In der vergangenen Session erschütterte ein Drohbrief die Vochemer Ölligspiefe, jetzt müssen sie auf ihren Festwagen verzichten.
Jecke hadernErst Polizei-Einsatz, jetzt Verbot für Festwagen beim Karnevalszug in Brühl
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Armin Schwerd, Kommandant der KG Ölligspiefe, ist alles andere als begeistert vom Verbot, den eigenen Festwagen beim Zug nutzen zu dürfen.
Copyright: Wolfram Kämpf
Die bittere Nachricht erwischte die Verantwortlichen der Brühl-Vochemer Karnevalsgesellschaft Ölligspiefe eiskalt. Und vor allem kurz bevor es im Straßenkarneval rund gehen sollte: „Anfang der Woche haben wir vom Tüv erfahren, dass unser Festwagen nicht für den Zug zugelassen wird“, sagt Armin Schwerd, der sich als Kommandant der Burgwache im Vorstand der Gesellschaft engagiert.
Anders als in den vielen Jahren zuvor wird das Gefährt damit nicht beim „Närrischen Elias“, dem großen Umzug am Sonntag, 2. März, 12.30 Uhr, durch die Straßen der Schlossstadt rollen. Hintergrund sind verschärfte Auflagen. Zwar war für Festwagen neben dem Brauchtumsgutachten schon länger offiziell auch eine Betriebserlaubnis erforderlich, die entsprechende Verordnung, bei der auch das Fahrgestell unter dem Aufbau zu prüfen ist, schlummerte allerdings seit 2000 in den Schubladen der Behörden.
Karnevalisten beklagen immer neue Auflagen seitens der Behörden
Erst nachdem sich im Jahr 2023 bundesweit Unfälle bei unterschiedlichen Brauchtumsveranstaltungen ereignet hatten, rückte das Thema in den Fokus. „Die Betriebserlaubnis ist somit eigentlich keine neue Verordnung“, erklärt Alexander Schneider, Sprecher vom Tüv Rheinland. In Nordrhein-Westfalen sei ein entsprechender Erlass im September 2024 herausgekommen.
Der KG Ölligspiefe wurde dies zum Verhängnis. „Unser Festwagen wurde vor der Wagenhalle von vier Prüfern sehr intensiv untersucht. Dabei hat man Schäden an der Achse festgestellt“, so Schwerd. Für die Verweigerung hat er wenig Verständnis. Ja, der Wagen habe 50 Jahre auf dem Buckel, er stehe aber das ganze Jahr über trocken in der Wagenbauhalle. „Ich hätte keinerlei Bedenken gehabt, damit im Zug mitzurollen“, stellt er klar. „Es werden einfach immer mehr Auflagen, die den Menschen und den Vereinen das Leben schwermachen“, findet der Karnevalist.
Ob eine Reparatur noch möglich und wirtschaftlich lohnenswert sei, wisse er noch nicht. Möglicherweise benötige man Ersatzteile, die kaum zu beschaffen seien. Kurzfristig den Anforderungen des Tüv gerecht zu werden, sei nicht möglich gewesen, so Schwerd.
Die 18 Jecken der Gesellschaft, die eigentlich auf dem Wagen gefahren wären, müssen nun marschieren. Insgesamt sind die Vochemer mit 60 Zugteilnehmern dabei. Immerhin ist es den Karnevalisten gelungen, ein Gefährt für den Transport des Wurfmaterials zu organisieren. „Wir werden die Kamelle in einem 7,5 Tonner dabei haben“, sagt Schwerd. Um solche Probleme schnell zu lösen, sei man schließlich Karnevalist.
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Der Karnevalsfestwagen der Jecken der Vochemer KG Ölligspiefe wird am Sonntag nicht im Brühler Umzug zu sehen sein.
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Zuletzt hat sein Optimismus jedoch Beulen bekommen. „Wir haben wirklich eine Pechsträhne“, sagt er angesichts der jüngsten Ereignisse und der des vergangenen Jahres. Im Januar 2024 hatten die Vochemer ihre wichtigste Veranstaltung aufgrund eines anonymen Drohbriefs absagen müssen. Damals hatten Spezialisten der Polizei die Veranstaltungsstätte mit Spürhunden durchsucht, ehe Entwarnung gegeben werden konnte.
Das Ereignis hatte hohe Wellen geschlagen und letztlich aufgrund fehlender Einnahmen ein gewaltiges Loch in der Kasse der Ölligspiefe hinterlassen. Immerhin hielten die Brühler Jecken zusammen und spendeten der KG rund 3000 Euro.