Martin Pöhler ist seit 30 Jahren im Fahrradgeschäft tätig, kennt die neuesten Trends und hat Tipps, was Radler selber reparieren können.
Martin Pöhler im InterviewExperte aus Erftstadt erklärt, wie man Räder aus Winterschlaf holt

Martin Pöhler (l.) und seine Mitarbeiter von Antrieb-E haben in ihrer Fahrradwerkstatt zurzeit allerhand zu tun.
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Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen fallen auf den Straßen und Radwegen des Rhein-Erft-Kreises nicht nur vermehrt die sportlichen Fahrradfahrer auf ihren Rennrädern ins Auge. Zugleich werden die stetig steigenden Temperaturen dazu genutzt, um ebenso mit dem E-Bike gemütlich den Arbeitsweg zurückzulegen oder auf dem Mountainbike die frische Luft in der Natur zu genießen. Martin Pöhler, Mitgeschäftsführer des E-Bike-Stores Antrieb-E in Erftstadt-Lechenich, ist seit fast 30 Jahren im Fahrradgeschäft tätig und berichtet im Gespräch mit Matthias Breuer, worauf zu achten ist, wenn man sein Fahrrad wieder aus dem Winterschlaf holen möchte.
Aktuell ist es kaum zu übersehen, dass viele Menschen ihre Fahrräder nach einem kalten Winter aus dem Keller holen. Merken Sie das ebenso in Ihrer Werkstatt?
Martin Pöhler: Wir sind weiterhin ein Wettergeschäft und merken mit dem derzeit schönen Wetter tatsächlich, dass die Leute wieder Radfahren wollen. Was ich interessant finde, ist, dass im Kölner Umland der Karneval auch Einfluss auf die Schlagzahl hat. Vor Karneval ist das Geschäft meistens noch verhalten, was dann nach Karneval explodiert. Wir haben also aktuell extrem viel zu tun in der Werkstatt.
Wer also jetzt spontan im Fahrradgeschäft vorbeikommen möchte für Reparaturen, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen?
Wenn man eine Inspektion machen möchte, was jetzt unser Hauptgeschäft ist, sollte der Kunde unsere Online-Terminvergabe wahrnehmen. Dann ist alles wesentlich schneller und besser für unsere Werkstatt zu planen. Man kann immer spontan zu uns kommen, aber dann hat man vielleicht das Pech einer langen Wartezeit.
Wenn Sie das Rad der Kunden im Laufe der Inspektion unter die Lupe nehmen, fallen Ihnen dabei fehlerhafte Teile auf, die der Kunde mit geringem Aufwand selbst hätte verhindern können?
Es ist auf jeden Fall immer gut, das Rad vor der Inspektion sauberzumachen. Das erleichtert uns die Arbeit in der Werkstatt. Wir machen dreckige Räder natürlich auch sauber, weil die Inspektion ansonsten keinen Sinn ergeben würden. Damit wird für uns jedoch der Aufwand und für den Kunden der Preis aber entsprechend höher. Zum Putzen reichen Schwamm, Wasser und Seife. Man sollte aber bloß nicht zur Tankstelle fahren und dort mit einem Hochdruckreiniger arbeiten, denn dabei kann es sehr leicht zu Beschädigungen kommen. Ein Klassiker bei unseren Kunden ist immer noch das fehlende Öl auf der Kette, wodurch die Kette und darauf eben die Zahnritzel schneller verschleißen. Zudem stellen wir bei den E-Bikern fest, dass sie die Schaltung kaum benutzen, wodurch nur wenige Ritzel abgenutzt werden, während der Rest noch in einem sehr guten Zustand ist. Das ist fast so, als würden Autofahrer nur im fünften Gang fahren.

Martin Pöhler: Eine saubere und geschmierte Kette hält deutlich länger als eine ungepflegte.
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Gibt es umgekehrt Teile am Rad, an die der vielleicht weniger handwerklich begabte Kunde auf gar keinen Fall herangehen sollte?
Mittlerweile sind Scheibenbremsen und hydraulische Bremssysteme definitiv ein Thema für die Werkstatt. Das Wechseln von Belägen ist schon schwieriger geworden, wodurch sehr viel beschädigt werden kann. An hochwertigen Carbonrädern sollten Schrauben außerdem nicht mit aller Kraft zugedreht werden. Am besten benutzt man einen Drehmomentschlüssel.
In den vergangenen Jahren erlebte das Radgeschäft durch E- und Gravelbikes einen Boom. Ist dieser Aufschwung im Verkauf weiterhin zu spüren oder gibt es neue Trends?
Der Trend ist in beiden Bereichen weiterhin da, gerade E-Bikes sind stark gefragt. Dabei sind die Kunden auf der Suche nach einem Allroundfahrrad: Man möchte eben auf Wald- und Schotterwegen sportlich unterwegs sein, gleichzeitig aber auch bequem zur Arbeit kommen. Absolut neue Trends gibt es in diesem Jahr nicht, wobei aber schon zu merken ist, dass wir vermehrt E-Bikes mit Riemenantrieb verkaufen. Der Riemen hat den Vorteil des geringeren Verschleißes und eine deutlich längere Lebensdauer gegenüber einer Kette. Im Moment verkauft sich bei uns im Übrigen noch das neue „Click Valve“ Fahrradventil von der Firma Schwalbe sehr gut, was das Aufpumpen des Fahrradreifens erleichtert.
Schnell-Check für ein funktionstüchtiges Fahrrad
1. Fahrrad putzen, damit mögliche Schäden nicht von Staub und Schmutz verdeckt werden. 2. Fahrradkette wenn möglich mit einem Kettenprüfer ausmessen. Falls kein Wechsel nötig ist, die Kette reinigen und schmieren. 3. Fahrradreifen aufpumpen: Der nötige Luftdruck steht seitlich auf der Flanke des Radmantels. 4. Kabel und Reifen auf Korrosion und Risse prüfen. 5. Fahrradbremsgriffe, Reflektoren und Beleuchtung auf Funktionstüchtigkeit prüfen. 6. Probefahrt außerhalb des Straßenverkehrs machen.