Brühl – Im zweiten Anlauf hat es nun also geklappt: Dieter Freytag (SPD) ist neuer Bürgermeister von Brühl. 60,8 Prozent standen für ihn am Ende der Stichwahl am Sonntag zu Buche – ein deutliches Votum. CDU-Kandidat Dieter Dahmen konnte den Vorsprung Freytags, der sich bereits beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen angedeutet hatte, nicht mehr aufholen und kam nur auf 39,2 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung war auch bei der Stichwahl mit 39,7 Prozent schwach, lag jedoch nur knapp einen Prozentpunkt unter der vom ersten Wahlgang vor zwei Wochen (40,7 Prozent).
CDU siegt nur in Schwadorf
Lediglich einen von 22 Wahlbezirken konnte Dieter Dahmen für sich entscheiden. In seinem Heimatort Schwadorf erreichte er 53,4 Prozent. Die restlichen Bezirke gingen an Dieter Freytag. Sein bestes Ergebnis erzielte der Sozialdemokrat mit 69,1 Prozent im Wahlkreis Innenstadt 3. Für Dieter Dahmen und die CDU ein äußerst ernüchterndes Ergebnis. „Wir werden das Ganze jetzt parteiintern analysieren müssen. Wir haben unser Wählerpotenzial nicht mobilisieren können wie ich mir das erhofft hatte“, sagte Dahmen nach Bekanntgabe des Ergebnisses.
Die SPD hingegen nutzte die Gunst der Stunde und feierte den Wahlsieg ihres Kandidaten ausgiebig. „So etwas gab es schließlich schon lange nicht mehr hier in Brühl“, erklärte SPD-Chef Michael Müller am Tag danach im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das klare Ergebnis schreibt Müller zu weiten Teilen der Person Dieter Freytags zu. Der langjährige Kämmerer sei als Fachmann bekannt und beliebt in der Schlossstadt. „Allerdings glaube ich auch, dass die Brühler nun noch einmal etwas anderes wollten.“ Trotzdem sei die SPD ob des deutlichen Vorsprungs am Ende etwas überrascht gewesen. „Mit solch enormen Zugewinnen hatten wir nicht unbedingt gerechnet.“
Dieter Freytag: Gestern hatte ich noch das Gefühl, ich würde träumen. Das war schon komisch. Heute ist es immer noch ein besonderes Gefühl, aber ein schönes.
Freytag: In gewisser Hinsicht war die Deutlichkeit des Ergebnisses schon überraschend. Das Ergebnis aus dem ersten Wahlgang könnte in diesem Zusammenhang eine gewisse Sogwirkung entfaltet haben, vielleicht hat der ein oder andere gesagt: „Jetzt hat er es verdient, jetzt soll es auch werden.“
Freytag: Ich glaube, dass die Brühler sich für Solidität beim Thema Finanzen entschieden haben. Das Thema Steuererhöhungen scheint von den Wählern tiefer analysiert worden zu sein, und sie haben gesehen, dass es zwar unangenehm ist, aber es durchaus Gründe dafür gibt. Von der Gegenseite wurde lediglich kritisiert, andere Vorschläge kamen nicht. Daher denke ich, dass das Gesamtpaket Freytag das bessere war.
Freytag: Ganz oben steht natürlich die Haushaltskonsolidierung. Ansonsten sind es die bekannten Baumaßnahmen Rathaus Steinweg, Belvedere-Platz und Balthasar-Neumann-Platz, für die Lösungen gefunden werden. Die Themen Erweiterung Phantasialand und neue Feuerwache werden uns sicherlich auch noch eine Zeit lang beschäftigen.
Freytag: Ich habe da schon Ideen, die unter anderem mit der Veränderung der Dezernatsstruktur einher gehen würden. Aber das möchte ich zuerst mit den Fraktionen besprechen.
Freytag: Es wird viel an Gesprächen nötig sein. Ich respektiere diese Mehrheit, das ist von den Wählern so gewollt. Aber die Wähler haben auch mir ein Mandat gegeben. Ich glaube an eine konstruktive Zusammenarbeit, finde die Konstellation reizvoll und sehe sie als Herausforderung. Bereits jetzt fallen rund 95 Prozent der Entscheidungen einstimmig, was dann noch kontrovers ist, muss offen und transparent diskutiert werden.
Nun müsse man sehen, wie sich die neue Gemengelage auf die Arbeit des Stadtrates auswirke, schließlich gebe es dort mindestens bis zur Kommunalwahl eine konservativ-liberale Mehrheit aus CDU und FDP. Müller: „Mal schauen, wie schnell Dieter Freytag seine Themen aufgreifen wird. Die Mehrheit ist nun mal eine andere, das wird sicherlich nicht immer einfach.“
Der Brühler CDU-Chef Hans-Theo Klug glaubt, dass die Bekanntheit des SPD-Kandidaten den Ausschlag für den Wahlsieg gegeben hat. Eine genaue Analyse wird der Parteivorstand zeitnah vornehmen. „Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass die SPD nun für die Kommunalwahl einen taktischen Vorteil hat.“ Doch eins-zu-eins übertragen könne man das Ergebnis nicht. „Die Karten werden neu gemischt.“