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AusflugstippIn Erftstadt kann man Greifvögel hautnah erleben

Lesezeit 3 Minuten
Ein Falkner hat einer Frau einen Greifvogel auf die Hand gesetzt. Ein kleiner Junge schaut zu.

Die Neugier auf den Vogel überwiegt hier die Furcht vor dem unbekannten Tier.

In der Falknerei von Pierre Schmidt in Erftstadt an der Gymnicher Mühle darf man sogar einen Falken auf die Faust nehmen.

Artos ist geduldig. Beinahe regungslos sitzt der betagte Falke mit seinem hellen Gefieder auf dem steifen Schutzhandschuh aus fünf Lagen dicken Leders, den Norbert Porta den Gästen der Falknerei mitsamt dem sitzenden Vogel über die Hände streift.

Einmal sollen die Besucherinnen und Besucher der Flugschau in der Greifvogelschutzstation an der Gymnicher Mühle selbst einen Vogel auf der Faust halten. So will es der Falkner Pierre Schmidt, denn so „können sie die Vögel kennen und schützen lernen. Schützen kann man nur, was man auch kennt.“

Ein Adler fliegt auf Hand im Falknerhandschuh zu.

Als Meister der Flugkunst zeigte sich Weißkopfseeadler Alaska beim Anflug auf den Handschuh, den Norbert Porta präsentierte.

Die Gäste bewundern den prächtigen Vogel mit seinem weißen Gefieder ganz aus der Nähe. In den Gesichtern der Kinder spiegelt sich Furcht vor dem unbekannten gefiederten Gesellen abwechselnd mit Neugierde und dem Stolz darauf wider, selbst einmal einen Greifvogel halten zu können. Artos, der nordische Gerfalke, lebe eigentlich in schneereichen Gebieten, wo ihm das weiße Gefieder eine gute Tarnung sei, erklärt Norbert Porta.

Eine sehr eigene Wahrnehmung von der Realität habe der Vogel. Vor allem tue er nichts ohne einen gewichtigen Grund, sagt Porta, ein Greifvogel sei ein „reines Energiesparmodell“. In der Regel ruhe er auf einem erhöhten Punkt in der Landschaft und verdaue seine Beute, bis er so viel Gewicht verloren habe, dass er erneut Hunger verspüre und zur Jagd fliege. Fliegen aus reiner Freude am Fliegen, wie manche Menschen vermuteten, das käme dem Vogel nicht in den Sinn.

Ein Mann schaut lächelnd in Kamera, neben sich einen Adler.

Pierre Schmidt hat eine innige Beziehung zu den Greifvögeln.

Auch bei der Flugschau ist eine Beute am Falknerhandschuh zu sehen, das gelbe Federkleid eines toten Kükens, das die wilden Vögel veranlasst, auf Zuruf hinzufliegen und das Tierchen zu verspeisen. Norbert Porta ist selbst Falkner aus Leidenschaft, die er auch in seinen Beruf als Naturfilmer einbringt. Pierre Schmidt habe er vor rund zehn Jahren kennengelernt und ihn in einer Reihe von Filmen porträtiert.

Porta führt den Besucherinnen und Besuchern den größten Vogel der Schau vor, den Weißkopfseeadler Alaska, mit einer majestätischen Flügelspannweite von mehr als eineinhalb Metern und einem Gewicht von 4,5 Kilogramm. Bisweilen überbringt der Adler mutigen Hochzeitspaaren die Trauringe, und auch Ausflüge zur Premiere des Dokumentarfilmes „Der Adlerflüsterer“ über Pierre Schmidt im voll besetzten Kinosaal hat das an Publikums gewöhnte Weibchen schon hinter sich.

Ein Mädchen schaut auf eine Schleiereule.

Die achtjährige Lina mit Schleiereule Tina.

Menschen könnten eine „geistige und körperliche Verbindung mit den Greifvögeln finden“, sagt der 63-jährige Schmidt. Zur Falknerei sei er schon als Zehnjähriger gekommen. In mehrstündigen Seminaren vermittelt Schmidt sein Wissen über die Greifvögel. Die beinahe tägliche Flugschau versteht er als Trainings- und Flugeinheit für seine Vögel, ohne die sie das einmal Erlernte bald wieder vergessen würden.

Zwei Kinder schauen einen Vogel an, den eines auf der Faust hat.

Einen Falken dürfen alle großen und kleinen Besucher der Flugschau einmal auf der Faust halten.

Einen Blick gewährt Pierre Schmidt den Besuchern aber auch auf einen Waldkauz, der, in wochenlanger Arbeit aufgepäppelt, bald wieder in die freie Wildbahn entlassen werden soll. Entkräftete Küken wie die drei Domfalken in einer Voliere, die jemand in einer Kiste vorbeigebracht hat, erhalten hier in der Greifvogelschutzstation eine neue Chance. Die Flugschau ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen ab 14.30 Uhr in der Falknerei der Gymnicher Mühle zu sehen.