AboAbonnieren

Schwarzer Humor aus dem SaarlandGerd Dudenhöfer als Dauernörgler Heinz Becker in der Festhalle

Lesezeit 2 Minuten
Gerd Dudenhöffer als Heinz Becker.

In seiner Paraderolle als miesepetriger Spießer Heinz Becker schwätzte sich der Kabarettist Gerd Dudenhöffer in Elsdorf "mit Händ' und Füß' dä Mund fusselig".

Fast 40 Jahre ist Gerd Dudenhöffer Fans schon als der spießige Heinz Becker bekannt. Jetzt war er zu Besuch in Elsdorf und sinnierte über die großen moralischen Fragen unserer Zeit.

Den meistens schlecht gelaunten Dauernörgler mit den verschlissenen Hosenträgern über dem kleinkarierten Hemd und der auf dem Trotzkopf festgewachsenen Schiebermütze gab es schon, als die Comedians noch Kabarettisten hießen. Aber in seiner Paraderolle als Oberspießer Heinz Becker schwätzt sich Gerd Dudenhöffer im charakteristischen Saarland-Sprech auch nach fast 40 Jahren immer noch „mit Händ’ und Füß’ dä Mund fusselig“. Am Freitagabend zog der Becker Heinz einmal mehr der rappelvollen Festhalle vom Leder und ging dabei zur freudigen Erheiterung von fast 350 Comedy-Fans manchmal auch bis dicht an die Grenzen des gerade noch politisch korrekten schwarzen Humors.

In „Deja Vu 2“ präsentiert Gerd Dudenhöffer neben neuen Geschichten viele zeitlose Glanzlichter aus der kleinen Becker-Welt, deren Mittelpunk seit eh und je der Küchentisch ist, weil man dort so herrlich palavern kann. So lässt der Dudenhöffer seinen Heinz rührselig aus der guten alten Zeit erzählen, als es noch keinen sexuellen Missbrauch („Da war man einfach verheiratet“) und keine Doppelnamen gab: „Wenn eine Frau Schwarzer heute einen Herrn Mohr heiratet, dann werden die beiden doch geteert, gefedert und gegendert.“

Heinz Becker erkennt die Kehrseiten moderner Errungenschaften

Mit scharfem Blick erkennt Heinz Becker freilich auch im praktischen Alltag die Kehrseiten moderner Errungenschaften. Früher etwa konnte man beim Versuch, eine Konservendose mit feinem Heringsfilet in Tomatensoße zu öffnen, ganz sicher sein, dass die Lasche am Deckel abbricht. Heute gehe das dank optimierter Konstruktion ganz locker, leicht und geschmeidig von der Hand. „Dafür hast du dann von einer Sekund’ auf die andere ein ganz neues Hemd an.“

Gedanken macht sich ein Heinz Becker aber natürlich auch über die großen moralischen Fragen unserer Zeit – etwa über das Für und Wider der Todesstrafe. „Manche sind dafür, andere wollen sie wieder“. Er selbst ist wiederum aus praktischen Erwägungen eher dagegen: „Was ist, wenn der Delinquent die Giftspritz’ net verdrägt und ihm übel wird?“ Auch der elektrische Stuhl sei keine sichere Sache. „Da fällt mir unser Toaster ein. Der hatte neulich auch einen Kurzschluss. Aber das Brot ist richtig gut geworden.“ Vielleicht sollte man Fragen von Leben und Tod auch besser dem Herrn da oben überlassen – wie bei jener Frau, die sich 1961 als Erste in Beckers Dorf hat scheiden lassen. „Später ist sie an Krebs gestorben. Dä Herrgott weed sich scho' was dobei g’dacht han.“