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Platz schaffen für neues WachstumIm Villewald werden zur Zeit viele Bäume gefällt

Lesezeit 3 Minuten

Nicht nur Motorsägen, auch schwere Maschinen sind nahe dem Bleibtreusee im Einsatz.

Brühl – Das Ungeheuer hat Pause. Der große Greifarm ist entspannt gesenkt, die acht Räder stehen still. Ein schwarz-gelber Fremdkörper im Ville-Wald, der, wenn er in Aktion ist, Lärm macht und stinkt. Und der doch dafür sorgen soll, dass der Wald gedeiht, dass große Buchen ihre Kronen ausbreiten können und dass darunter der Nachwuchs eine Chance hat.

Revierförster Frank Pechtheyden lässt in diesen Tagen den Villewald zwischen Bleibtreusee und Bundesstraße 265 durchforsten. Damit die Störungen für das Wild, aber auch die Belästigungen für die Waldbesucher im Rahmen gehalten werden, hat er sein Revier aufgeteilt in Durchforstungsblöcke. Ungefähr alle fünf bis zehn Jahre rücken die Forstarbeiter in so einem Durchforstungsblock an, nach einigen Wochen Arbeit mit Muskelkraft und Maschinen herrscht dann wieder Ruhe.

Revierförster Frank Pechtheyden hat Schilder aufgestellt, um die Spaziergänger über die Arbeiten zu informieren.

Pechtheyden hat vorher die Bäume markiert. Die Buche, auf deren Stamm er weiße Punkte gesprüht hat, hat Glück gehabt: Sie ist ein Z-Baum, ein Zukunftsbaum, der weiterwachsen darf, weil er vital, stabil und von guter Qualität ist. Und damit die Buche das kann, müssen ihre unmittelbaren Nachbarn gefällt werden. Denn die Krone braucht Platz, wenn die Blätter den mächtigen Stamm mit genügend Energie zum Wachsen versorgen sollen. Die Esche ein paar Meter weiter hat doppelt Pech gehabt: Nicht nur, dass sie von einer Krankheit, dem Eschentriebsterben, befallen ist. Sie steht auch noch nah am Wegrand, so dass sie gefällt werden muss. Denn auf den Wegen muss das Forstamt Sicherheit gewährleisten, auch wenn Spaziergänger den Wald grundsätzlich auf eigene Gefahr betreten.

Die Holzernte

Das Revier Ville-Seen des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, das Förster Frank Pechtheyden betreut, ist etwa 2000 Hektar groß. 40 Seen – meist einstige Braunkohlegruben – liegen darin. Pro Jahr werden 4000 bis 6000 Festmeter Holz geerntet.

Nach den Arbeiten am Bleibtreusee wird der Wald bei Hürth-Fischenich durchforstet, dann geht es in der Nähe des Untersees bei Erftstadt weiter. Zur Arbeit gerade im Laubwald bleibt den Forstwirten nur Zeit von Dezember bis März. Denn dann treiben die Bäume wieder die ersten grünen Blätter. (uj)

Stände der Baum im Bestand, bliebe er stehen. „Totholz lassen wir da stehen, wo es keinen gefährdet“, sagt der Revierförster. Die abgestorbenen Bäume böten Lebensraum für viele Tiere.

Die zwei weißen Punkte markieren die gut gewachsene Buche als Zukunftsbaum.

Die Kritik, dass die schweren Fahrzeuge den Waldboden zerstörten, kennt Pechtheyden. Tatsächlich haben die Räder Spuren im Matsch hinterlassen. Doch die seien oberflächlich, sagt der Förster. Die vier Achsen der Erntemaschinen verteilen das Gewicht gleichmäßig. Der Einsatz von Rückepferden, also Kaltblütern, die mit ihrer Körperkraft die Stämme ziehen, sei zwar eine Alternative. Doch auch dann müssten Maschinen das Holz an den Wegrand bringen. Um diese Menge Bäume zu bewegen, gebe es gar nicht genügend Rückepferde. Moderne Technik vernünftig zu nutzen sei ein Sicherheitsfaktor. Noch immer passierten bei der Waldarbeit viele schwere, sogar tödliche Unfälle. Pechtheyden erklärt, wie nachhaltig der Wald bewirtschaftet wird: In zehn Jahren produziere der Wald – in diesem Fall ein Mischwald mit Buchen, Eschen, Roteichen, Douglasien und Kiefern – rund 70 Festmeter Holz pro Hektar. Entnommen würden etwa 35 Festmeter, also gerade mal die Hälfte des Zuwachses.

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Verwertet werden die Stämme, die mindestens zehn Zentimeter dick sind: Als Brennholz, Bohlen, Pfähle, als Sperrholz und Papier. Die Kronen bleiben im Wald liegen. Als Deckung für manches Wildtier, als Lebensraum für Vögel und Insekten, und später, wenn das Holz verrottet ist, als Nährboden für eine neue Generation an Bäumen.