Brühl – Die Gespräche mit anderen Betroffenen machen Magdalena Pryydun bis heute Mut. 2016 initiierte sie in Brühl eine Selbsthilfegruppe für Eltern von autistischen Kindern, die jüngst das fünfjährige Bestehen feierte.
Wechselbad der Gefühle für Eltern
Als Mutter eines inzwischen 18-jährigen Sohnes mit einer Autismus-Spektrums-Störung (ASS) weiß Pryydun, dass die Eltern oft einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt sind.
„Es ist keine Krankheit, sondern eine Entwicklungsstörung, die sich bei jeder einzelnen Person völlig anders äußern kann“, erklärt sie. „Sich darüber auszutauschen, hilft ungemein. In unserer Gruppe kommen alle Fragen, Sorgen und Tipps auf den Tisch, und hier kann man auch mal Dampf ablassen“, erzählt die 56-Jährige. Was so selbstverständlich klingt, hat sich aber erst im Laufe der Zeit durch das Engagement der Beteiligten entwickelt. Nach einer Pandemiepause kommt die Gruppe wieder einmal im Monat zusammen, und zwar im Familienzentrum St. Margareta. Unterstützt wird die Initiative auch vom Frechener Selbsthilfebüro Rhein-Erft-Kreis.
Autismus-Diagnose ist wichtig
Für die Eltern gilt: ohne Diagnose keine Förderung, kein Pflegegeld, kaum Hilfestellungen. „Die brauchen wir aber, um eine Chance darauf zu haben, dass unsere Kinder später einmal autonom leben können“, so Pryydun.
Ihrem Sohn Victor, dessen Entwicklungsstörung mit vier Jahren diagnostiziert wurde, machen fremde Räume Angst. Er braucht geregelte Abläufe. Seine Mutter meldete ihn aber auch zum Turnen und beim Fußball an, ohne zu sagen, dass er Autist ist. „Es war und ist für ihn wichtig, unter Gleichaltrigen zu sein.“ Nach der Gesamtschule Brühl besucht er nun die Kölner Anna-Freud-Förderschule des LVR, will das Abitur machen und dann studieren.
Lob für große Toleranz
„Für unseren achtjährigen Theo ist Victor ein Vorbild“, ergänzt seine Mutter, die aus Pulheim zur Gruppe kommt. Inzwischen braucht ihr Sohn in der zweiten Klasse keine Schulbegleiterin mehr, erzählt sie. Sie lobt die „Toleranz und den guten Führungsstil“ an der Grundschule. Theo werde gesehen wie er ist. Dieses Verständnis wünschte sich Sebastian Krebs (Name geändert) viel öfter. Der 51-Jährige aus Bergisch Gladbach kommt ebenso regelmäßig nach Brühl und ist wie sein Sohn Daniel (12) von einer ASS betroffen. „Als mein Sohn am Sozialpädiatrischen Zentrum der Kinderklinik in Köln die Diagnose High-Functioning-Autismus (Hochfunktionaler Autismus) wegen seiner Auffälligkeiten bekam, bin ich erst überhaupt darauf gekommen, dass ich ähnliche Symptome aufweise“, sagt er.
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Zu viele Reize, zu viele Stimmen überfordern ihn. Er betrachtet die Dinge immer analytisch. Vor vier Jahren wurde bei ihm das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Für die Selbsthilfegruppe nimmt Krebs gern an Fortbildungen teil und informiert die anderen darüber. „Diese Treffen sind für mich wichtige schöne Rituale.“www.autismus-selbsthilfe-rhein-erft.de