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Verbot wird ignoriertAutofahrer und Anwohner über neue Verkehrsführung in Erftstadt-Lechenich irritiert

Lesezeit 2 Minuten
Das Foto zeigt Helga Doersling und Karl Heinz Rosée aus Erftstadt-Lechenich. Sie diskutieren über die geänderte Verkehrsführung im Ortskern.

Helga Doersling und Karl Heinz Rosée verstehen die Welt nicht mehr. In Lechenich ist die Verkehrsführung geändert worden, aber längst nicht alle halten sich daran.

Die Verkehrsteilnehmer übersehen die neuen Schilder einfach. Sie rechnen offenbar nicht mit einer neuen Verkehrsregelung.

Die neuen Verkehrsschilder an der Bonner Straße in Erftstadt-Lechenich sorgen für Verwirrung und Empörung. Seit Anfang Februar ist es verboten, aus Herrig kommend auf der Straße Markt links in die Schlossstraße und von dort aus links auf die Bonner Straße in Richtung Liblar abzubiegen. Verkehrsteilnehmer sprechen bereits von einer „Nacht- und Nebelaktion“ der Stadt. Kein Mensch sei darüber informiert worden.

„Seit 40 Jahren dürfen wir hier links abbiegen, und jetzt auf einmal nicht mehr“, sagen nicht wenige, die sich, auf ihre „Verkehrssünde“ angesprochen, rechtfertigten. Mehr zufällig hat der Lechenicher Karl Heinz Rosée (83) die Schilder entdeckt, als er mit seinem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs war. „Da habe ich mich doch sehr gewundert“, erklärte er.

Fahrzeuge biegen fast im Minutentakt unerlaubt ab

Er könne sich an keine Zeit erinnern, in der das Linksabbiegen dort einmal verboten gewesen war. Gleichzeitig fand er es erstaunlich, wie viele Autofahrer die Verkehrsschilder einfach ignorieren. Tatsächlich biegen die Fahrzeuge fast im Minutentakt links aus der Schlossstraße auf die Bonner Straße ab und von der Straße Markt links in die Schlossstraße.

„Ich finde das hier wirklich seltsam“, wunderte sich auch Renate Bürger. Einige Minuten schaute auch sie sich zusammen mit Rosée das Treiben an der Kreuzung an. „Die Verkehrsteilnehmer übersehen die neuen Schilder einfach, die rechnen ja gar nicht mit einer neuen Verkehrsregelung hier“, ist sie überzeugt.

Schnell sammelten sich weitere Menschen. Helga Doersling kam schnell zu der Überzeugung: „Die Leute passen hier alle aber schon sehr gut auf.“ Genauso wie Rosée findet deswegen auch sie: „Die Schilder sollen wieder weg.“

Fußgänger und Radfahrer seien regelmäßig gefährdet worden

Das sieht die Stadt Erftstadt jedoch anders. Auf Anfrage hieß es, dass die bisherige Verkehrsführung zu einer teils erheblichen Behinderung des Verkehrsflusses auf der Bonner Straße/Markt geführt habe. Es sei im Zuge der Verkehrsuntersuchungen inklusive der Bürgerwerkstatt im Rahmen der Erstellung des Masterplans Lechenich gar eine „unverträgliche Rückstausituation“ in dem verkehrsberuhigten Bereich der Schlossstraße sowie zu den Parkplätzen auf dem Marktplatz in Erftstadt-Lechenich festgestellt worden. Dadurch komme es regelmäßig zu Gefährdungen von Fußgängern und Radfahrern und zu einer deutlichen Verschlechterung der Aufenthaltsqualität am Marktplatz.

Ziel der jetzt vorgeschriebenen Fahrtrichtungen sei es, die Gesamtsituation nachhaltig zu entschärfen. Die Probephase sei zunächst auf sechs Monate begrenzt, danach sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. In Kürze ist zudem geplant, die neue Verkehrsführung durch Fahrbahnmarkierungen noch zu verdeutlichen.