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Ermittlungen gegen BrühlerEx-Anwälte vor Gericht

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Symbolbild

Brühl – Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen ein Anwaltsehepaar aus Brühl wegen Untreue und Betrugs. Dabei soll das Paar in erster Linie Senioren um ihre Barschaft gebracht haben. Der Schaden soll sich auf mindestens 300 000 Euro belaufen. Die Rechtsanwaltskammer zu Köln hat den beiden Anwälten die Zulassung entzogen.

Die Vorfälle, die der Kriminalpolizei Köln vorliegen, werden von den Beamten als extrem dreist bezeichnet. Es besteht der Verdacht, dass das Paar gezielt vorgegangen sei, um ältere Menschen um ihr Hab und Gut zu bringen, sagt ein Kriminalbeamter.

So soll sich die Rechtsanwältin in Brühl in verschiedenen Senioren-Organisationen engagiert haben. Dabei soll sich die Frau das Vertrauen der älteren Menschen, darunter auch Demenzkranke, erschlichen haben, lautet der Vorwurf eines Anwalts, der mehrere Opfer vertritt.

Das Anwaltspaar soll Senioren in Gesprächen auf Nachlass- und Erbschaftsangelegenheiten hingewiesen haben, die im Alter zu regeln seien. Die seriös auftretende Juristin genoss offenbar das Vertrauen und wurde bei juristischen Angelegenheiten häufig beauftragt. Auch ihr Ehemann, ebenfalls Anwalt, soll einige Mandate übernommen haben.

In einem Fall wandet sich eine ältere Frau an den Anwalt, weil sie zwei Pistolen ihres verstorbenen Mannes nicht mehr haben wollte. Der Anwalt, der im Polizeisportverein Brühl engagiert war, soll die Waffen an sich genommen haben und versprach diese dem Verein zukommen zu lassen. Nach kurzer Zeit, so der Vorwurf, soll er von der Witwe 12 000 Euro pro Waffe als angebliche Sicherheitsleistung verlangt haben. Dem Verein hat der Anwalt inzwischen den Rücken gekehrt, freiwillig, wie der Geschäftsführer auf Anfrage mitteilte.

In einem anderen Fall bat eine Seniorin den Anwalt bei der Scheidung ihres Sohnes zu helfen. Der Jurist verlangte von der älteren Frau mehrere Tausend Euro, die angeblich der Richter als Kaution verlangt habe. Um entsprechend Seriosität zu zeigen, wurden die Senioren zu den Anwaltsterminen von einem Chauffeur abgeholt und zurückgefahren. Ein Beamter: „Wir ermitteln derzeit in zehn Fällen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass das Paar weitaus mehr Senioren betrogen hat, die sich noch nicht gemeldet haben.“

Die Polizei hat die Kanzlei des Paares durchsucht und Akten und Computer sichergestellt. „Die Auswertung dauert noch an“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft Köln auf Anfrage dieser Zeitung.

Bereits im März 2012 wurde der Rechtsanwalt vor dem Amtsgericht Brühl wegen Untreue in ähnlichen Fällen zu einer Haftstrafe von sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, verurteilt. In dieser Zeit könnte er abermals straffällig geworden sein. Denn im Dezember steht der Brühler Anwalt erneut vor Gericht. Losgelöst von den Ermittlungsfällen, die die Kölner Kriminalpolizei ermittelt, ist er wegen eines weiterer Betrugsverdacht angeklagt.

In diesem Fall geht es um 7500 Euro, Geld, das als Sicherheitsleistung in einer Bauangelegenheit treuhänderisch hinterlegt werden sollte. Als es um die Rückzahlung ging, war das Geld nicht mehr da.

Der Anwalt wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern und verwies auf das laufende Verfahren.