Familie Cwiecek überkam die Reiselust: zu fünft machte die Familie aus Brühl ein halbes Jahr lang Europa unsicher. Dabei erlebten sie einige Abenteuer.
Camping-TripFünfköpfige Familie aus Brühl tourt halbes Jahr durch Südeuropa
„Ihr seid verrückt“, schallte es Przemyslaw und Justina Cwiecek aus Brühl von allen Seiten entgegen, als sie verkündeten, dass sie mit ihren drei kleinen Kindern im Alter von sieben, vier und zwei Jahren für ein halbes Jahr auf große Fahrt durch Südeuropa gehen wollten.
Das reiselustige Paar ließ sich davon nicht beirren. Die Idee, sich mit der ganzen Familie eine Auszeit zu nehmen, war im ersten Corona-Jahr entstanden, als Przemyslaw Cwiecek im Home-office arbeitete und die Kinder weder Schule noch Kindergarten besuchen konnten. „Auf Youtube gibt es viele Filme von Familien, die mit dem Wohnwagen große Reisen unternommen haben“, berichtet der 40-Jährige. „Warum sollten wir das nicht auch machen?“, fragte er sich.
Familie Cwiecek: Ihre erste Station war der Gardasee
Mit einem gemieteten Camping-Wagen machten die Cwieceks eine einwöchige Probefahrt. „Die hat uns in unserem Vorhaben bestärkt“, erzählt der gebürtige Pole, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt. Nach längerer Suche fand er ein gebrauchtes „Haus auf Rädern“, das die Bedürfnisse der fünfköpfigen Familie erfüllte.
Die siebenjährige Greta wurde von ihrer Schule für ein halbes Jahr beurlaubt. „Durch das Home-Schooling während der Pandemie war sie schon daran gewöhnt, mit Online-Material zu arbeiten“, erklärt Justina Cwiecek, „wir waren mit der Schule immer in Kontakt“. Ihr Mann, der als Systembetreuer in einem Brühler Unternehmen tätig ist, hatte noch Elternzeit zur Verfügung und verständigte sich mit seinem Arbeitgeber darauf, zweieinhalb Tage pro Woche im Home-Office zu arbeiten.
Ohne festen Plan machte sich die Familie schließlich Anfang Mai auf den Weg in Richtung Süden. Von Brühl aus ging es in Etappen von maximal 200 Kilometern pro Tag zunächst an den Gardasee. „Da waren wir eine Woche lang auf einem fast leeren Campingplatz“, erinnert sich der Familienvater, der im klimatisierten Wohnwagen arbeitete, während sich der Nachwuchs auf dem Spielplatz vergnügte.
Nächste Station war die Toskana. Dem überfüllten Florenz kehrte man allerdings schnell wieder den Rücken. Beschaulicher ging es in den Gassen von Siena und San Gimignano zu. Besonders beeindruckt war die Familie von Rom. „10 Tage sind zu wenig, weil es so viel zu sehen gibt“, stellt Przemyslaw fest, der mit Frau und Kindern dem Kolosseum und dem Vatikan einen Besuch abstattete.
Nächstes Ziel war Neapel, wo er mit Tochter Greta zum Vesuv hinaufstieg. „Wir hatten einzigartige Eindrücke, die noch lange nachwirken“, so Przemyslaw, der einen Reiseblog führte, damit Angehörige und Bekannte der Route folgen konnte.
Kater Teo aus Griechenland als neues Familienmitglied
Badeurlaub an langen feinsandigen Stränden genossen Eltern und Kinder an der Amalfi-Küste und in Kalabrien. Als sich dort die Campingplätze füllten, setzten die Cwieceks mit der Fähre von Brindisi ins griechische Igoumenista über. Bei der Ankunft erlebten sie dann den einzigen Stressmoment der langen Reise. „Als wir die Fähre verlassen wollten, sprang das Auto nicht an, und wir blockierten die Ausfahrt für die vielen Lastwagen“, erinnert sich Przemyslaw. Mechaniker eilten herbei und erlösten ihn schließlich aus der misslichen Situation.
Die intensivste Zeit miteinander erlebte die Familie, als sie den Wohnwagen auf dem Festland stehen ließ und nur mit Auto und Zelt auf die griechische Insel Kefalonia übersetzte. „Da waren wir nah am Paradies, es war einfach unglaublich schön“, schwärmt Justina Cwiecek.
Würden sie anderen Familien raten, es ihnen nachzumachen? „Man muss mit den Bedingungen zurechtkommen“, gibt das Paar zu bedenken. Für die Cwieceks war ihre Reise allerdings ein unvergessliches Erlebnis. „Jedes Kind hat sich dabei auf seine Weise weiterentwickelt, und wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen“, lautet das Fazit.
„Wir würden das auf jeden Fall noch einmal machen“, sind sich Przemyslaw und Justina Cwiecek einig, die in den Sommerferien Spanien und Portugal bereisen wollen. Unterwegs haben die Cwieceks auch noch Zuwachs bekommen. In Griechenland hat sich Kater Teo als neues Familienmitglied zu ihnen gesellt und mit ihnen die Rückreise nach Deutschland angetreten.