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Fehlende SicherheitBrühler SPD-Frau verzichtet freiwillig auf Dezernentenstelle

Lesezeit 3 Minuten
Ein Porträt von Kerstin Richter.

Kerstin Richter bewirbt sich nicht noch einmal um den Posten.

Die Stelle von Kerstin Richter muss wohl neu ausgeschrieben werden. Die Kommunalaufsicht attestierte ihr fehlende Führungserfahrung.

Bei der Besetzung der vakanten Dezernentenstelle für Soziales, Jugendpflege und Familie in der Brühler Verwaltung zeichnet sich eine erneute Ausschreibung ab. Zwar war in der Ratssitzung am Montagabend, wie von der Kommunalaufsicht gefordert, die aufgrund eines Fehlers im Prozedere beanstandete Beigeordnetenwahl wiederholt worden, doch der inzwischen einzige Kandidat, Georg Becker aus Frechen, fiel durch.

Kerstin Richter, die sich im ersten Anlauf Mitte Februar gegen Becker hatte durchsetzen können, war nicht mehr angetreten, weil ihr ebenfalls von der Kommunalaufsicht fehlende Eignung attestiert worden war. Rhein-Erft-Kreis und Bezirksregierung waren gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es ihr an der geforderten Führungserfahrung fehle, ihre Wahl damit rechtswidrig sei.

Zuletzt hatte es Überlegungen gegeben, diesem Manko mit einer vorübergehend anderen Beschäftigung in der Brühler Verwaltung zu begegnen. Doch die Idee ist nun Makulatur. Denn Richter steht für den Posten nicht mehr zur Verfügung. „Ich habe meine Bewerbung zurückgezogen und werde auch mein Ratsmandat niederlegen“, sagt die 36-jährige Brühlerin, die als Referentin im Bundesamt für Familie tätig ist.

Richter lehnt SPD-Posten ebenfalls ab

Erst am Samstag hatte sie auf eine Wiederwahl als stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende verzichtet. „Es ist der Zeitpunkt gekommen, eine Pause einzulegen, um die Ereignisse in Ruhe Revue passieren zu lassen. Ich habe mich in den vergangenen Jahren sehr intensiv der Politik gewidmet, jetzt gilt der Fokus dem Job“, so Richter, der anzumerken war, dass die Ereignisse nicht spurlos an ihr vorübergegangen sind.

Ihren Entschluss, die Bewerbung nicht aufrechtzuerhalten, begründete sie wie folgt: „Um die geforderte Qualifikation mit einer Tätigkeit in der Stadtverwaltung zu erwerben, hätte ich meinen Job kündigen müssen. Aber ich hätte keine Sicherheit erhalten, dass ich den Dezernentinnen-Posten letztlich auch erhalte.“

Schnelle Lösung erforderlich

Ihre Fraktion und auch die der Grünen als Bündnispartner ließen dennoch die Möglichkeit aus, mit der Wahl des von der CDU präferierten Beckers eine schnelle Lösung zu finden. „Wir fanden ihn nicht so geeignet. Eine Wahl zu treffen, nur damit es schnell über Bühne geht, kann nicht die Lösung sein“, so Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried. Sie sei davon überzeugt, dass sich gute Bewerber melden würden. „Brühl ist ein attraktiver Standort. In der besagten Position gibt es viel zu gestalten“, erklärt Holderried.

Sie wünsche sich aber eine verlässliche Ebene im Zusammenspiel mit der Kommunalaufsicht. Die Kriterien müssten klar definiert werden, keinesfalls dürfe die kommunale Selbstverwaltung ausgehebelt werden. Ähnlich äußerte sich der neue SPD-Fraktionsvorsitzende Marcus Venghaus. Er beklagte eine Verunsicherung bei der Frage, wie denn ausreichende Qualifikation definiert werde.

Und das in Zeiten, in denen Fachpersonal ohnehin schwierig zu bekommen sei. Sein Pendant von der CDU, Holger Köllejan, warb daher für Georg Becker. FDP-Fraktionschef Jochem Pitz warnte ebenfalls vor einer Zweitauflage der Stellenausschreibung – diese werde schwieriger. In geheimer Wahl erhielt Becker dennoch lediglich 17 von 41 Stimmen.