Wegen Corona im SchrankBrühlerin gestaltete Trophäe für Deutschen Hörbuchpreis
- Mit dem Entwurf für die Trophäe die Goldschmiedin und Produktdesignerin Ulrike Ullmann beauftragt.
- Der Deutschen Hörbuchpreis wurde jedoch wegen des Coronavirus’ kurzfristig abgesagt.
- Doch wie ist die Brühlerin überhaupt zu dieser Ehre gekommen?
Brühl – Ulrike Ullmann hatte sich den 10. März schon dick im Terminkalender angestrichen. An diesem Tag sollte nämlich im Rahmen der lit.Cologne die festliche Verleihung des 18. Deutschen Hörbuchpreises im WDR-Funkhaus am Kölner Wallraf-Platz stattfinden.
Seit 2015 gehört die Goldschmiedin und Produktdesignerin zu den geladenen Gästen der Veranstaltung, denn von ihr stammt der Entwurf für die Trophäe, die den jeweiligen Preisträgern überreicht wird. Dann aber wurde die Veranstaltung wegen des Coronavirus’ kurzfristig abgesagt.
Auf Promis gefreut
„Sehr schade, aber verständlich“, wie Ulrike Ullmann findet, die sich eigens ein neues Kleid gekauft hatte und sich schon auf die Begegnung mit Prominenten wie Elke Heidenreich und Schauspieler Axel Milberg gefreut hatte, dem in diesem Jahr ein Sonderpreis zugesprochen wurde.
Mit der Trophäe ist der Brühlerin ein kleines Meisterstück gelungen. Sie löste das Vorgängermodell ab, das aus massivem Edelstahl bestand und mit sechs Kilogramm ein so stattliches Gewicht hatte, dass manch ein Preisträger es kaum heben konnte. Von Henrike Wenschkewitz, Projektleiterin des Wettbewerbs, die ebenfalls in Brühl lebt, hatte Ulrike Ullmann erfahren, dass eine Neugestaltung geplant war. Sie hatte rasch eine Idee, zeichnete eine Skizze und fertigte einen Prototypen an, der prompt das Rennen machte.
Festgelegt waren nur Maße und Logo
„Festgelegt war das Maß, und das Logo musste drauf passen, ansonsten hatte ich freie Hand.“ Die Designerin kreierte einen Quader, der ein Buch symbolisiert. In den Block eingefügt ist eine Glasscheibe in Form einer CD. „Ich wollte ein Naturmaterial und habe mich für Holz entschieden, weil es für seine guten akustischen Eigenschaften bekannt ist“, berichtet sie.
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Mit dem Entwurf allein war es allerdings nicht getan: Ulrike Ullmann musste sich auch um die Fertigung kümmern. „Da habe ich erstmal Grundlagenforschung betrieben“, erzählt sie schmunzelnd.
Problem beim Aufbringen von Autor und Titel
Für den Holzquader fragte sie beim Tischler Manfred Giefer an, den sie aus dem Karneval kannte. Weil ein heimisches Holz verwendet werden sollte, schlug er geräucherte Eiche vor, die mit ihrer dunklen Farbe einen schönen Kontrast zur gläsernen Scheibe bildet, die in der Glaserei Kaus geschliffen und satiniert wird.
Das größte Problem war das Aufbringen von Autor und Titel des ausgezeichneten Hörbuchs sowie des Namens des Verlages und des Preisträgers durch ein Siebdruckverfahren. Hier wurde Ullmann nicht bei einem Unternehmen in ihrer Heimatstadt fündig, sondern bei einem Familienbetrieb in Porz. Holz und Glas fügt sie mit viel Fingerspitzengefühl eigenhändig in ihrer Werkstatt zusammen. Zwischen 14 und 18 Preise werden jährlich verliehen – ein ordentliches Stück Arbeit für die beteiligten Handwerker.
Currywurst mit Alsmann
Für die Trophäe gab es viel Lob. „Handlich und schön“ sei die Skulptur, die außerdem im Regal oder in der Vitrine eine gute Figur mache. Dass die festliche Ehrung und der anschließende Empfang, bei dem der WDR als Gastgeber fungiert, diesmal ausfallen musste, bedauert Ulrike Ullmann sehr. Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser hätte durch den Abend führen sollen; für den musikalischen Teil war Laith al Deen engagiert worden.
Ullmann erinnert sich gern an einen Abend, an dem sie Seite an Seite mit Götz Alsmann vegane Currywurst verspeist hat, von der der Entertainer nur mäßig begeistert war. „Die Verleihung war immer ein Höhepunkt“, sagt die Brühlerin, die sich jetzt schon auf die Gala im kommenden Jahr freut.