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Jeder Tag ein KampfBürgerinitiative gegen Gestank in Brühl und Hürth gegründet

Lesezeit 3 Minuten
Brühl Initiative Uns stinkts_1

Susanne Geilen aus Hürth-Kendenich und Willi Koch aus Brühl-Heide haben die Initiative „Uns stinkt’s“ mitgegründet. 

Brühl/Hürth – Fäulnisgeruch, mal süßlich, mal eher verbrannt oder chemisch. Es rieche nach vergorenem, kochendem Biomüll oder auch nach verbranntem Plastik mit Lösungsmittel. So beschreiben Willi Koch aus Brühl-Heide und Susanne Geilen aus Hürth-Kendenich die unangenehmen Gerüche, mit denen sie sich seit über einem Jahr regelmäßig konfrontiert sehen.

Es gebe zwar Bemühungen seitens der Behörden wie der Bezirksregierung Köln oder des Kreises, die Ursachen auszumachen, berichten sie. Aber das sei ihnen nicht genug, es fehle ihnen an Kommunikation mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb haben sie zusammen mit anderen Anwohnerinnen und Anwohnern aus Brühl und Hürth die Initiative „Uns stinkt’s“ gegründet.

Mehr als 800 Beschwerden bei der Bezirksregierung Köln

Denn nicht nur den beiden stinkt es. Viele Bürgerinnen und Bürger, hauptsächlich aus den Städten Brühl und Hürth sowie aus Erftstadt, beschweren sich seit mehreren Monaten über immer wiederkehrende, teils ekelerregende Gerüche. Wo sie herkommen, ist nach wie vor ungeklärt.

Seit Juli 2021 seien bis Mai 2022 über 800 Beschwerden über Geruchsbelästigung bei der Bezirksregierung Köln eingegangen, sagte Dezernentin Nicola Preuß dieser Zeitung im Mai.

Geruchskorridore werden nach wie vor ermittelt

Weil die Beschwerden nicht abrissen, führt seit Anfang des Jahres ein Gutachter-Team der Firma Aneco eine „Rasterbegehung“ durch. 36 Messfelder in Brühl, Hürth und Erftstadt mit 95 Messstellen werden regelmäßig von den Gutachtern aufgesucht, die festgestellte Gerüche in eine Smartphone-App eintragen.

Brühl Geruchsbelästigung App

In einer Smartphone-App erfassen die Gutachter im Rahmen der Rasterbegehung ihre Eindrücke der Geruchsproben.

Zusammen mit aktuellen Wetterdaten soll so ein Korridor der Gerüche erstellt und mögliche Quellen ausgemacht werden. Beauftragt sind die Gutachter von möglichen Verursachern des Geruchs, ihre Auftraggeber dürfen sie jedoch nicht nennen. Die Bezirksregierung Köln und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) begleiten die Begehung.

Susanne Geilen und Willi Koch nutzen regelmäßig den Geruchsmelder im Internet

Die Unterschiedlichkeit der Gerüche zu verschiedenen Zeiten erschwert die Zuordnung. Das wissen auch Willi Koch und Susanne Geilen. „Unser oberstes Ziel ist es, dass es aufhört zu stinken“, sagt Geilen. Vielen anderen gehe es auch so. Die Initiative erhalte immer mehr Zulauf, berichtet Koch. Mehr als 500 Betroffene unterzeichneten schon im Oktober Geilens Petition an die Behörden.

Regelmäßig meldeten Geilen und Koch den Gestank über das Meldeformular „Geruchsbelästigung NRW“. „In Brühl stinkt es auch mal tagsüber“, so Koch. Nachts sei es am schlimmsten, sagt Geilen. „Meine Familie hat auch schon fünf Meldungen am Tag gemacht“, berichtet Koch.

Initiative fordert mehr Informationen über Untersuchungen

„Natürlich ist das Geruchsempfinden immer auch individuell“, sagt Geilen: „Manche riechen nichts, wenn es andere schon stört.“ Durchschnittlich mache sie drei Meldungen pro Woche, berichtet sie. Susanne Geilen und Willi Koch wüssten gerne mehr über die Rasterbegehung und aktuelle Zwischenergebnisse.

„Was uns fehlt, sind Informationen zu der Rasterbegehung und den Geruchsmeldungen“, kritisiert Susanne Geilen. Warum würden keine Zwischenergebnisse veröffentlicht, fragt sie. Oder die Ergebnisse der Geruchsmeldungen anonymisiert veröffentlicht, fügt Koch hinzu.

Rasterbegehung soll noch im August abgeschlossen werden

Die Begehung durch die beauftragten Gutachter läuft weiter. Wie die Bezirksregierung Köln auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, ende die Erfassung am 21. August. Danach würden die Ergebnisse bis etwa Ende September ausgewertet.

„Zwischenergebnisse können wir nicht öffentlich mitteilen“, sagt Martin Kretzschmar vom Team der Gutachter. „Aber wir teilen unsere Meldungen regelmäßig mit dem Landesamt und der Bezirksregierung.“ Er ist vorsichtig optimistisch. „Es sieht so aus, als würden gerade Probleme gefunden werden, die damit zusammenhängen, und die im Begriff sind, beseitigt zu werden.“