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Erfahrungen könnten ein Buch füllenVorsitzende des Brühler Hospizvereins tritt ab

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Brühl-Monika-von-Frantzius

Erst kürzlich gab Monika von Frantzius den Vorsitz des Brühler Hospizvereins im Alter von 80 Jahren ab.

Rhein-Erft-Kreis/Brühl – Der Religionslehrer ihrer Kinder stellte Monika von Frantzius (80) vor einem Vierteljahrhundert die Frage, ob sie Lust hätte, im Hospizverein in Brühl mitzuwirken. „Damals war der Verein gerade im Aufbau“, erinnert sich von Frantzius. Der Lehrer habe damals angenommen, sie sei evangelisch. Er habe sich den Hospizverein konfessionell etwas ausgewogener gewünscht, sprich: nicht ausschließlich von Katholiken geprägt.

Letztendlich mache die Konfession aber keinen Unterschied, sagt von Frantzius im Rückblick. Maßstab der Arbeit sei der Respekt vor der Würde des Menschen, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben, seinem Alter und seiner Weltanschauung.

Von Frantzius hat ihren Entschluss nie bereut

Jedenfalls sagte sie zu. Sie habe diesen Entschluss nie bereut, versichert die ausgebildete Apothekerin. Damals ahnte sie allerdings noch nicht, dass sie ihr Ehrenamt bis über ihren 80. Geburtstag hinaus ausüben werde. Maßgeblich hat sie in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen, die Entwicklungen des Hospizvereins zu lenken. Auch jetzt, da sie sich offiziell als Vorsitzende verabschiedet hat, bleibt sie Mitglied.

„Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedienungen“, lautet das Leitbild der Hospizbewegung in Brühl und im Rhein-Erft-Kreis. „Ich bin 100-prozentig davon überzeugt, dass das richtig ist“, sagt sie. „Das Sterben, der Tod und auch die Trauer gehören zum Leben“, erklärt sie.

Hospizverein hat heute mehr als 280 Mitglieder

Monika von Frantzius wurde gleich zu Beginn in den Vorstand des Vereins gewählt und leitete den Brühler Hospizverein in den vergangenen elf Jahren als Vorsitzende. Im Vorstand wurden all die Neuerungen und Investitionen diskutiert und beschlossen, aber auch Aktionen, um den Hospizverein in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

„Am Anfang haben wir sogar die Briefe für unsere Mitglieder noch selbst ausgefahren, um so das Geld für die Briefmarken zu sparen“, erinnert sie sich. Heute hat der Brühler Hospizverein mehr als 280 Mitglieder, rund 40 ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen und -begleiter, einen ehrenamtlichen Vorstand und zwei hauptamtliche Koordinatorinnen. Schon lange werden alle Briefe mit der Post verschickt.

Engere Zusammenarbeit der acht Hospizvereine im Kreis

Ein Buch könnte die 80-Jährige mit ihren Erfahrungen rund um den Hospizverein füllen. Lange Sitzungen und Diskussionen gingen den vielen Beschlüssen voraus, die unter anderem zu einer engeren Zusammenarbeit aller acht Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis führten.

Die Vereine haben gemeinsam eine Gesellschaft zum Betrieb des Hospizhauses Erftaue gegründet, in dem Menschen in der letzten Phase ihres Lebens stationär aufgenommen werden. Eng arbeiten die Gesellschaft sowie alle acht Hospizvereine im Kreis auch mit dem ambulanten Palliativ-Team Rhein-Erft zusammen. Als Vorsitzende und Vorstandsmitglied gehörte es aber auch zu ihren Aufgaben, die Finanzierung der ehrenamtlichen Begleiter sicherzustellen. „Wir im Rhein-Erft-Kreis bilden unsere Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler gemeinsam aus“, erklärt von Frantzius.

Hospizverein bietet regelmäßigen Gesprächskreis an

Fast 1000 Schwerstkranke und Sterbende konnte der Brühler Hospizverein seit seiner Gründung 1996 in der letzten Phase ihres Lebens begleiten und deren Angehörige unterstützen. Trauernden Menschen bietet der Hospizverein einen regelmäßigen Gesprächskreis, ein Trauercafé, aber auch Wanderwochenenden in der Eifel und regelmäßige Spaziergänge im Schlosspark an.

„All das ist in den vergangenen 25 Jahren hier in Brühl gewachsen“, sagt die ehemalige Vorsitzende. Gleichzeitig wurde die Öffentlichkeitsarbeit auf- und ausgebaut – um so die Hospizidee in die Gesellschaft und ins öffentliche Leben zu tragen.

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Nicht zuletzt gelang das durch Aktionen wie „Hospiz macht Schule“, bei dem die Ehrenamtler in Grund- und weiterführenden Schulen gehen und mit den Kindern über den Tod und das Sterben sprechen. Auch als Veranstalter von Benefizkonzerten, Vortragsabenden und Lesungen ist der Hospizverein in der Schlossstadt bekannt. „Auch das macht mich stolz“, sagt Monika von Frantzius lächelnd.