Brühler TraditionsmetzgereiNach 60 Jahren – Familienbetrieb Harf macht zu

Ende des Jahres ist Schluss. Anita Harf schließt ihre Metzgerei in der Brühler Innenstadt.
Copyright: Niklas Pinner
Brühl – Seit 60 Jahren ist die Metzgerei Harf in der Uhlstraße nicht mehr wegzudenken aus der Brühler Innenstadt. Ende des Jahres ist nun Schluss, der Betrieb schließt.
Am 1. Juni 1958 eröffneten die Eltern von Anita Harf die Metzgerei, seit 1986 führt Harf mit Hans Harf den Laden. Im September 2017 starb mit Ingo Brodd (46) ganz plötzlich ein langjähriger Mitarbeiter an einem Herzinfarkt. Und die Lücke konnte bis heute nicht geschlossen werden. Brodd und Hans Harf seien ein eingespieltes Team gewesen, so Anita Harf. Schließlich habe er 30 Jahre in der Metzgerei gearbeitet. Das Problem bei der Suche nach einem Nachfolger: „Leute mit der richtigen Qualifikation können wir einfach nicht bezahlen“, sagt Anita Harf. Grundsätzlich gebe es Nachwuchsprobleme in dem Beruf.
Man finde kaum noch Leute, weil immer weniger den Beruf erlernten. Auch Personal für die Theke fehle, so Harf. Zwölf Leute umfasse das Team derzeit. Die Atmosphäre innerhalb sei sehr familiär. Die Mitarbeiterin, die die kürzeste Zeit dort arbeitet, sei auch schon 18 Jahre dabei, eine Angestellte sogar schon über 50. Als die Nachricht kam, dass sie schließen müssen, hätten sofort alle gesagt, dass sie bis zum Ende dabei blieben, berichtet Anita Harf. Ohnehin habe sie keine Sorge, dass die Mitarbeiter keine neue Anstellung fänden. „In vier oder fünf Jahren hätten wir aufgehört“, sagte Anita Harf. Jetzt eben früher. Selbst wenn sie jetzt noch ein geeigneter Kandidat finden würde, wisse sie nicht, ob sie weitermachen würden. „Das müsste man dann sehen.“
Tränen bei Kunden
Allerdings bestehe immer die Möglichkeit, dass er oder sie ein Jahr später etwas Neues machen wollen – dann stehe man wieder vor dem gleichen Problem. Die Ideallösung sei laut Anita Harf, wenn junge Leute mit Freude und Eifer den Laden übernehmen würden. „Sie bekämen auch die Rezepte von uns und wenn nötig, würden wir am Anfang auch mit Arbeitskraft unterstützen“, sagt Anita Harf. Denn die Rezepte seien etwas Besonderes. „Die Leberwurst schmeckt noch wie vor 60 Jahren.“ 90 Prozent der Ware werden bei Harfs selbst gefertigt.
Die Kunden seien entsetzt, dass sie zumachen. Eine Kundin sei in Tränen ausgebrochen. Am Umsatz habe es nicht gelegen, man sei immer noch zufrieden. Allerdings bemerke man die schlechte Parkplatzsituation in der Innenstadt. Besonders dass der Janshof nicht mehr zum Parken genutzt werden kann, stoße vielen Händlern auf.