Jörn Tüffers weist auf, wie nah Freud' und Leid beieinanderliegen: hier Elsdorf, dort Frechen
KommentarWie gewonnen, so zerronnen - Dreifachturnhalle in Elsdorf wieder nutzbar
Die gute Nachricht kommt in dieser Woche aus Elsdorf: Schulen und Vereine können in der Dreifachturnhalle am dortigen Schulzentrum wieder Sport treiben – auch wenn dies noch mit einigen Einschränkungen verbunden ist, die sicher verkraftbar sind. Alle drei Duschräume, eine Herrentoilette und die Tribüne müssen noch saniert werden. Sportveranstaltungen mit Zuschauern sind daher noch nicht möglich.
Seit Sommer 2022 war die Halle als Notunterkunft für Menschen genutzt worden, die aus Kriegs- und Krisengebieten nach Elsdorf gekommen sind. Die Geflüchteten sind in ein eigens hergerichtetes Containerdorf auf einem Parkplatz umgezogen. Dies sichert ihnen mehr Privatsphäre und hilft, mögliche Konflikte zu entschärfen.
Die weniger gute Nachricht dieser Woche kam aus Frechen. Genau gesagt aus Königsdorf – und sie hatte nichts mit der Errichtung einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete zu tun, sondern zeigt vielmehr, wie nah Freud' und Leid beieinander liegen. Konkret: nur durch 20 Kilometer Entfernung getrennt. Die Stadtverwaltung hat die Sporthalle der Johannes-Schule weiter gesperrt, nachdem Anfang Oktober bei einer Routineüberprüfung des Hallendaches Risse in der Decke entdeckt worden waren.
Standfestigkeit kann nicht gewährleistet werden
Der Sanierungsbedarf ist dort schon lange bekannt. Ein Gutachterbüro hatte daher die Deckenkonstruktion untersucht und empfohlen, auf Nummer sicher zu gehen: Bei starker Belastung, beispielsweise durch Schnee, könne die Standfestigkeit des Daches nicht gewährleistet werden. Nun mag der eine oder andere trefflich einwenden, wann es denn zuletzt in Frechen und im Rhein-Erft-Kreis so stark geschneit hat, dass Dächer von Gebäuden unter einer Schneelast hätten nachgeben können.
Da die wenigsten von uns Ingenieure sind, ist es müßig, in alten Zeitungsbänden zu kramen. Unangebracht sind Überlegungen, es doch einfach drauf ankommen zu lassen – getreu dem Motto „Et hätt noch immer jot jejange“ – allein deshalb schon, weil es die Verantwortlichen im Rathaus wären, denen schwere Versäumnisse und Leichtfertigkeit vorgeworfen worden wäre. Und dies zurecht. Erinnern wir uns an Januar 2006. Da ereignete sich in Bad Reichenhall ein Unglück, das ganz Deutschland erschütterte: Unter hoher Schneelast hatte das Dach einer Eissporthalle nachgegeben. Zwölf Kinder und drei Frauen starben.
Viele Schulgebäude in Kreis sind sanierungsbedürftig
Generell offenbart die Schließung der Halle an der Johannes-Schule ein grundlegendes Dilemma: Viele Schulgebäude im Kreis sind sanierungsbedürftig. Auch das wurde in dieser Woche – an anderer Stelle – deutlich. Die Stadtverordneten in Kerpen stimmten für die Sanierung des beschädigten Physik-Hörsaals der Gemeinschafts-Hauptschule. Allerdings sieht der Plan eine finanziell abgespeckte Version vor – eben nur das Notwendigste.
Es sind dieselben Frauen und Männer, die in den vergangenen Jahren Kostenexplosionen beim Neubau des Europagymnasiums mehr oder minder achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Da ist die Frage nicht gänzlich unangebracht, ob die Politik ein Zwei-Klassen-Schulsystem pflegt – so wie Grüne und Piraten es getan haben. Aber machen wir uns nichts vor: Der marode Zustand der Schulgebäude wird sich auf absehbare Zeit kaum ändern.
Bleiben wir bei Kerpen: Die Stadt ist finanziell angeschlagen, wird das Haushaltsjahr mit mehr als 30 Millionen Minus abschließen. Und den meisten anderen Städten im Kreis geht es nicht anders. Und dann wundern wir uns über die schlechten Leistungen deutscher Schüler im Ländervergleich. Ein Teufelskreis.