Rot-Grün favorisiert die Einrichtung einer zweiten Gesamtschule. Die Stadtschulpflegschaft rät von Politik nach Koalitionsverträgen ab.
Haupt- und Realschule gefährdetStadtschulpflegschaft läuft Sturm gegen zweite Gesamtschule in Brühl
Die Stadtschulpflegschaft um ihren Vorsitzenden Uwe Hehnke und dessen Stellvertreterin Marion Lenz hat sich vehement gegen die Idee des rot-grünen Mehrheitsbündnis im Rat ausgesprochen, möglicherweise eine zweite Gesamtschule in Brühl zu errichten. „Zwei gute Schulen zerstören, um eine nicht-funktionierende Gesamtschule zu errichten? Dann verlieren alle“, teilte die Stadtschulpflegschaft mit.
Die Verantwortlichen spielen damit auf die Ankündigung der Verwaltung um Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) an, die Clemens-August-Hauptschule und Erich-Kästner-Realschule auslaufen zu lassen, sofern sich die Brühler Eltern mehrheitlich für eine zweite Gesamtschule aussprechen. „Mit der Schaffung einer zweiten Gesamtschule könnten wir uns keine Realschule und Hauptschule mehr leisten. Obwohl dort hervorragende Arbeit geleistet wird. Das geben die Schülerzahlen schlicht nicht her“, so Freytag vor wenigen Tagen. Ermitteln will man den Elternwillen mit einer baldigen Befragung der Mütter und Väter der Brühler Dritt- und Viertklässler.
Fraglich sei, wie die Drittelparität erzielt werden solle
Laut der Stadtschulpflegschaft hegen Eltern- und Lehrerschaft massive Bedenken gegen eine zweite Gesamtschule. Hehnke erklärte: „Die Gegenargumente, die Schulleiter, Elternvertreter und Oppositionspolitiker vorbringen sind so erdrückend und eindeutig, dass die Vertreter von Rot-Grün nur noch zuhören, aber schon gar nicht mehr versuchen, sie argumentativ zu entkräften. Stur wird die eigene Mehrheit genutzt, um das Vorhaben einer zweiten Gesamtschule durchzusetzen.“
Die von Rot-Grün eingesetzten Konzeptgruppen seien aufgelöst worden, ohne wichtige Antworten zu geben. Ein Aspekt sei die Frage, wie die gesetzlich notwendige Drittelparität aus Schülerinnen und Schülern mit Gymnasial, Realschul- und Hauptschulempfehlung erreicht werden solle. „Von den für das laufende Schuljahr an der bestehenden Gesamtschule abgelehnten 39 Brühler Kindern hatten nur zwei eine Gymnasialempfehlung“, so Marion Lenz, die der Elternpflegschaft an der Erich-Kästner-Schule vorsteht.
Hauptschule und Realschule haben gleichbleibende oder steigende Schülerzahlen
Nicht geklärt sei auch, ob ein Lehrerkollegium für eine neue große Schule überhaupt bereitstehe. Hehnke vermisst außerdem Aussagen zu den Folgen für die bestehende Gesamtschule und zu den Auswirkungen der geplanten Wesselinger Gesamtschule auf die Brühler Schullandschaft.
Mit Clemens-August-Hauptschule und Erich-Kästner-Realschule gebe es zwei Schulen mit gleichbleibenden oder sogar steigende Schülerzahlen, deren Absolventen in der Brühler Unternehmerschaft einen guten Ruf genössen. Schon die Diskussion über den Fortbestand der beiden Schulen gehe zu Lasten der derzeitigen Schülerschaft. „Wenn die Schulen tatsächlich auslaufen sollten, kann sich jeder vorstellen, dass dies negative Konsequenzen für das dortige Klima haben wird“, so Lenz.
Hehnke hat daher eine klare Forderung: „Es wird höchste Zeit, dass sich Schulpolitik in Brühl wieder an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler orientiert und nicht am Koalitionsvertrag. Wenn es so weitergeht, ist die vielfältige Schullandschaft mit ausschließlich guten und funktionierenden Schulen in Brühl bald Geschichte.“
Rot-Grün hatte die mögliche Schaffung der zweiten Gesamtschule zuletzt insbesondere mit der gestiegenen Zahl abgelehnter Kinder begründet. Für das kommende Schuljahr gab es 73. 41 davon betrafen Brühler Kinder. CDU und FDP machen sich für den Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems stark.