Brühl – Die Geduld des Parkdirektors des Phantasialands, Ralf-Richard Kenter, scheint endlich zu sein. Seit zehn Jahren will das Unternehmen sein Areal vergrößern, erst jetzt ist man so weit, dass ein Bebauungsplan erstellt werden könnte, was jedoch ebenfalls noch etwas Zeit beanspruchen wird. Geplant ist, den Freizeitpark um ein Aqua-Hotel-Resort zu erweitern, um weitere Kundenströme zu erschließen. Verzögert wird das Verfahren unter anderem, weil es von verschiedenen Seiten Bedenken dagegen gibt.So wird etwa kritisiert, dass für die Erweiterung ein Naturschutzgebiet geopfert werden soll.
Bäume als Ersatzreligion
„Ich habe Verständnis, dass man Natur schützen möchte. Es darf aber nicht so weit kommen, dass Bäume zur Ersatzreligion werden – zumal wir ja vollständigen Ausgleich leisten. Man darf nicht vergessen, dass in einem Freizeitpark wie unserem Millionen Menschen Freude bereitet wird“, sagte Kenter jetzt der Tageszeitung „Die Welt“, kurz bevor er sich in den Urlaub verabschiedete und für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen war.
Der Parkdirektor sieht die Entscheidungsträger in der Pflicht. „Ich habe ein Problem damit, wenn Politiker und Interessenvertreter eine Planung auch dann noch ablehnen, wenn ein Unternehmen bereit ist, alle Forderungen zu erfüllen, die vorher unter Mitwirkung eben dieser Interessenvertreter zustande gekommen sind. Da geht es teilweise ums Prinzip und nicht um Inhalte. Es geht nicht, dass über die Prinzipien unseres Rechtsstaats noch eine ideologische Ebene drübergestülpt wird.“
Selten so deutlich geäußert
Worte, die in ihrer Heftigkeit sogar die Gegner der Erweiterung überraschen. So deutlich habe sich Kenter tatsächlich selten in der Öffentlichkeit geäußert, sagte Doris Linzmeier von der Initiative „50 000 Bäume“ auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ihrer Organisation gehe es allerdings keinesfalls um Ideologie. „Den Schuh ziehen wir uns nicht an. Für uns steht im Vordergrund, zu verhindern, dass dort ein Präzedenzfall geschaffen wird. Es wäre das erste Mal, dass ein staatliches Naturschutzgebiet den Interessen eines privaten Unternehmens geopfert wird, und hätte Konsequenzen für andere Gebiete“, sagt die Biologin. Überbewerten wolle sie die Aussagen Kenters aber auch nicht. „Hier geht es wahrscheinlich darum, einfach noch mal etwas mit dem Säbel zu rasseln“, glaubt Linzmeier.
„Taktisch unklug und nicht zielführend“
Die Brühler Grünen standen dem Projekt von jeher kritisch gegenüber, die Äußerungen Kenters stoßen bei Fraktionschef Michael vom Hagen daher auf Unverständnis. „Ich halte das für taktisch unklug und nicht zielführend. Besser wäre es, wenn er alle Beteiligten, dazu gehören für uns auch Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, zu einem runden Tisch einladen würde. Doch da kommt nichts“, so der Grüne.
Das NRW-Umweltministerium will sich zu den Aussagen Kenters nicht äußern. „Wir geben dazu keine Stellungnahme ab, da für uns nicht ersichtlich ist, wen Herr Kenter mit seinen Worten anspricht“, erklärte der stellvertretende Ministeriumssprecher Wilhelm Deitermann auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.