Elisenhof in TollhausenFrische Milch aus dem Automat

Johannes, Corinna und Matthias Habrich (v. l.) verkaufen Rohmilch auf ihrem Hof.
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Elsdorf-Tollhausen – Die Älteren werden sich noch erinnern: Für ein paar Groschen gab es im Milchladen um die Ecke einen Liter Milch in die Henkelkanne. In Tollhausen ist die Nostalgie in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Auf dem Elisenhof spendet ein Automat rund um die Uhr frische Rohmilch von den Kühen der Landwirte Corinna und Matthias Habrich.
Schon von der Escher Straße zwischen Tollhausen und Oberembt aus ist das Büdchen zu sehen, das die Habrichs „Milchkännchen“ nennen. Es ist bemalt wie eine gefleckte Kuh und macht auf den Hofverkauf der Milch aufmerksam. „Sie wird von 38 Grad, der Temperatur der Kuh, auf vier bis sechs Grad heruntergekühlt. Mehr machen wir nicht“, erklärt Matthias Habrich. Der Automat hält die Milch, die einen Fettgehalt von über vier Prozent hat, auf dieser Temperatur.
Ein Euro pro Flasche
Für einen Euro können die Kunden eine Flasche in dem Milchhäuschen erwerben oder die eigene Flasche oder Milchkanne mitbringen. Ein weiterer Euro – der Automat wechselt auch – öffnet die Klappe zur geeichten Zapfstelle. Auf Knopfdruck fließt maximal ein Liter des kühlen Getränks in den Behälter. Auch geringere Mengen können gezapft werden. Bei einem halben Liter gibt es 50 Cent zurück. Danach wird der Zapfspund automatisch gereinigt.
Das Häuschen ist rund um die Uhr, auch am Wochenende, geöffnet. Eine Videoüberwachung schützt vor Missbrauch und nachts geht automatisch das Licht an. Vor dem Häuschen wurde ein kleiner Parkplatz betoniert zur problemlosen Anfahrt. Denn oft kommen die Käufer von weit her. „Autos aus Dortmund und Neuss sind schon vorgefahren“, hat Sohn Johannes beobachtet.
Regelmäßig untersucht
Ein am Automaten angebrachter Hinweis rät, die Milch vor Gebrauch abzukochen. „Wir trinken die Milch von Kind an roh. Aber diese Warnung ist vorgeschrieben“, sagt Corinna Habrich. Die Milch werde von der Molkerei regelmäßig untersucht, sagt ihr Mann. „Das ist ein lebendiges Produkt mit Seele“, schwärmt er. „Die schmeckt ganz anders, als Molkereimilch“, findet auch Johannes Habrich.
Die 70 Kühe geben täglich zwischen 2000 und 2500 Liter Milch. Die Molkerei zahlt aktuell magere 33 Cent pro Liter. „Durch den Hofverkauf will ich den Betrieb zukunftsfähig machen“, sagt Matthias Habrich. Ein Ausbau des Hofverkaufs mit Gemüse und Kartoffeln sei geplant und sanfte Umstellung auf Bio-Landwirtschaft. „Das motiviert meinen Sohn, in den Betrieb einzusteigen“, sagt der Vater. Johannes Habrich ist zurzeit in der Ausbildung zum Landwirt und hat intensiv an der Vorbereitung des Milchkännchens mitgewirkt.
Rest bekommen die Kälber
Auf die Idee für den Direktverkauf brachte die Habrichs ein Verwandter, der am Niederrhein bereits seit einiger zeit Hofmilch vermarktet. Matthias Habrich meldete seinen Plan beim Veterinäramt an, kaufte Automat und Verkaufsstelle und installierte die Technik. Tochter Christiane und einige ihrer Freunde bemalten das Holzhaus stilecht. Andere Freunde der Familie besorgten die Elektroinstallation und zeichneten das lustige Logo mit glücklicher Kuh und uriger Milchkanne.
Anfangs wurden täglich 15 bis 20 Liter verkauft. „Inzwischen sind auch schon mal 150 Liter weggegangen“, berichten die Landwirte, die sich über das rege Kundeninteresse freuen. Was abends übrig bleibt, bekommen die Kälber.
Am Samstag, 1. Juli, findet auf dem Elisenhof, Escher Straße 40, ein Hoffest statt. Von 10 bis 16 Uhr können Hof und Milchkännchen besichtigt werden, dazu gibt es Kinderattraktionen, einen Imbiss und Getränke, darunter natürlich auch frische Bauernhofmilch. www.milchholen.de