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Marienhospital BrühlHerzensangelegenheit, sowohl musikalisch als auch medizinisch

Lesezeit 2 Minuten
Das Bild zeigt eine Sopranistin und einen Klavierspieler.

Musik, die zu Herzen ging, spielten die Sopranistin Sarah Nakic und Pianist Michael Hänschke.

Der Herzspezialist des Marienhospitals, Rami Homsi, schilderte anhand von bildgebenden Verfahren, was im Herzen vor sich geht, wenn es an einer bakteriellen Endokarditis leidet.

Das Herz kann am rechten Fleck sein, einem schwer oder gebrochen werden und gar zwei könnten in einer Brust schlagen, wenn man Goethes Gedicht „Zwei Seelen in einem Brustbecken“ entsprechend interpretiert, es gilt als das Symbol für die Liebe schlechthin. Was aber, wenn es beispielsweise entflammt, also im medizinischen Sinne inflammatorische, entzündliche Symptome zeigt oder es gar zum Infarkt kommt?

Der Kardiologie war das siebte Konzert der Reihe „Kontexte“ in Zusammenarbeit mit Ärzten des Brühler Marienhospitals und Musikschaffenden der Kunst- und Musikschule Brühl gewidmet. Durch eine „recht subjektive“ Auswahl an Musikstücken führte Bert Wullenkord, Leiter der Geriatrie zum einen, begeisterter Musikhörer und Klavierspieler zum anderen.

Knapp 70 Zuhören in der Kunst- und Musikschule

Knapp 70 Zuhörerinnen und Zuhörer waren ins Dachgeschoss der KuMS gekommen. Zum Konzert begrüßte Bert Wullenkord den Klavierlehrer Michael Hänschke am Flügel und die ausgebildete Sopranistin und Verwaltungsleiterin der Schule, Sarah Nakic. Den Auftakt machten sie im Duo mit Franz Lehars „Dein ist mein ganzes Herz“. Ein klopfendes Herz hatte Brahms in sein Orgelvorspiel Opus 122, Nr. 10 „Herzlich tut mich verlangen“ hineinkomponiert. Und Franz Schubert schilderte im Lied „Die Post“ eindringlich den Liebesschmerz, wenn die Briefe der Geliebten ausbleiben.

Bevor Michael Hänschke allerdings mit der Klavierfassung von Mahlers „Adagietto“ aus der Sinfonie Nr. 5 fortfuhr, ging es medizinisch zur Sache. Der Chefarzt und Herzspezialist des Marienhospitals Rami Homsi schilderte anhand von bildgebenden Verfahren auf einem Großbildschirm, was im Herzen so vor sich geht, wenn es an einer bakteriellen Endokarditis leidet. An der war Gustav Mahler im Jahr 1911 gestorben, kurz nachdem er noch ein letztes Konzert in New York dirigiert hatte, augenscheinlich von einer Grippe geschwächt. Viel hätten die Ärzte damals nicht tun können, das Penizillin wartete ja noch auf seine Erfindung.

Der tödlichen Gefahr ungeachtet legte Hänschke ein traumhaftes Mahlerstück in die Tasten und erntete die ersten Bravorufe des Abends, übertroffen nur vom lang anhaltenden Applaus und Jubelrufen, mit denen das Publikum später „Isoldes Liebestod“ aus der Wagneroper „Tristan und Isolde“ quittierte.

Wagner war am Herzinfarkt gestorben. Rami Homsi schilderte, wie man ihm heute hätte helfen können, nämlich mit einem Stent zur Öffnung der verödeten Herzblutgefäße. Ob es auch Edith Piaf geholfen hätte, die ebenfalls final am Herzinfarkt verschied? In Herzensangelegenheiten war die Chansonette jedenfalls Expertin, was Michael Hänschke und Sarah Nakic eindrucksvoll im letzten Lied des Abends „La vie en rose“ zeigten. Da heißt es: „Und seit ich dich erblickt habe, seitdem spüre ich in mir mein Herz, das schlägt.“