Mit welchem Gefühl der 15-Jährige heute beim Spiel seiner Mannschaft beim 1. FC Niederkassel aufläuft, das wird nur er wissen – denn das, was sich am vorigen Wochenende zugetragen hat, wird er vermutlich nicht so schnell abschütteln können: In der Schlussphase des U16-Jugendspiels zwischen dem SSV und dem SC Brühl im Schloßparkstadion hatte er ein Schädelhirntrauma und eine Nasenprellung erlitten.

Wohlgemerkt nicht in Folge eines Zweikampfs oder eines Fouls eines Brühler Spielers, sondern weil ihn ein Zuschauer mit der Hand ins Gesicht geschlagen hatte. Was war geschehen? Es lief bereits die Nachspielzeit des Testspiels zwischen Brühl und Bornheim, als es zu einer Rangelei zwischen zwei Spielern der beiden Teams kam. Andere Spieler mischten daraufhin mit, es kam zu einer Rudelbildung. Bei der mischte unversehens auch der Vater eines Brühler Spielers mit, der sich bemüßigt gefühlt hatte, auf den Kunstrasen zu laufen. Er stieß den Bornheimer Spielführer mit der flachen Hand ins Gesicht, wodurch dieser zu Boden ging.

Brühl: Spielervater schlägt 15-Jährigen krankenhausreif

Polizei und Rettungsdienst wurden alarmiert, und der 15-jährige Bornheimer wurde zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Dort wurden die Verletzungen festgestellt. Er konnte die Klinik aber gleich wieder verlassen. Die Polizei hat gegen den Brühler Angreifer eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung aufgenommen.

Kurt Schallehn, Trainer der Brühler U16 und Vorsitzender des Kreisjugendsportgerichts Rhein-Erft, sprach gegen den Spielervater ein vorläufiges Platzbetretungsverbot in Brühl aus. Die endgültige Entscheidung über die Dauer des Betretungsverbotes durch den Haupt- und Jugendvorstand der Brühler steht noch aus. Das Kreisjugendsportgericht hat bereits die ersten Schritte für ein Verfahren eingeleitet, welches Schallehn als Vorsitzender an einen Vertreter weitergegeben hat – um einem möglichen Vorwurf der Befangenheit entgegenzuwirken.

Entsetzen über Ausraster: Keine Rückmeldung des SC Brühl

Sowohl auf Seiten der Brühler und der Bornheimer zeigten sich die U16-Trainer bestürzt über das Verhalten des Vaters. Zwar habe sich der mutmaßliche Täter reumütig gezeigt, „allerdings ist diese Tat nicht zu entschuldigen. Ein Erwachsener hat auf dem Spielfeld nichts zu suchen, und er darf erst recht nicht einen 15-Jährigen ins Gesicht schlagen. Das darf nicht passieren“, stellt SSV-Trainer Marko Dick klar. Er erwartet noch immer eine Reaktion der Verantwortlichen des SC Brühl. „Bis jetzt ist keine Rückmeldung des SC Brühl erfolgt; es gab keine Entschuldigung und keine Nachfrage, wie es dem verletzten Spieler geht.

Auch wenn sie in diesem Fall nichts dafür können, aber eine Rückmeldung haben wir uns schon erhofft.“ Kurt Schallehn erklärte dazu: „Nach dem Spielabbruch suchte ich das Gespräch mit dem Vater unseres Spielers. Er zeigte sich im Gespräch mir gegenüber einsichtig und teilte mir mit, dass er den Vater des Bornheimer Spielers persönlich kenne, da er früher mit ihm gemeinsam Fußball gespielt habe. Er werde sich persönlich bei dem Vater und dem Spieler entschuldigen. Erst jetzt erfahre ich, dass er dies offensichtlich nicht tat.“