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„Ohne Visionen geht es nicht“Das Union-Kino in Elsdorf soll bleiben

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist ein Gebäude aus Backstein, ein gelbes Schild weist auf ein Kino hin.

Schon seit Jahren laufen in dem ehemaligen Union-Kino keine Filme mehr, das soll sich ändern.

Bei einer Versammlung wurden Pläne für das Kino vorgestellt. Bürger wollen helfen, den Elsdorfer Lieblingsort zu retten und sich engagieren.

Das Union-Service Kino an der Köln-Aachener Straße hat eine lange Vergangenheit. In über 100 Jahren haben Generationen von Menschen dort bei Getränken und Popcorn gelacht, Spannung, großes Kino und dazu oft auch Zweisamkeit erlebt. Jetzt soll das Kino, das seit Jahren keine Filme mehr zeigt, eine neue Zukunft als Filmhaus bekommen. Im Rahmen eines Förderprogramms sollen Bürger helfen, für das marode Gemäuer ein Konzept für die künftige Nutzung zu erarbeiten.

35 Besucherinnen und Besucher konnte Matthias Hennig, neuer Leiter der städtischen Abteilung für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung, im Bürgerhaus Neu-Etzweiler begrüßen. Unterstützt von zwei vom Landeskulturministerium geschickten Planungsbüros – Pro Loco und Stadtbox – sollen sie Möglichkeiten ausloten, wie das beliebte Kino mittels Landesförderung erhalten werden kann.

Elsdorf: Plüsch-Kino ist in keinem guten Zustand

Schon kürzlich waren etwa 50 Personen zur Besichtigung ins Kino gekommen. Und es erwartete sie ein ernüchterndes Bild: Die Heizung ist kaputt, das undichte Dach hat im Kinosaal für einen erheblichen Wasser- und Schimmelschaden gesorgt, der Boden ist nicht trittsicher, die Leinwand unbrauchbar, das gesamte Ambiente ramponiert. Ein Wertgutachten hat laut Auskunft der Stadt ergeben, dass der Wert der Liegenschaft sich auf den Grundstückspreis beschränke, das Gebäude also wirtschaftlich wertlos sei.

„Dennoch kann das Projekt gelingen“, beschwor Tobias Becker (Pro Loco) das Auditorium am darauffolgenden Montag und lieferte gelungene Beispiele aus anderen NRW-Städten. Motor müsse eine Projektgruppe aus Ehrenamtlern sein, „und dass so viele heute gekommen sind, beweist, dass es großes Interesse daran gibt“.

Menschen sitzen in einem Saal.

Bei einer Versammlung wurden Pläne vorgestellt.

Ideen gibt es reichlich: Vom unverändert zu erhaltenden Plüschkino bis zum Spielort für Theater, (Kinder-) Konzerten, Lesungen, Bandprobenraum und Vereinsräumen reicht das Spektrum. „Das Fördergeld wird nicht ausreichen. Aber für den Start kann es genug sein“, sagte Becker. „Ohne Visionen geht es nicht“, betonte Sonja Schendzielorz (Stadtbox).

Und offenbar auch nicht ohne Besitzer Michael Burmeister, der am Samstag das Kino aufschloss, am Montag jedoch nicht anwesend war. Dazu, ob er das Kino verkaufen will, äußerte er sich nicht. „Macht damit, was ihr wollt“, soll er Stadtvertretern gesagt haben.

Schon vor fünf Jahren hatte eine Interessengemeinschaft (IG) versucht, das Kino aufzumöbeln, war aber laut dem damaligen IG-Sprecher Ralf Gohrbandt daran gescheitert, „dass Burmeister unsere Bemühungen abgeblockt hatte“. Da war das Kino noch in Betrieb. „Die Situation ist heute anders, da ist Bewegung möglich“, machte Becker Hoffnung. Struktur, Konzept und Eigentumsfrage müssten parallel angegangen werden, betonte Schendzielorz.

„Das Kino neben Pizzeria und Eisdiele auf einer Straße war immer ein Gesamterlebnis“, sagte ein Teilnehmer. Ein anderer Ur-Elsdorfer ergänzte augenzwinkernd: „Als Kind habe ich in der ersten Reihe gesessen, als Jugendlicher in der letzten. Da hängen so viele Erinnerungen dran“.

„Elsdorf braucht das Kino“, war der Tenor der Meinungsäußerungen. In einem Monat soll es ein weiteres Planungstreffen geben. Gut zwei Dutzend der Anwesenden erklärten sich bereit, über das Anfangsinteresse hinaus am Projekt aktiv weiterarbeiten zu wollen.


Förderprogramm „Dritte Orte“

Dritte Orte sind – nach dem ersten Ort „Zuhause“ und dem zweiten Ort „Arbeitsplatz“ – nach Definition der Soziologie Orte der gemeinschaftlichen kulturellen Freizeitgestaltung. Das Land NRW fördert neben Elsdorf 52 Gemeinden mit ihren Projekten.

Für eine sechsmonatige Konzeptphase stellt der Fördergeber 50.000 Euro bereit. Ab März könnten dann, wenn das Konzept überzeugt, 450.000 Euro für die Umsetzung nach Elsdorf fließen. Jeweils 20 Prozent muss die Kommune zuschießen. Ersatzweise kann ein Verein in den Genuss der Förderung kommen. Dann müssen nur zehn Prozent als Eigenleistung, die auch durch Arbeitsleistung erbracht werden kann, aufgebracht werden.

Der Stadtrat als Hüter der Stadtplanung entscheidet, ob das Projekt in Angriff genommen wird. Darüber ist in Elsdorf noch keine Entscheidung getroffen worden. (ftz)