Digitaler Markt in Brühl und ErftstadtGemüse und Obst vom Bauern online bestellen
Erftstadt/Brühl – Ein bisschen Markt-Atmosphäre, kombiniert mit den Vorteilen des Einkaufs im Internet, das ist das Prinzip des Geschäftsmodells Marktschwärmerei. Vor allem aber soll damit die Verbindung hergestellt werden zwischen regionalen Erzeugern und Menschen, die Produkte aus der Umgebung kaufen möchten, ohne durch die diversen Hofläden zu tingeln.
Brühl: „Marktschwärmerei“ in Kierberg und Schwadorf
In Brühl gibt es bereits eine Marktschwärmerei am Kaiserbahnhof in Kierberg, die zweite eröffnet demnächst in Schwadorf. Und auch auf dem Erdbeerhof Schumacher in Erftstadt-Konradsheim soll eine Verkaufsstelle eingerichtet werden.
Hinter dem Projekt stehen Susanne Krupp-Kirschke und Karola Windhagen. Krupp-Kirschke betreibt seit Oktober 2019 die Marktschwärmerei am Kaiserbahnhof. „Die ist super angelaufen“, sagt sie. So gut, dass sie Mitte September eine Filiale eröffnet. Für den Verkauf in Konradsheim hat sie sich mit Windhagen zusammengetan.
Abholtag für bestellte Ware im Internet
Die Idee für den Online-Markt komme aus Frankreich, erzählen die beiden. Sie kooperieren mit Landwirten und anderen Produzenten aus den näheren Umgebung. Auf der Internetseite der Marktschwärmerei kann der Kunde die Waren anschauen, mit Bild und Preis, wie bei Onlinehändlern üblich. Dort wird bestellt und auch bezahlt.
Allerdings fährt kein Bote vor, der das Bestellte liefert, sondern einmal in der Woche gibt es einen Abholtag. Denn Kunden und Erzeuger sollen in persönlichen Kontakt treten können. Windhagen: „Da kann man beispielsweise den Bauern fragen, wie er seine Kühe hält, ob die Kälber bei den Muttertieren bleiben dürfen.“ Und es soll sich ja auch nach Markt anfühlen, auch wenn man mit der Bestellnummer einfach die bezahlte Ware in Empfang nehmen kann.
Marktschwärmerei Brühl: Auch Tee, Weil und Spirituosen im Angebot
In Brühl kann man neben Obst und Gemüse beispielsweise auch Tee, Wein und Spirituosen kaufen. Ein Jäger zählt ebenso zu den Lieferanten wie eine Kunsthandwerkerin.„Fairer einkaufen, besser essen“, mit diesem Slogan wirbt das Netzwerk der Marktschwärmereien, das seinen Sitz in Berlin hat. Die Bewegung habe mehr als 120.000 Mitglieder, heißt es auf der Homepage, 1500 regionale Erzeuger und mehr als 90 Gastgeber – so werden die Betreiber der Marktschwärmereien genannt. „Marktschwärmer ist Teil der gesellschaftlichen Bewegung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und gerechteres wirtschaftliches Handeln“, heißt es dort weiter.
Die Lieferanten setzten ihre Preise selbst fest, berichtet Krupp-Kirschke – anders als bei den großen Handelsketten, die die Erzeuger mit Niedrigpreisen unter Druck setzten. Und tatsächlich gehe der weitaus größte Teil des Erlöses an den Erzeuger, 18,5 Prozent „Servicegebühr“ würden einbehalten. Die wird wiederum zwischen dem „Gastgeber“ und der Equanum GmbH aufgeteilt. Die organisiert das Netzwerk der digitalen Bauernmärkte.
Wer seine Ware in der Marktschwärmerei anbietet, ist allerdings verpflichtet, am Abholtag vor Ort zu sein. Doch die rund anderthalb Stunden an einem Tag in der Woche seien ein überschaubarer Aufwand, findet Krupp-Kirschke.
Weitere Mitglieder für „Marktschwärmerei“ gesucht
Wer bei der Marktschwärmerei einkaufen will, muss Mitglied werden. Das koste aber nichts und bringe auch keinerlei Verpflichtungen mit sich, sagt Karola Windhagen. Sie braucht noch mehr Mitglieder, um ihren Standort von Konradsheim eröffnen zu können. Bei den Betreibern des Konradsheimer Erdbeerhofs Schumacher habe sie sofort Unterstützung gefunden, dort hat sie ihr Projekt auch schon auf dem Hoffest vorgestellt. Immer mittwochs, 17.30 bis 19 Uhr, soll dort Markttag sein. Windhagen geht auf Nummer sicher: Die Sozialarbeiterin betreibt den Markt erst einmal nebenberuflich.
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Am Kierberger Kaiserbahnhof ist donnerstags, 17.30 bis 19 Uhr, Abholtag. Und Mitte September eröffnet die zweite Brühler Marktschwärmerei an der Sechtemer Straße 14 in Schwadorf.