Wer die einstige Begräbnisstätte an der Schildgesstraße betreten will, benötigt künftig einen Schlüssel von der Stadt.
Obdachlose kampiertenStadt sperrt jüdischen Friedhof in Brühl wegen Vandalismus

Der jüdische Friedhof in Brühl ist nur noch nach Absprache zu betreten.
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Der jüdische Friedhof in Brühl ist nicht mehr frei zugänglich. Dies teilte die Stadtverwaltung mit. „Aufgrund von mehreren Vandalismus-Schäden in den letzten Monaten haben sich die jüdische Gemeinde und die Stadtverwaltung dazu entschlossen, den Zugang einzuschränken“, so die Stadt.
Die Befürchtung, antisemitische Straftaten könnten vorausgegangen sein und zu dieser Entscheidung beigetragen haben, entkräftet die Verwaltung jedoch. Es habe eine Zweckentfremdung stattgefunden, heißt es vielmehr. Wohnungslose hätten mehrfach ihr Nachtlager auf dem im Dreieck von Köln- und Schildgesstraße gelegenen Friedhof aufgeschlagen.
Unrat hinterlassen
Daniel Lemberg, der für Brühl zuständige Friedhofsverwalter der Synagogengemeinde Köln, bestätigt dies. „Mit Antisemitismus-Vorfällen hat die Entscheidung nichts zu tun“, sagt er. Zwar habe man im vergangenen Jahr einen umgefallenen Grabstein entdeckt.
Ob dieser mutwillig umgestoßen oder nach mehr als 100 Jahren schlicht umgekippt sei, könne er nicht sagen. Fakt sei jedoch, dass Obdachlose auf dem Gelände kampiert, ihren Unrat hinterlassen und teils auch ihre Notdurft auf dem Friedhofsgelände verrichtet hätten.
Künftig können sich Nachfahren der dort beerdigten Menschen oder geschichtsinteressierte Bürger gegen Hinterlegung eines Pfands bei der Friedhofsverwaltung, Engeldorfer Straße 4, Raum 9 und 10, während der Öffnungszeiten einen Schlüssel abholen. Die Friedhofsverwaltung ist montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Beim Betreten des Friedhofes sind zudem bestimmte Verhaltensregeln zu beachten. So werden männliche Besucher gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Das Mitführen von Hunden ist ebenso verboten wie Radfahren und Ballspiele. Am Schabbat und jüdischen Feiertagen bleibt der Friedhof für Besucher geschlossen.
Der Friedhof wird von der Stadt gut gepflegt
Lemberg hält diese Regelung für praktikabel. Zumal auch die meisten anderen jüdischen Friedhöfe in Köln und Umland nicht frei zugänglich seien. Der Brühler Friedhof werde von der Stadt gut gepflegt, betont er.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Friedhof 1371. Historiker gehen allerdings davon aus, dass er noch älter ist. Mit mehr als 4000 Quadratmetern ist der Friedhof einer der größten seiner Art im Regierungsbezirk Köln.
Ältester Grabstein von 1822
Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1822. Damals gab es eine blühende jüdische Gemeinde in Brühl. Die letzten regulären Bestattungen erfolgten 1940. Das jüngste Grab stammt jedoch aus dem Jahr 1946. In diesem fand Chaje Slodka ihre letzte Ruhestätte. Die näheren Umstände des Begräbnisses sind unbekannt.
Die jüdische Gemeinde existierte zu dieser Zeit nicht mehr. Die Nationalsozialisten hatten damals bereits alle Gemeindemitglieder deportiert oder ermordet.