Die Aktion „Brühl macht Platz“ wollen die Händler und Gastronomen verhindern oder zumindest zeitlich begrenzen.
VerkehrsexperimentHändler und Wirte in Brühl gehen gegen Belvedere-Sperrung auf die Barrikaden
Antonius Quodts Blick in die nahe Zukunft ist düster. An der bei Einheimischen als Bermudadreieck bekannten Einmündung von Bahnhofsstraße in die Burgstraße, wo sich sonst die Menschen in den Kneipen tummeln, werde es in den kommenden Wochen äußerst ruhig zugehen, ist der Betreiber der an jener Ecke gelegenen Kneipe „Status Quodt“ überzeugt.
„Das wird hier zum Death Valley“, prognostiziert er. Und den Geschäften, Cafés und Kneipen am Markt werde es nicht besser ergehen. Ursache sei die Sperrung des wenige Meter entfernten Belvedere als öffentlicher Parkplatz.
Schnelles Ende für Belvedere-Sperrung gefordert
Dort ist vom heutigen Freitag, 25. August, bis Samstag, 23. September, die Aktion „Brühl macht Platz“ mit Sportangeboten, Lesungen, Konzerten und vielem mehr geplant. Doch Quodt und viele weitere Geschäftsleute wollen dies mit einer Klage verhindern oder zumindest zeitlich begrenzen.
„Jeder Tag zählt“, stimmt ihm Jani Petropoulos zu. Der Inhaber der Kneipe „Em Höttche“ und des Restaurants „Markt 20“ hat in den vergangenen Tagen mit vielen Kollegen, mit Geschäftsleuten, Ärzten und Dienstleistern gesprochen: „Die Sperrung des Belvedere und die Verkehrseinschränkungen auf der Kölnstraße sind für alle ein Alptraum, weil insbesondere Kunden, Gäste und Klienten von außerhalb nun über Wochen wegbleiben.“
8.000 Euro in Brühl gesammelt
Zusammen mit Michaela Rex, Inhaberin des Geschäfts Lebenslust, hat Quodt nun Widerstand angekurbelt, sich bei einem Anwalt informiert und 8.000 Euro gesammelt, um für den Gang vor Gericht gerüstet zu sein.
Grundsätzlich sei er gar nicht gegen die Veranstaltung, „aber doch nicht, solange es keine attraktive Alternative wie etwa kleine Busse gibt, um in die Stadt zu kommen“. Die übrigen Parkhäuser und -plätze seien entweder weit entfernt, ausgelastet, teuer oder nicht rund um die Uhr geöffnet, pflichtet Petropoulos ihm bei.
Man habe zunächst den Austausch mit der Stadtverwaltung gesucht und schließlich einen Beschwerdebrief an Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) geschrieben. Genützt habe das aber nichts. Daher strebe man nun die Klage an.
Dass der Startschuss für die insgesamt 140 Veranstaltungen noch nicht gefallen ist, sondern nur der Aufbau läuft und somit den bisherigen Einschränkungen kein Nutzen gegenübersteht, ist auch Quodt klar. Er glaubt aber nicht an eine Wende. Dafür fehle es an publikumsträchtigen Events. „Das Programm besteht in erster Linie aus Sport und Angeboten für Kinder und Jugendliche“, sagt er. Eine Lesung im Sandkasten beschere ihm keine Gäste.
Petropoulos taxiert die bisherigen Umsatzeinbußen auf rund 20 Prozent. „Und mir geht es damit noch gut. Viel schlechter sieht es für Frisöre oder Bekleidungsgeschäfte aus, denen fehlen 80 Prozent in der Kasse.“
Auch Gregor Küster vom Restaurant „Gregors“ sagt, dass die Gäste ausblieben. „So ruhig wie im Moment ist es sonst nie“, meint er. Noch könne die Verwaltung den Schaden begrenzen. Aus dem Rathaus gibt es dazu vorerst aber keine Kunde. Man bitte um Verständnis, dass man zum laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben könne.