Für das Baustoffspendenlager in Erftstadt-Lechenich ist kein neuer Träger gefunden worden. Ende des Jahres wird es geschlossen.
Aus für Lechenicher SpendenlagerBaustofflager in Erftstadt macht endgültig zu
Ende des Jahres wird das Baustoffspendenlager in Lechenich geschlossen. Der ASB zieht sich zurück als Träger der Einrichtung, in der Flutopfer Sachspenden für die Wiederaufbau ihrer Häuser bekommen können. Als Nachfolger war Bauwerk Rodgau, eine gemeinnützige GmbH aus Hessen, im Gespräch. Doch Tobias Schott macht diese Hoffnung zunichte.
„Das Baustoffspendenlager in Erftstadt wird auf jeden Fall zugemacht“, sagt der Mann, der gemeinsam mit Amelie Laufer Bauwerk Rodgau gegründet hat. Doch gemeinsam mit Tibor Schady, der die Einrichtung als Angestellter des ASB leitet, suche man nach einer Alternative. Eventuell gebe es eine kleinere Lösung.
Zu viele offene Fragen
Das Baustoffspendenlager kenne er „ab Stunde Null“, er habe selbst auch Spenden gebracht, erzählt der Unternehmer, der sein Geld mit Industrieservice und Unternehmensberatung verdient. Und als Unternehmer gehe es ihm um Zahlen und Fakten: „Ich bin kein Traumtänzer, sondern harter Realist.“ Schady habe ihn vor einiger Zeit angesprochen, wie es mit der Gründung einer gGmbH sei.
„Das geht nicht über Nacht“, sagt Schott, der ja Erfahrung damit hat. Dann sei die Idee aufgekommen, dass Bauwerk Rodgau als Träger einsteigt. Noch sieht Schott aber jede Menge offener Fragen. Er wisse aktuell nicht einmal, wie hoch Miete und Nebenkosten seien für die Halle, die dem Autohaus RKG gehört.
Neben den vielen ehrenamtlichen Helfern gibt es im Spendenlager zwei Angestellte, deren Gehalt in die Rechnung einfließe. Wie viele Kräfte beim ASB mit der Verwaltung des Projekts beschäftigt seien, könne er nur schätzen. Aber tatsächlich war es ja gerade der Verwaltungsaufwand, der den Arbeiter-Samariter-Bund zum Ausstieg bewogen hat. Schließlich sind in Lechenich bisher Waren im Wert von rund 17 Millionen Euro umgeschlagen worden.
50.000 bis 60.000 Euro im Monat plus einen Puffer kalkuliert Tobias Schott. Er hat mit Amelie Laufer eine Spendenaktion ins Leben gerufen. 500.000 Euro sei „das große Ziel“, heißt es auf der Homepage von Bauwerk Rodgau. Doch derzeit steht das Spenden-Zählwerk erst bei 20.000 Euro.
Spendenbereitschaft gesunken
Drei Etappen sind festgelegt, und noch ist das erste Ziel in weiter Ferne. „Es ist nicht erkennbar, dass wir große Summen erreichen“, bedauert der Unternehmer. Selbst im Telefongespräch ist spürbar, dass er im Zwiespalt ist. Schließlich hat er selbst 300 Tage im Flutgebiet an der Ahr geholfen, wie er erzählt.
In Slowenien und der Türkei war Bauwerk Rodgau nach Naturkatastrophen im Einsatz – „mit Geld und Verstand, um Menschen zu helfen“. Das Lechenicher Team habe zugesagt, noch ein halbes Jahr weiterzumachen. Dass die Hilfe nach wie vor benötigt wird, steht für den Mann aus Hessen außer Frage.
Neustart wäre schwer
Aber er weiß auch: Wenn das Baustofflager einmal geschlossen ist, ist ein Neustart so gut wie unmöglich. „Wenn die Helfer einmal raus sind, wird es schwer, sie noch mal zu motivieren.“ Das alte RKG-Gebäude sei nicht nur Spendenlager, sondern auch ein Treffpunkt, an dem die oft traumatisierten Betroffenen des Hochwasser Gemeinsamkeit erfahren und Trost bekommen hätten.
Tobias Schott hat lange hin und her überlegt. „Eigentlich passt das Baustoffspendenlager gar nicht in unser Leitbild“, sagt er. Denn seine Organisation lege den Schwerpunkt auf Akuthilfe, nicht auf Langzeitprojekte.
Dennoch hätten er und Amelie Laufer die Spendenaktion angekurbelt und viele Firmen angeschrieben. Das Echo bleibe verhalten. Und doch ist der Hesse mit dem Thema Baustoffspendenlager nicht ganz durch. „Wir bleiben bis zuletzt entscheidungsfreudig“, sagt er. Mit Betonung auf „freudig“.
Baustoffspendenlager in Lechenich: Nachfrage ist weiterhin groß
„Wir haben einen klaren Auftrag der Betroffenen, weiterzumachen“, sagt Tibor Schady, der das Baustoffspendenlager in Lechenich leitet. Dass die Räume des früheren Autohauses RKG zum Jahresende geräumt werden, steht für ihn außer Frage. Derzeit werde ein neuer Standort gesucht, man habe bereits mehrere Objekte in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz angeschaut. Allerdings seien sowohl die Kosten als auch die Finanzierung noch unklar.
„Wir kalkulieren mit 275.000 Euro für ein halbes Jahr“, berichtet Schady. Bisher hätten weder der Bund noch eines der Länder finanzielle Unterstützung zugesagt. Der Bedarf an Baustoffspenden sei groß, noch immer kämen Menschen aus 80 bis 140 Haushalten abends zur Ausgabe. Die Tendenz sei steigend, es gebe wieder mehr Neuanmeldungen. „Es gibt Hunderte, die noch gar nicht angefangen haben, ihre Häuser wieder herzurichten“, so Tibor Schady.
Er verweist auf Erftstadt Blessem, wo gerade noch ein Haus abgerissen worden sei als Folge der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren. Woher das Geld für den Weiterbetrieb des Spendenlagers nun kommen soll, weiß dessen Leiter im Moment nicht. Aber aufgeben will er die Idee auf keinen Fall: „Im Flutgebiet geschehen immer Wunder“, sagt Tibor Schady. (uj)