Die „Domstürmer“ im EinsatzUnterwegs mit der Kölner Karnevalsband

Die Domstürmer sind echte Garanten für Stimmung in den Festzelten und Sälen.
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Rhein-Erft-Kreis – Steve Gable, Gitarrist der Domstürmer, sitzt im Backstage-Bereich des Leverkusener Forums und schaut sich seine Gitarre an. „Das ist mein Heiligtum“, sagt er und prüft, ob mit dem Instrument alles in Ordnung ist. Es ist kurz vor halb zwölf, drei Auftritte in Kerpen und Hürth hat die Karnevalsband bereits hinter sich. Gleich geht es auf die Bühne für den letzten an diesem Abend. Der Literat der ausrichtenden Karnevalsgesellschaft fragt, wie die Session bisher war: „Kurz und heftig?“ Eher heftig, sagt der Gitarrist lächelnd.
200 Auftritte in dieser Session
Rund 200 Auftritte absolvieren die Domstürmer in dieser Session, längst sind sie unter den Großen der Kölschen Musik angekommen. Ein Tag mit nur vier Auftritten gehöre eher zu den entspannteren Tagen, sagt Sänger Micky Nauber aus Wesseling in der Bandzentrale im Kölner Süden. Die Band setze sich, wenn möglich, ein Limit von acht Auftritten pro Tag. Immer sei das jedoch nicht einzuhalten. Manchmal wird es auch zweistellig.
Unterwegs mit „kleinem Besteck“
Der Domstürmer-Tag beginnt heute am Nachmittag. Nacheinander trudeln die Bandmitglieder ein, die Techniker verladen schon mal das Equipment. „Heute sind wir mit dem kleinen Besteck unterwegs“, sagt Techniker Sascha. Das bedeutet, zu großen Konzerten fährt die Band auch größeres Equipment auf. In der Bandzentrale gibt es einen Technikraum voller Trommeln, Kabel und Boxen.

Ohne die Crew würde bei den Domstürmern nichts laufen.
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Die Crew spielt für die Domstürmer eine entscheidende Rolle. Ohne sie wäre ein solches Pensum, wie es die Karnevalsband fährt, nicht machbar. Jeder Handgriff sitzt. Der Auf- und Abbau ist eine Sache von wenigen Minuten, wenn es die Saaltechnik hergibt, sogar von weniger als einer Minute. „Ich glaube, wir haben die schnellste Crew“, sagt Bassist Hanz Thodam.
Als die Truppe komplett ist und alles eingeladen hat, geht es los. In Kerpen findet der erste Auftritt statt. „Köln – deine Baustellen“, seufzt Micky Nauber, als der Bandbus auf die Autobahn auffährt und gleich im Stau steht. Die Minuten verrinnen, bis zum Auftritt ist es nicht mehr lange. Und schon ist der Literat aus Kerpen am Telefon und fragt, wie es mit der Anreise aussehe. Im Bus lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Gut gelaunt scherzen die Musiker.

So viel Zeit muss sein: Keyboarder Rainer Höfer fotografiert Fans mit Sänger Micky Nauber.
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Dafür, dass alles glatt läuft, ist auch Kati Ringstmeier zuständig. Sie fährt den Bus, bringt Fan-Artikel der Domstürmer gegen Spenden unter die Leute und regelt vieles rund um die Band.
Micky Nauber posiert für Selfies
Zehn Minuten vor der geplanten Auftrittszeit kommen die Musiker in Kerpen an, alles läuft gut. Während im Vorraum des Saals die anderen Musiker ihre Instrumente auspacken und stimmen, die Crew bereits für die Technik sorgt, stehen die Fans bei Micky Nauber Schlange für Selfis. „Das stört mich aber nicht, das gehört dazu“, sagt der Sänger gut gelaunt. Freundlich nimmt er sich Zeit für jeden Wunsch.
Der Kontakt mit den Fans sei für die Band ganz wichtig, sagt der Sänger später. „Egal, wie viele Auftritt man hat – für die Menschen ist der aktuelle Auftritt der wichtige und deshalb geben wir uns immer Mühe“, sagt er.

Kati Ringstmeier mit den Orden der Band. Gegen eine Spende verschenken die Musiker die Sticker. Das Geld geht an eine Schule in Köln.
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Die Vorbereitungen für einen Auftritt der Domstürmer beginnen schon im Bus. Die Musiker ziehen sich um, Micky Nauber pflegt mit Bonbons und Spray seine Stimme. Alkohol trinken die Musiker an so einem Tag nicht, höchstens ein Feierabendbier nachts in der Bandzentrale.
Der Auftritt wird spontan verlängert
Der Auftritt verläuft gut. „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching“ sorgt mit seiner Choreografie sofort für Stimmung und auch der neue Hit „Mir sin jekumme“ kommt bestens an. Bei „Meine Liebe, meine Stadt, mein Verein“ holt die Band den Elferrat nach vorne. „Das ist ein bisschen unsere Verbeugung vor dem Ehrenamt“, sagt Nauber. Denn ohne den Einsatz der Ehrenamtler sei der Karneval nicht möglich, und auch die Band könne ihren Beruf nicht ausüben.
Während des Auftritts erscheint der Literat kurzerhand auf der Bühne und hält den Musikern ein Schild hin. Der Nachfolgekünstler habe sich verspätet. Kein Problem für die Domstürmer, sie überbrücken gern und problemlos. Freundlich und unkompliziert sind die Musiker der Kölner Band.
Zurück im Bus ist dann auch mal Zeit für familiäre Dinge. Thodam schreibt Nachrichten und Nauber telefoniert mit seinem Sohn. Langweilig wird es auf der Fahrt nie. Die Musiker albern herum, es wird sehr viel gelacht. Micky Nauber hat zudem für Verpflegung gesorgt: „Die Mutter der Kompanie“, sagt Hanz Thodam und lacht.
Auch wenn sich zu späterer Stunde hier und da ein Gähnen einschleicht, wirken die Musiker nicht, als hätten sie die Lust verloren. „Das ist für uns eben der schönste Beruf, den es gibt“, sagt Nauber. Es ist halb zwei, als die Band wieder in Köln ankommt. Am nächsten Tag geht es weiter – kurz und heftig eben.