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Autobauer wird zum MieterDas hat die Renault AG mit dem Gelände in Brühl vor

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind die Gebäude der Renault Deutschland AG in Brühl-Vochem.

Die inzwischen teils leerstehenden Gebäude der Renault Deutschland AG werden abgebrochen.

Im Juli vergangenen Jahres ist der französische Autobauer mit seiner Deutschland-Zentrale nach Köln gezogen. So soll es jetzt in Brühl weitergehen.

Im Juni vergangenen Jahres verlor die Brühler Wirtschaft eines ihrer Aushängeschilder. Die Renault-Deutschland-Zentrale zog nach vielen Jahren im Vochemer Gewerbegebiet in den Kölner Stadtteil Mülheim. Rund die Hälfte der 400 Mitarbeiter verabschiedeten sich aus Brühl, wo Lager, Logistik und bislang auch Schulungszentrum und Pressewerkstatt verblieben. Nun erläuterten die Verantwortlichen des französischen Autobauers ihre Pläne für das inzwischen teils ungenutzte Areal im Brühler Norden.

Ein beauftragter Projektentwickler soll demnach für eine Neuordnung des 13,5 Hektar umfassenden Gewerbegebietes an der Renault-Nissan-Straße sorgen. Die in die Jahre gekommenen Bauten werden abgerissen. Auf dem südlichen Gelände soll ein Neubau für ein modernes Logistikzentrum der Renault AG entstehen.

140 Arbeitsplätze verbleiben in Brühl

Rund 140 Frauen und Männer blieben dort dauerhaft beschäftigt, heißt es seitens des Unternehmens. Diese werden etwa dafür sorgen, dass Ersatzteile zügig bei Werkstätten und Händlern landen. Nicht mehr benötigt werden Räume für das Schulungszentrum und die Pressewerkstatt. Beide Bereiche ziehen voraussichtlich im Oktober dieses Jahres von Brühl in einen Neubau am Wesselinger Kronenweg.

Im zentralen Bereich des Areals sind Hallenbauten vorgesehen und entlang der Renault-Nissan-Straße Gebäude für kleinteiliges Gewerbe. Renault und der Projektentwickler legen dabei nach eigenem Bekunden Wert auf eine nachhaltige Entwicklung des Gebiets. Vorgesehen sind Photovoltaikanlagen, eine Begrünung und die Schaffung der Infrastruktur für Elektromobilität.

Der Abriss der bestehenden Bauten soll im August starten und voraussichtlich bis Januar kommenden Jahres andauern. Ende 2025 oder Anfang 2026 sollen die Neubauten vollendet sein, so Hajar Kayali, Direktorin Kommunikation bei Renault.

Sie erläutert auch die Gründe für den Abschied der Unternehmenszentrale aus Brühl. „Der Umzug nach Köln-Mülheim stellt einen Baustein für die Modernisierung der Renault Group auf lokaler Ebene dar. Neben der Erneuerung des Produktportfolios wurde damit der Anspruch erfüllt, für die Mitarbeitenden in Deutschland eine moderne und flexible Arbeitsumgebung zu schaffen.“ Offenbar sahen die Verantwortlichen diese Möglichkeit in Brühl nicht gegeben. Dort veräußert man das Gelände nun, um selbst Mieter der für die Teilelogistik nötigen Bauten zu werden. Über die übrigen Nutzer der geplanten Gewerbegebäude wurde noch nichts bekannt.

Ich halte es für höchst bedenklich, es als Erfolg zu verkaufen, dass das Ersatzteillager übrigbleibt, nachdem die Deutschland-Zentrale fortgezogen ist
Holger Köllejan, CDU-Fraktionschef

Dass Renault die Zusammenlegung mit weiteren Konzernteilen in einem Neubau Köln im städtischen Planungsausschuss als folgerichtigen Schritt bezeichnet habe, wertet SPD-Ratsherr Michael Weitz als „bemerkenswerte Aussage“. Damit sei der Kritik an SPD-Bürgermeister Dieter Freytag und der Wirtschaftsförderung, im Kampf um den Erhalt des Standorts in Brühl untätig gewesen sein, die Grundlage entzogen. Leon Berg, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, bezeichnete die Pläne des französischen Autobauers gar als „klares Bekenntnis zum Standort Brühl“.

Holger Köllejan, Fraktionschef der CDU, sieht das ganz anders. „Meiner Kenntnis nach hat man es versäumt, Renault aktiv alternative Flächen in Brühl anzubieten.“ Dabei hätte es in Brühl-Ost durchaus Möglichkeiten gegeben, meint er. „Ich halte es für höchst bedenklich, es als Erfolg zu verkaufen, dass das Ersatzteillager übrigbleibt, nachdem die Deutschland-Zentrale fortgezogen ist“, so Köllejan. Angesichts des bereits zuvor vollzogenen Verlustes von Nissan, des bevorstehenden Abschieds der Telekom und der unsicheren Zukunft des Eisenwerks müsse man sich um die Steuereinnahmen der Stadt sorgen. Denn von signifikanten Neuansiedlungen sei schließlich nichts zu hören.