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100. GeburtstagDas lange Leben von Peter Bitter aus Erftstadt hat einen guten Grund

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist Peter Bitter.

Der Erftstädter Peter Bitter feiert seinen 100. Geburtstag.

Der begeisterte Karnevalist erfreut sich schon immer an den unbeschwerten Tagen in der fünften Jahreszeit. Das gibt ihm Lebensmut.

Karneval ist bei Peter Bitter eigentlich 365 Tage im Jahr. Mehr als 5000 Orden aus der jecken Jahreszeit hat er in seinem Haus in der Lechenicher Altstadt an den Wänden hängen. Nicht wenige Besucher kommen aus dem Stauen gar nicht mehr heraus, zumal außer den bunten und teils recht außergewöhnlichen Stücken aus aller Welt auch unzählige Fotografien und Zeitungsausschnitte die Wände bedecken.

Sie alle sind Zeugnis einer sehr lebendigen und intensiven Zeit, in der Peter Bitter in seinen „wilden Jahren“ den Karneval in Erftstadt regelrecht revolutioniert hat. „Karneval, das ist mein Leben“, sagt er — und wohl auch ein Grund für sein hohes Alter.

Jubilar liebt die unbeschwerten Wochen der Karnevalssession

Bis heute liebe er diese unbeschwerten Wochen im Jahr bei der mit tollen Tänzen, fröhlichen Gesängen und viel Humor einfach nur das Leben gefeiert werden könne. „Im Karneval darf man lustig sein und als Karnevalist kann man die Menschen erfreuen“, erklärt er.

Auch mit den Tanzdarbietungen der „Rheinflotte Blaue Jungs 1958 Köttingen“ wollte Peter Bitter vor allen Dingen den Menschen Freude bereiten – in der Karnevalszeit und darüber hinaus. Und das ist dem Mann aus Köttingen auch mit Bravour gelungen.

Apropos Rheinflotte: Zu Ehren ihres Ehrenvorsitzenden und Ehrenpräsidenten Peter Bitter hat der Vorstand der „Rheinflotte Blaue Jungs Erftstadt 1958“ am heutigen Mittwoch in die Peter-May-Halle eingeladen. Denn heute feiert Peter Bitter Geburtstag – seinen hundertsten.

Der Jubilar ist am 21. August 1924 in Köttingen auf die Welt gekommen. Dass er jedoch 100 Jahre alt werden sollte, das hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. „Ich glaub es ja fast selber nicht“, lacht er. Der Jubilar stammt aus einer recht tanzfreudigen Familie. Ob es jedoch die Gene waren oder einfach die Freude am Tanz ist offen.

Fakt ist jedoch, dass er 1958 das Tanzcorps „Rheinflotte Blaue Jungs Köttingen“ aus der Taufe gehoben hat. Und als Kapitän startete er mit der Rheinflotte als Vorsitzender und Choreograph zu einer von Erfolgen gekrönten unvergleichbaren „Regatta“. Die Rheinflotte mit Kapitän Bitter eroberte Erftstadt, das Rheinland, Deutschland und Europa – und schließlich sogar das Fernsehen, wo er und die Rheinflotte unter anderem in Unterhaltungssendungen mit Dunja Rajter, Roberto Blanco und bei „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal zu sehen waren.

„Wir waren 14 Mal Deutsche Meister im Schautanz“, erzählt Bitter. Einmal seien sie sogar als Vize-Europameister von den Wettkämpfen zurück nach Köttingen gekommen. Daheim wurde deswegen der Standort des Vereinsheims 1977 in Rheinflottenplatz umbenannt. 2009 bekam das Vereinsheim den Namen Peter-Bitter-Heim. Die an den Wänden und Türen hängenden Zeitungsausschnitte aus diesen Zeiten erinnern Bitter bis heute an die Ereignisse.

Mit Willy Millowitsch Kaffee getrunken

„Da, das ist Willy Millowitsch“, sagt er und deutet auf das Bild an der Küchentür. „Mit ihm habe ich zusammen Kaffee getrunken“, erzählt er. Daneben lächelt ein fescher sportlich wirkender Karnevalsprinz vom Foto aus in die Küche. „Das bin ich mit Prinzessin Katja“, sagt er. „Zusammen haben wir als Prinzenpaar 1986/87 in Berlin regiert.“ Damals titelten die Zeitungen sogar „Berliner Prinz kommt aus Köttingen.“

Die Musiker der Kölner Kultband Bläck Fööss habe er schon getroffen, als noch kaum ein Mensch die Formation kannte. Mit Hans Süper und Hans Zimmermann – alias das Colonia Duett — hat er sogar im Festzelt in Köttingen zusammen auf der Bühne gestanden. „Und Trude Herr hat bei mir auf dem Schoss gesessen“, verrät er.

In den letzten Kriegstagen bin ich abgehauen
Peter Bitter

Allerdings hatte es auch Bitter nicht immer leicht. Nach der Volksschule machte er eine Ausbildung zum Friseur. Bitter war 15 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Als junger Mann musste auch er noch in den Krieg. „Ich war in Ungarn und Frankreich“, erzählt er. In den letzten Kriegstagen sei er aber dort abgehauen. Danach wechselte er den Beruf und wurde Maurer. Mit seiner ersten Frau führte er dann jedoch in Gymnich einen eigenen Friseursalon.

Als seine Frau starb, gab er das Geschäft auf. Noch einmal wechselte er den Beruf – arbeitete fortan bis zu seiner Rente bei Hoechst in Knapsack. Seiner zweiten Frau folgte er nach Lechenich. Ihre Tochter war für Bitter wie ein eigenes Kind. Regelmäßig besucht er sie bis heute im Altenheim. „Man muss das Leben tanzen“, verkündet die Rheinflotte auf ihrer Homepage das Vereinsmotto. Es könnte von Bitter persönlich geschrieben sein.