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Rathausanbau in BrühlHamburger Elbphilharmonie als Vorbild

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Die Decke des Erdgeschosses ist beinahe fertiggestellt, damit kann der Rathausanbau bald weiter in die Höhe wachsen.

Brühl – Für die Stadt als Auftraggeber hat Mirsad Mujanovic gute Nachrichten. Für seine Familie eher nicht. Bei der Errichtung des neuen Rathausanbaus und der Sanierung des angrenzenden Altbaus befinde man sich voll im Zeitplan. Im späten Frühjahr werde der Rohbau nach jetzigem Stand fertig sein, erklärt der Bauleiter, der für die Firma MO-Architekten tätig ist. An Urlaub, sagt der Vater vierer Kinder, sei im Moment aber kaum zu denken.

16 bis 18 Arbeiter pro Tag

Auf der wohl bekanntesten Baustelle der Stadt arbeiten derzeit Tag für Tag 16 bis 18 Mann. Diese sind im Moment damit beschäftigt, die 45 Zentimeter dicke Decke des Erdgeschosses zu errichten. Dass der Beton dabei zwischen kopfgroße schwarze Kunststoffbälle gegossen wird, ist für die Arbeiter nichts Neues, wohl aber für viele Passanten, die dabei zusehen. „Wir werden immer wieder angesprochen, wofür die Bälle gedacht sind“, sagt Marcus Hollmann. Der Bauingenieur, der im Gebäudemanagement des Stadtservicebetriebs tätig ist, kann Aufklärung leisten. „Mit den Bällen entsteht eine sogenannte Cobiax-Hohlkörperdecke. Diese ist leichter, weil weniger Beton verwendet werden muss, um das gleiche Volumen zu füllen.“

Kunststoffbälle gehören zu der Deckenkonstruktion.

Das Verfahren schont Ressourcen und wurde laut Hersteller auch bei der Elbphilharmonie eingesetzt. In Brühl verschafft die besondere Deckenkonstruktion der Gestaltung des Rathausanbaus neue Möglichkeiten. Das verglaste Foyer kommt dank der vergleichsweise leichten Decke ohne stützende Säulen aus. Künftig reicht damit der Blick vom Janshof durch das Erdgeschoss bis hinüber zum Steinweg. Mujanovic ist stolz, bei dem Bau in Brühl mitzuwirken. Man spüre das große Interesse der Bevölkerung an dem neuen Gebäude, sagt er. Auf der anderen Seite bringe eine Baustelle mitten in der Stadt Einschränkungen mit sich. „Wir versuchen, so leise wie möglich zu arbeiten“, sagt er. Selbst laut spielende Radios seien tabu.

Auch der benachbarte Altbau wird saniert.

Eine weitere Schwierigkeit ist der Übergang zum benachbarten Altbau. Die bestehenden Wände seien nicht eben, es gebe Abbruchstellen, die besonders zu beachten seien, sagt der Bauleiter. Letztlich bleibe eine sechs Zentimeter breite Fuge zwischen den Gebäuden. „Dies verringert die Gefahr bei Erdbeben, weil die Bauten unabhängig voneinander schwingen können“, sagt Mujanovic. Gearbeitet wird derweil auch im Altbau. Dort werden die mit dem Schadstoff PCB (Polychlorierte Biphenyle) belasteten Wandbeschichtungen entfernt, Trockenbauwände kommen weg, Zimmerdecken werden ertüchtigt und bald werden auch neue Bodenbeläge verlegt. Wo immer es möglich ist, wird die ursprüngliche Bausubstanz erhalten oder wieder sichtbar gemacht. Im alten Ratssaal stieß man unter einer Deckenverkleidung auf Stuckverzierungen, die künftig wieder zu sehen sein werden. In einigen Fluren liegen alte Fliesen, die neuen Glanz erhalten sollen.

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„Alle Arbeiten finden in ständigen Austausch mit dem Denkmalschutz statt“, versichert Hollmann. Dennoch komme man bislang gut voran. Die Sanierung des Altbaus aus dem 19. Jahrhundert soll im April kommenden Jahres abgeschlossen sein. Dann soll auch das neue Gebäude bezugsfertig sein.