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Phantasialand und AutobahnAnwohner kämpfen gegen Lärmpegel im Brühler Süden an

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Phantasialand Symbol Black Mamba

Die Achterbahn Black Mamba.

Brühl-Badorf – Wenn Dr. Michael Müller über Dezibel, Emissions-Kataster und Flüsterasphalt spricht, könnte man ihn für einen Lärmschutz-Experten halten. Dabei ist die eigentliche Profession des 59-Jährigen die Beratung großer Unternehmen.

Doch in den vergangenen zehn Jahren hat er sich eine Menge Wissen rund um das Thema Lärmschutz angeeignet. Müller ist Vorsitzender des Vereins Bovivo, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Bürger vor gesundheitsbeeinträchtigenden Immissionen zu schützen.

„Wir beschäftigen uns mit einigen Dingen, die dauerhaft Krach machen“, sagt der Badorfer. Als der Verein 2008 gegründet wurde, ging es vor allem um den Lärm des Phantasialands. „Das hat sich jedoch eindeutig verbessert“, sagt er. Hinter der hohen Hecke am Ende seines Gartens beginnt das Gelände des Freizeitparks. An die Geräuschkulisse des Parks und seiner Besucher hat er sich gewöhnt. Je nach Windrichtung sei es lauter oder leiser, sagt Müller.

Phantasialand nimmt Rücksicht auf Anwohner

Doch der gebürtige Pfälzer kann sich an Zeiten erinnern, als der Lärm unerträglich war. „Nach der Eröffnung der Attraktion Wakobato konnten wir und unsere Nachbarn nicht mehr im Garten sitzen“, sagt er. Bovivo klagte gegen die Baugenehmigung und bekam Recht. Seitdem ist Wakobato an Wochenenden außer Betrieb.

Dr. Michael W. Müller kennt sich mit Dezibel-Messgeräten aus. Er ist seit zehn Jahren Vorsitzender des Vereins Bovivo, der auch die Interessen der Anwohner des Phantasialandes vertritt.

„Außerdem hat sich seit dem Urteil unser Verhältnis zur Leitung des Phantasialands grundlegend verändert“, berichtet er. Statt Konfrontation herrsche nun konstruktiver Austausch. Man erkenne den überregional bekannten Freizeitpark als integralen Bestandteil Brühls an. Auch Parkdirektor Ralf-Richard Kenter lobt den konstruktiven und offenen Dialog. „Man entwickelt sich weiter. Das gilt für beide Seiten“, sagt er. Man sei aber auch unabhängig von Bovivo darum bemüht, sich um die Anliegen der Anwohner zu kümmern.

Dass dies Früchte trägt, bestätigt Müller. Zu Beginn der Saison im Frühjahr komme nun ein Techniker vorbei, um die Beschallung im Park so zu optimieren, dass die Anwohner möglichst wenig davon behelligt werden. Das Phantasialand informiere regelmäßig über Bauaktivitäten und neue Attraktionen. Auch sonst befinde man sich im ständigen Austausch. Gesprächsstopp liefern die Feuerwerke, die in der Weihnachtszeit täglich die Besucher des Parks erfreuen und die Anwohner nerven. Rund 45-mal seien im vergangenen Winter Raketen gezündet worden, berichtet Müller. Jetzt überlege man mit Phantasialand und Brühler Ordnungsamt, wie man das lärmarmer gestalten könne.

Auch Autobahn 553 macht Lärm – Flüsterasphalt gewünscht

Die seit Jahren angestrebte Erweiterung des Phantasialands gen Westen halten die rund 150 Bovivo-Mitglieder grundsätzlich für nachvollziehbar. „Wichtig ist uns jedoch, dass die Interessen der Anwohner berücksichtigt werden“, sagt Müller. Bei einer intelligenten Planung sei das durchaus mit einer Erweiterung vereinbar. „Aber kurzfristig wird sich ja wohl nicht viel tun“, meint er.

Größere Sorge bereite seinen Mitstreitern derzeit der Lärm, den die Autobahn 553 verursache. Er sei immer noch beträchtlich und die Wirkung des unlängst aufgebrachten Flüsterasphalts werde in einigen Jahren nachlassen. Auch zehn Jahre nach Gründung habe Bovivo reichlich zu tun.