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Von Italien nach BrühlSeit 80 Jahren gibt es die Eisdiele Cercena

Lesezeit 3 Minuten

Die Eisdiele Cercena in den 60er Jahren.

Brühl – Waltraud Engels (77) kann sich gut erinnern: Schon als Kind habe sie von ihrer Tante ein Eis aus der Eisdiele am Brühler Markt bekommen. Damals sei die Auswahl ein bisschen kleiner, das Eis aber einfach lecker gewesen. „Und ein Bällchen hat zehn Pfennige gekostet“, sagt die 77-Jährige. Auch heute noch führt ihr Weg öfters zu der Eisdiele, auch wenn sich dort im Laufe der Jahre einiges verändert hat. Engels geht es wie vielen Brühlern, die Eisdiele Cercena gehört einfach zu ihrer Stadt.

Liana Cercena, die den Betrieb mit ihrem Bruder Vittorio inzwischen in der dritten Generation führt, weiß das zu schätzen. Angefangen hat alles mit dem Mut ihrer Großeltern Angela und Vittorio Cercena. Die beiden verließen 1935 ihre Heimat Italien, um in der Schlossstadt Brühl einen Neuanfang zu wagen.

Die Familie Cercena vor ihrer Eisdiele im Sommer 2018 mit ihrem ganzen Team und dem Nachwuchs.

Drei Jahre später – also vor inzwischen 80 Jahren– eröffneten sie die Eisdiele Cercena. „Die Eisdiele meines Großvaters war allerdings erst im Geschäftshaus schräg gegenüber neben der heutigen Bäckerei angesiedelt“, erklärt Vittorio Cercena. Der Großvater habe die Eisherstellung in Genua von der Pike auf gelernt und die alten Familienrezepte mit nach Deutschland gebracht. „Großvater hat das Eis noch manuell hergestellt“, berichtet Liana Cercena.

Doch lange währte das kleine Glück von Angela und Vittorio Cercena nicht. Bei einem schweren Luftangriff im Zweiten Weltkrieg auf die Brühler Innenstadt sei das Haus und die Eisdiele zerstört worden.

Kinder haben erst studiert und sich dann zur Übernahme entschieden

Erneut begannen die Cercenas bei Null. Jeder Pfennig wurde gespart. Zu viert, zusammen mit ihren beiden Kindern Alfredo und seiner Schwester wohnten die Großeltern in einem kleinen Zimmer hinter ihrer neuen Eisdiele am heutigen Standort. „Zunächst war der Gastraum auch nur halb so groß“, erinnert sich Alfredo Cercena. Nebenan auf der Ecke sei damals noch ein Zeitungsgeschäft gewesen. Vor der Eisdiele gab es nur einen Bürgersteig. Die Hauptverkehrsstraße führte damals noch mitten durch Brühl.

Ganz genau hat Alfredo Cercena (86) auch noch das Bild seiner Mutter vor Augen wie sie nach Geschäftsschluss in der Eisdiele agieren. „Sie hat das Eislabor kontrolliert und oft bis nach Mitternacht geputzt. Wie ein „General“ habe sie nach dem frühen Tod ihres Mannes, bis ins Alter von 87 Jahren das Unternehmen geführt. Erst danach haben Alfredo und seine Schwester den elterlichen Betrieb übernommen. Heute leben sie beide wieder in Italien, kommen aber oft zu Besuch nach Brühl.

In Italien gingen auch ihre Kinder zur Schule und dort promovierte Liana Cercena nach ihrem Studium in Kunstgeschichte, ihr Bruder studierte dort Philosophie. „Erst später haben wir uns entschlossen, den Betrieb hier in Brühl zu übernehmen“, sagt Vittorio Cercena.