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Bofrost-Lager in ErftstadtDer wohl coolste Job im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 3 Minuten

Rhein-Erft/Erftstadt – Es herrschen minus 24 Grad, doch auf seiner Stirn glitzert Schweiß. Während draußen bei Sahara-Winden das Thermometer auf 38 Grad klettert, arbeitet Lagerist Thomas Weber in einer Tiefkühltruhe, allerdings einer 120 Quadratmeter großen. Er hat wohl den kältesten Arbeitsplatz des Rhein-Erft-Kreises. Seit vier Uhr morgens bestückt er in der Vertriebsniederlassung des Tiefkühllieferanten Bofrost in Erftstadt 40 Lieferwagen mit Eis und Tiefkühlwaren.

Die Haut kribbelt

„Nach zwei Stunden schwitzt man unter den Klamotten, das glauben die wenigsten“, sagt er, während er Tüten mit Tiefkühlerbsen und Eiskartons in den Rollcontainer sortiert, den er die Regalreihen entlangschiebt. In der nebeligen Kälte fangen die unbedeckten Hautstellen nach kürzester Zeit an zu kribbeln, und unter der Decke bilden sich kleine Eiszapfen. Bevor er die mit vier schreibtischgroßen Kühlaggregaten bestückte Eiskammer betreten hat, hat er sich mehrere Schichten gegen die arktische Kälte übergezogen. Lange Unterhosen, Isoliersocken, Fleece-Jogginghosen, Rollkragenpulli und darüber die Spezial-Thermohose und -jacke. Nicht fehlen dürfen die Mütze – „über den Kopf verliert man am meisten Wärme“ – und die Thermo-Handschuhe – „sonst tun die Finger weh“. Mit Melkfett schützt er seine Gesichtshaut gegen die trockene Kälte.

Sein Chef, Niederlassungsleiter Stefan Ebert, zollt dem Arbeiten unter Extrembedingungen Respekt: „Die machen einen Hammer-Job und sind extrem wichtig, ohne die würde nichts laufen und kein Lkw mit Ware rausfahren.“ Seine Niederlassung beliefert rund 25 000 Kunden in der südlichen Umgebung Kölns.

Alle zwei Stunden Pause

An solch einem Hitzetag ist der Lagerist Weber natürlich froh, unter frostigen Bedingungen zu arbeiten. „Aber wenn man rauskommt, merkt man den extremen Unterschied“, sagt er. Denn spätestens alle zwei Stunden müssen er und seine drei Kollegen eine vorgeschriebene Pause einlegen. Zur Sicherheit dürfen sie auch immer nur zu zweit in die Tiefkühlkammer, falls einer von ihnen beispielsweise einen Kreislaufzusammenbruch erleidet.

Angst, in der Kälte eingeschlossen zu werden, hat Weber nicht, da sich die Türen von innen öffnen lassen und es für alle Fälle ein beheizbares Nottelefon gibt. Was erstmal absurd klingt: Der Tiefkühlraum hat eine Fußbodenheizung, damit sich der Boden nicht durch den Frost hebt. Doch einmal ist sie ausgefallen . „Da hingen die Regale unter der Decke, weil sich der Boden so gewölbt hat“, erzählt Weber.

Wirklich ins Frösteln gerät er nur, wenn Inventur ansteht: „Beim Durchzählen bewegt man sich nicht, da wird es mir auch kalt“, sagt Lagerist Weber, der seit 18 Jahren im Frost arbeitet. „Aber Eis esse ich immer noch gern, das sieht man doch“, sagt er und streicht über seinen Bauch. Er scheint einfach ein Mensch zu sein, der Extremtemperaturen liebt. Denn bevor er in der Tiefkühlzelle bei Bofrost anfing, arbeitete er als Bäcker vor einem 220 Grad heißen Ofen. Nur eines nervt ihn am Job in der Kälte: Kaum verlässt man die Kühlkammer, fängt die Nase an zu laufen.