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Keine ChanceVon den Schleiereulen in Elsdorf-Widdendorf fehlt jede Spur

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Im vergangenen Jahr haben die Sielmann-Ranger noch drei Schleiereulen beringt. Die aktuelle Brut mit fünf Eiern wurde aufgegeben. Vermutlich sind die Altvögel dem Autoverkehr zum Opfer gefallen.

Seit 14 Jahren haben die Schleiereulen im Widdendorfer Trafoturm ihr Wohnzimmer und die Jungvögel ihre Kinderstube. Jetzt ist das Gelege verlassen. Die Turmbetreuer der Sielmann-Natur-Ranger und Anwohner fürchten, dass sie mit Autos kollidiert sind.

Die Elsdorfer Gruppe der Sielmann-Ranger hatte den Turm, der längst nicht mehr der Stromversorgung dient, 2008 erworben. Einflugschneisen sorgten dafür, dass er sowohl von Schleiereulen als auch von Turmfalken und gar einer vor einigen Jahren dort gesichteten Nilgans gut angenommen wurde.

Der Eulenturm ist verwahrlost

Vor sechs Jahren löste sich die Ranger-Ortsgruppe auf, der Turm verwahrloste. Geblieben sind die Vögel. Annette Motz, gelernte Wildnis- und Naturpädagogin, ist vor drei Jahren von Köln nach Bergheim-Ahe gezogen. In Widdendorf sah die das große Sielmann-Schild am Turm und suchte Kontakt zu dem bundesweit aktiven Verein, der 1998 von der Stiftung des 2006 verstorbenen Tierfilmers Heinz Sielmann gegründet wurde.

Vor drei Jahren formierte sie eine neue, jetzt dreiköpfige Gruppe in Bergheim, die sich des Turms annahm, ihn gründlich reinigte, die Schleiereulen beringte und regelmäßig nach dem Rechten sieht. Zudem betreiben die Ranger eine Gruppe mit 15 Kindern, die sich wöchentlich zur Naturerfahrung treffen.

Im vergangenen Jahr gab es noch drei Eulen

Drei Eulen gab es noch im vergangenen Jahr, als die Vögel beringt wurden. Und im Frühjahr hat eine von ihnen fünf Eier in ein Nest oben im Turm gelegt. Das Gelege liegt seit Wochen verlassen und unausgebrütet da. Motz vermutet, dass die Altvögel von Autos getötet wurden. „Die Eulen jagen im Tiefflug ihr Futter, und den Autos, die viel zu schnell am Turm, der unmittelbar an der Landstraße steht, vorbeifahren, können sie nicht immer ausweichen“, vermutet die Tierfreundin. Die unerfahrenen Jungvögel, die anfangs noch sehr tief flögen, hätten auch „keine Chance, wenn Autos heranbrausen“, weiß Motz. „Wir brauchen in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für andere Lebewesen“, ist Motz überzeugt.

Anwohner Dirk Stock berichtet, dass er schon eine verletzt auf der Straße liegende Schleiereule zum Tierarzt gebracht habe. Die sei jedoch nicht mehr zu retten gewesen. Der Turm steht unmittelbar am Ortseingang aus Heppendorf an der Landesstraße 277. „Da kommen die Autos mit hohem Tempo in den Ort“, klagt er. Ein toter Turmfalke wurde von den Rangern im Straßengraben gefunden.

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Auch wenn er mit seinen Hunden über die Straße wolle, um im Feld spazieren zu gehen, habe er oft Probleme und werde „von der Straße gehupt“. Er fordert, wie die Sielmann-Natur-Ranger, eine Verkehrsberuhigung am Ortseingang, etwa eine Verkehrsinsel oder einen Drempel. „Die Straßen nach Heppendorf haben auch alle Kreisel oder Fahrbahnverschwenkungen an den Ortseingängen“, sagt er.

Auch Spaziergänger müssten mangels Bürgersteig zum Trafohaus an der Feldweg-Einmündung oft vor Autos in den Feldrain flüchten. Vor einigen Jahren ist eine Widdendorfer Fußgängerin von einem Auto erfasst worden und zu Tode gekommen, erinnert sich Stock, der bereits Kontakt mit lokalen Politikern aufgenommen hat. Motz und ihre beiden Waldpädagogik-Kolleginnen würden sich über die Mitwirkung weiterer Naturfreunde am Tier-und Naturschutz der Sielmann-Natur-Ranger freuen.