Marc Möllmann (47) ist stellvertretender Sportdirektor des Behindertensportverbandes. Er hofft auf Erfolge zweier Athletinnen aus dem Rhein-Erft-Kreis.
Paralympics in ParisBrühler rückt Sportler mit Handicap ins Licht
Am Mittwoch (28. August) beginnen die Paralympischen Spiele 2024 in Paris. Als stellvertretender Chef de Mission, als Teil der Mannschaftsleitung und Ansprechpartner für Trainer, Sportler und Betreuer des Teams Deutschland ist Marc Möllmann (47) aus Brühl seit einigen Tagen in der französischen Hauptstadt im Namen des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) unterwegs.
Der stellvertretende Sportdirektor (DBS) trägt mit Sorge dafür, dass das Team unter optimalen Rahmenbedingungen trainieren und in seine Wettkämpfe gehen kann. Im Interview spricht Möllmann unter anderem über die Erfolgsaussichten der deutschen Parasportler.
Herr Möllmann, ebenso wie bei den Olympischen Spielen geht es bei diesem Sportfest vorrangig darum, den Teilnehmern und ihrem Sport Sichtbarkeit und Anerkennung zu verleihen. Haben Sie vor der Eröffnung der Spiele das Gefühl, dass die deutschen Sportler ihre verdiente Anerkennung in Deutschland bekommen werden?
MÖLLMANN: Das mediale Interesse für unsere Sportler wächst stetig, und wir sind mit der aktuellen Entwicklung absolut zufrieden. Natürlich gibt es Optimierungsmöglichkeiten im Vergleich zu den Olympischen Spielen, aber die Sendezeiten und die akkreditierten Medienvertreter für Paris stimmen mich sehr positiv.
Wie haben Sie das bei vorherigen Wettbewerben erlebt?
Vor den Spielen in London waren unsere Parasportler kaum bis gar nicht präsent. Darüber hinaus probieren wir mit unserer eigenen Öffentlichkeitsarbeit Aufmerksamkeit für unseren Sport zu erzielen. Den Lesern kann ich unter anderem parasport.de empfehlen, auf der sie sich einen Überblick zu den Leistungen der Sportler in den jeweiligen Sportarten verschaffen können und darüber einen Zugang zum Sport bundesweit und in der Region finden.
An zwei Abenden werden die Paralympics erstmals zur besten Sendezeit in der ARD übertragen. Das reicht Ihnen neben den weiteren Übertagungsangeboten für ein solches Event aus?
Wir müssen nicht zwingend durchgehend in den Medien mit jedem Sportler vertreten sein. Es reicht uns aus, wenn wir Highlights setzen und gleichzeitig die Breite und Vielfalt darstellen können. Wenn jede Sportart am Ende mit ihren Besonderheiten zu sehen sein würde, um auf die Leistungsfähigkeit der Sportler hinzuweisen – das wäre wünschenswert und auch sehr interessant. Zum Beispiel starten beim Boccia Sportler mit einem sehr hohen Grad der Behinderung, da sind die Leistungen, die von den Parasportlern erbracht werden, immens.
Das Team Deutschland begeht mit einigen Sportlern die Spiele, die gute Chancen auf eine erfolgreiche Teilnahme haben. Welche Ziele hat sich Ihr Verband aus sportlicher Sicht gesetzt?
Rein sportlich ist es für uns wichtig, dass die Sportler ihre Bestleistungen abrufen können, weil wir dadurch am besten erkennen, dass der Verband, die Trainer, Betreuer und natürlich die Sportler in eine positive Richtung gearbeitet haben. Wenn daraus resultierend viele Podestplätze oder Platzierungen unter den besten Acht entstehen, dann sind wir sehr zufrieden.
Wo möchten Sie mit dem deutschen Team im Medaillenspiegel stehen?
Vom Medaillenranking her wollen wir natürlich besser werden. Es wäre schön, wenn wir unseren zwölften Platz aus Tokio übertreffen können. Wir wissen allerdings in vielen Sportarten nicht, wie die Konkurrenzsituation mit den großen Nationen aussieht. Deswegen werden wir unseren Erfolg an den Bestleistungen ablesen.
Wer gehört aus Ihrer Sicht zu den großen Nationen, zählen Sie das Team Deutschland nicht dazu?
Wir gehören schon zu den größeren Nationen. Aber China, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande – die zwar zum Teil kleiner sind, aber sehr effizient arbeiten – haben quantitativ und qualitativ gesehen einen Vorsprung. Uns fehlt noch ein durchgängiges bundesweites System, in dem Athleten gesichtet und bis zum Leistungssport gefördert werden. Wir befinden uns in einer Entwicklung, mit der wir sehr zufrieden sind, müssen uns aber in allen Bereichen weiterhin professionalisieren.
Welchen Entscheidungen fiebern Sie ganz besonders aus deutscher Sicht entgegen?
Als sportbegeisterter Mensch versuche ich bei allen Entscheidungen dabei zu sein. Natürlich will ich einen Markus Rehm sehen, aber es interessiert mich auch, wie die Bogenschützin Flora Kliem bei ihrer ersten Teilnahme performen wird.
Mit Edina Müller und Andrea Eskau nehmen auch zwei Sportlerinnen aus dem Rhein-Erft-Gebiet teil. Was trauen Sie den beiden zu?
Ich traue den beiden viel zu. Beide gehören zu den erfahrensten und erfolgreichsten Para-Sportlerinnen im Team und da ist sicherlich mit Podestplatzierungen zu rechnen. Als Verband geben wir keine Vorgaben raus, aber wir sind auf positive Überraschungen gefasst.