Einkaufen am RosenmontagDie Möbelhäuser im Rhein-Erft-Kreis waren voll

Vor allem in den Abteilungen mit Geschirr und anderem Zubehör war im Frechener Möbelhaus Porta Betrieb.
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Rhein-Erft-Kreis – „Wow, hier gibt’s ja nicht mal Karnevalslieder.“ Philippa Payne und Hannes Hofmann atmen auf. Die beiden Kölner sind bekennende Karnevalsmuffel und haben hier bei Segmüller ihre karnevalsfreie Oase gefunden. Und das, obwohl sie von hier aus den Kölner Dom sehen können, in dessen Nähe genau in diesem Moment gefeiert wird.
Philippa Payne und Hannes Hofmann haben andere Ambitionen: Ein neues Sofa muss her. Und zwar genau heute. Die beiden haben frei, und die Möbelhäuser locken mit satten Rabatten. Gleich zwei gute Gründe, hierher zu kommen. Mit ihrer Idee sind sie nicht allein. Hier bei Segmüller ist es rappelvoll, die Stimmung heiter und gelassen.

Im Karnevalskostüm sind Nicole Bedanarik und Dennis Hattenrath gekommen, um nach einem Bett zu schauen.
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Rosenmontag, der neue Schlussverkauf für Karnevalsmuffel? „Rosenmontag hat sich bei uns zu einem der verkaufsstärksten Tage des Jahres entwickelt“, sagt Krisha Buchholz, Geschäftsführer von Porta-West. „Wir waren anfangs selbst vom Erfolg überrascht, aber so viele Leute zum Rosenmontagszug nach Köln fahren, so viele fahren auch aus der Domstadt heraus und wollen ihre Zeit ohne Karneval verbringen.“ Und da bietet sich ein Möbelhaus, zumal mit Gastronomie und Kinderspielplatz, geradezu an.
Das sieht Familie Winter aus Rommerskirchen genauso. Gestern mit dem Töchterchen Hannah als Marienkäfer noch beim Zug, heute wird nach einem bequemen Fernsehsessel gefahndet.
Eigentlich geht ja beides: Karneval und Möbelkauf, nur eben nicht gleichzeitig, finden Nicole Bedanarik und Dennis Hattenrath aus Bergheim. Die beiden kommen direkt im rot-weiß-gestreiften Karnevalskostüm ins Möbelhaus, sie wollen um 14 Uhr noch nach Kerpen und sich dort den Karnevalszug anschauen. Langfristig suchen sie eine größere Wohnung und dafür ein neues Bett. Als Karnevalsmuffel würden die beiden sich nicht bezeichnen, eher als Schnäppchenjäger.
„Früher“, erzählt Reiner Wirtz, Geschäftsleiter von Möbel Hausmann in Bergheim, „haben sich die Karnevalsvereine bei uns beschwert, weil wir Rosenmontag geöffnet haben. Angeblich verstoße es gegen das Brauchtum.“ Mittlerweile hätten sie sich aber daran gewöhnt und viele Mitglieder kämen selbst kurz zum Schnuppern vorbei. Überhaupt scheint es schwer, am Rosenmontag im Rheinland echte Karnevalsmuffel zu finden, auch in Möbelhäusern. Manche sind sogar heimlich hier und wollen nicht fotografiert werden. „Das wäre eine Katastrophe“, sagt eine Kundin.
Sekt zum Sonderpreis
„Wir stellen Karnevalsorden her und müssten jetzt eigentlich in Köln beim Rosenmontagszug sein. Wir schwänzen dieses Jahr.“ Und Jürgen Hallbauer, Geschäftsleiter von Segmüller in Pulheim empfiehlt: „Dann nehmen Sie doch Sekt mit. Den gibt’s hier heute zum Sonderpreis.“ Das lässt sich auch Theo Düsterhöft nicht zweimal sagen. „Ich bin kein Karnevalsmuffel, ich mache nur heute eine Feierpause. Außerdem brauchen wir neue Bettwäsche, findet meine Frau.“ Aber zwei Kästen Sekt braucht er außerdem, für den Karnevalszug heute in Pulheim.“ Düsterhöft bezahlt, lächelt und verabschiedet sich von der Kassiererin mit einem herzlichen „Alaaf!“