Bettina Matratzen in ElsdorfGroße Sorgen um die Zukunft

Die Mitarbeiter von Bettina Matratzen wurden vor dem Firmeneingang von Vertretern der SPD informiert und bekamen Hilfe angeboten.
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Elsdorf – Die Stimmung unter den Mitarbeitern von Bettina Matratzen ist gedrückt. Sie haben vor etwa drei Wochen erfahren, dass die Produktion in Elsdorf zum 31. Juli geschlossen wird und 80 Menschen noch in diesem Jahr gehen müssen. So mancher verliert nach 20, 30 oder gar mehr als 40 Jahren seinen Job in dem Unternehmen, das früher in Köln ansässig war und 1998 nach Elsdorf zog.
Einige Mitarbeiter haben sich hilfesuchend an Harald Könen, bei der SPD Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer (Afa) im Rhein-Erft-Kreis, und an den SPD-Landtagsabgeordneten Guido van den Berg gewandt. Aufgrund des Gesprächs verteilten die beiden und weitere SPD-Mitglieder am Mittwochnachmittag Handzettel vor dem Eingang der Matratzenproduktion an etwa 25 Mitarbeiter und riefen sie auf, ihre Arbeitnehmerrechte zu nutzen. Denn sie sind nicht gewerkschaftlich organisiert „und auch nicht gut informiert, welche Rechte sie haben“, hat Könen festgestellt.
Enttäuschung
Viele Mitarbeiter hätten Angst, irgendetwas zu unternehmen, berichten einige, die zum Feierabend das Firmengelände verlassen. „Die Leute haben keinen Mut, sie sagen, es bringt alles nichts“, berichtet Wolfgang Basendowski, seit mehr als 20 Jahren im Betrieb. Es herrscht auch Enttäuschung über den Umgang mit den Mitarbeitern. Die Geschäftsführung habe am Rolltor, mit Security, über die Aufgabe der Produktion informiert. Dann sei schnell die schriftliche Kündigung gekommen. „Es gab auch nur ein Schreiben, keine richtige Information“, sagt Benjamin Korb (26). Rechtlich hat MFO nichts falsch gemacht, die Kündigungsfrist wurde eingehalten. Das bestätigen Mitarbeiter, die bei Anwälten waren, eine Frau gleich bei fünf. „Sie haben gesagt, dass sie nicht helfen können.“ In Elsdorf habe erst alles gut funktioniert, „bis MFO rund 500 Filialen in Deutschland aufgemacht hat“, berichtet Klaus Loersch, seit 25 Jahren im Betrieb. Im vergangenen Jahr habe es noch geheißen, eine neue Halle solle gesucht werden, aber daraus wurde nichts. „Wir haben gedacht, der Job wäre sicher“, sagt ein Kollege.
Van den Berg und Könen betonten, sie wollten den Mitarbeitern helfen, neue Arbeit zu finden. Der Landtagsabgeordnete hat mit TJX/TK Maxx in Bergheim gesprochen und erfahren, dass das Unternehmen in diesem Jahr weitere Mitarbeiter einstellen möchte, gern mit Erfahrung im Schichtbetrieb – wie bei Bettina. Mit dem Geschäftsführer des Matratzen-Outlets hatte van den Berg auch Kontakt. Frank Revermann sei dankbar, wenn TJX Kontakt aufnehme, berichtete er. Die SPD-Mitglieder haben auch mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund gesprochen und wollen für die Mitarbeiter Kontakt zur IG Metall herstellen. „Ihr solltet euch Rechtsschutz suchen“, mahnte Könen. Es gebe bestimmt die Möglichkeit einer Abfindung, vor allem für langjährige Mitarbeiter. Wie etwa der Mann, der seit 43 Jahren im Betrieb ist. Er sorgt sich um seine jüngeren Kollegen: „Was sollen die jetzt machen?“ Das Unternehmen war am Mittwoch nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. In einer früheren Mitteilung wurde aber bedauert, dass die Schließung der Produktion aus wirtschaftlichen Gründen unvermeidbar sei.