Eisenwerks in Gang hielt. „Die Beschriftung ist ein Relikt und kommt noch weg“, kündigte Matthias Pampus-Meder, Mitglied der Geschäftsführung, nun an. Denn wo Diesel draufsteht, ist kein herkömmlicher Diesel mehr drin.

Um die Produktion umweltfreundlicher gestalten, nahmen die Verantwortlichen des Unternehmens eine Tankstelle symbolisch in Betrieb, an der künftig HVO 100 gezapft wird. HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oils“, also für pflanzliche Fette und Öle, die bei einer hohen Temperatur mit Wasserstoff behandelt wurden. Ergebnis ist ein synthetischer Hochleistungskraftstoff, dessen Produktion anders als beim Diesel nicht auf Erdöl, sondern erneuerbaren Rohstoffen wie gebrauchten Speiseölen basiert.

1700 Tonnen Kohlendioxid werden jährlich eingespart

Durch den Einsatz erneuerbaren Diesels können die Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent reduziert werden, erläuterte Pampus-Meder. Im Eisenwerk ließen sich durch die Substitution etwa 1700 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Im Betrieb sind 56 Gabelstapler, vier Lkw und einige Baumaschinen im Einsatz. „Im vergangenen Jahr verbrauchten diese 580.000 Liter Diesel“, so Pampus-Meder.

Die Umstellung ist Teil einer umfangreicheren Initiative zur Emissionsminderung und zum Klimaschutz. Zehn Millionen Euro nehme man in diesem Jahr in die Hand, um den Verbrauch fossiler Energieträger und damit den Ausstoß klimarelevanter Abgase zu reduzieren, weitere 40 Millionen sollen in den kommenden drei Jahren folgen.

Geplant ist eine bessere Abgasreinigung, die auch die Geruchsbelästigung verringern soll. Ebenso testet man Alternativen für den Einsatz fossiler Energieträger. Noch wird im großen Umfang Steinkohlenkoks in den Schmelzöfen und Erdgas in anderen Anlagen verwendet. Biokoks und Wasserstoff könnten einmal zu einer klimafreundlichen Produktion beitragen.

Die Umstellung auf HVO ist angesichts des rund 90.000 Tonnen umfassenden CO2-Ausstoßes pro Jahr ein vergleichsweise kleiner Schritt zur besseren Klimabilanz. Allerdings, so betont Pampus-Meder, setze man damit ein deutliches Zeichen dafür, dass Verbrennungsmotoren bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten könnten, wenn sie mit dem richtigen Kraftstoff betrieben würden.

Zumal dieser Kraftstoff je nach Herstellerfreigabe ohne Umrüstung in Dieselfahrzeugen verwendet werden könne, kompatibel mit der bestehenden Tankstelleninfrastruktur sei und deutlich sauberer verbrenne als gewöhnlicher Diesel. Ohnehin sei ja nicht der Verbrenner selbst das Problem ist, sondern der fossile Kraftstoff, sagt er. „HVO stellt eine nachhaltige Alternative dar, die weit über eine vorübergehende Lösung hinausgehen muss“, ist Pampus-Meder angesichts des Kampfes gegen den Klimawandel überzeugt.

Zu sehen sind Matthias Pampus-Meder und Thomas Friedrich.

Im Brühler Eisenwerk wird nun der umweltfreundliche HVO100-Kraftstoff anstelle herkömmlichen Diesels getankt. Matthias Pampus-Meder (r.) und Thomas Friedrich aus der Geschäftsführung weihten die umgestellte Tankstelle offiziell ein.

Wenn man so will, ist die Nutzung des neuen Kraftstoffes auch Werbung in eigener Sache. Schließlich lebt das Eisenwerk von der Herstellung von Motorblöcken für Verbrenner. Rund vier Millionen verlassen das Werk jährlich in alle Welt. Unter der Haube vieler Pkw und leichter Nutzfahrzeuge stecken die in Grauguss erzeugten Produkte des Unternehmens mit Sitz im Brühler Osten. Diese laufen auch mit synthetischem Sprit. E-Autos kommen dagegen ohne Motorblock aus.

Die Mehrkosten für den Sprit liegen derzeit noch 20 bis 25 Cent je Liter. Thomas Friedrich, ebenfalls aus der Geschäftsführung des Unternehmens, hält das für vertretbar und sinnvoll.

Dieser Einschätzung folgen nicht alle Experten. Umweltverbände sehen den Einsatz von HVO kritisch. Sie sprechen von einer Nischenlösung, weil die Ausgangsstoffe nur begrenzt zur Verfügung stünden und synthetische Kraftstoffe den nötigen Abschied vom Verbrenner unnötig verzögerten. Zudem würden teils wertvolle Rohstoffe etwa frisch produziertes Palmöl verwendet. Pampus-Meder verweist auf die Zertifikate seines Lieferanten. Dieser garantiere die ausschließliche Nutzung von Reststoffen.