Brühl – Überarbeitete Kollegen und keine Ablösung für die Mitarbeiter, wenn diese mal auf Toilette mussten: Dass diese Zustände im Brühler Freizeitpark Phantasialand herrschen, vermittelte die Fernsehreportage „Team Wallraff“, bei der eine Reporterin undercover im Phantasialand arbeitete.
Im Juli 2014 hatte sich die Reporterin um einen Job beworben und war für 8,80 Euro Stundenlohn im so genannten Wuzetal an den Tretbooten „Wözls Wassertreter“ eingesetzt gewesen. Während ihres Jobs, so wurde es im TV-Beitrag gezeigt, fiel ein kleines Mädchen ins Wasser und wurde von ihrem Bruder gerettet, noch bevor die Undercover-Reporterin mit ihrem recht langsamen Rettungsboot zur Stelle war.
Hotline für Mitarbeiter und Gäste
Einen Tag nach der Ausstrahlung der Reportage, die im vergangenen Sommer gedreht worden ist, zeigen sich die Verantwortlichen des Freizeitparks gelassen. „Wenn eine Kritik kommt, hören wir zu“, sagt Marketingdirektorin Birgit Reckersdrees. „Wir haben nicht nur für unsere Gäste eine Hotline, wir haben auch eine Mitarbeiter-Hotline.“
Sobald ein Kollege ein Problem habe, könne er sich melden und erfahre sofort Hilfe. „Grundsätzlich gehen wir allen Anmerkungen nach und schauen, wo wir etwas verändern können oder müssen“, so Reckersdrees.
TÜV legt Mindestbesetzung für Fahrgeschäfte fest
Für jede Attraktion ist eine Mindestbesetzung vorgegeben, wie so viele weitere Bedienungsvoraussetzungen. Reckersdrees: „Diese legen nicht wir fest, sondern die Organisationen, die die Attraktionen vor Inbetriebnahme begutachten. Der Tüv zum Beispiel.“
Das Phantasialand ginge sogar über diese Mindestbesetzung hinaus. Was den Toilettengang der Mitarbeiter angeht, gibt es zwei Möglichkeiten. An einigen Attraktionen wie der Colorado-Bahn können sich die Kollegen gegenseitig vertreten. An anderen wie „Bienchenjagd“ in Wuzetown ist der Mitarbeiter auf eine Ablösung angewiesen. „Jede Attraktion hat ein Telefon, über das eine Ablösung gerufen werden kann“, sagt Reckersdrees. Trotzdem habe das Phantasialand jetzt schon reagiert und in das Handbuch, das jeder neue Mitarbeiter erhält, einen Hinweis auf die Toilettenbesuche gedruckt.
Was den Unfall im See betrifft, erklärt Reckersdrees, dass ihr in den zehn Jahren, in denen es die Tretboote gibt, noch kein solcher Fall bekannt geworden sei.