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Tauziehen der FraktionenPolitik streitet über neue Straßennamen in Erftstadt-Erp

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Der Platz an der Rathausstraße in Erp wird nach der Heimatforscherin Margarete Jüssen benannt.

Erftstadt-Erp – Der Dorfmittelpunktplatz an der Rathausstraße im Herzen von Erp wird nach der Heimatforscherin Margarete Jüssen (1922 bis 2018) benannt. Das beschloss der Stadtrat einstimmig, bei fünf Enthaltungen.

Jüssen hatte sich über die Grenzen des Ortes hinaus einen Namen als „Heimatforscherin“ gemacht. Ihr umfangreiches Archiv hatte sie im Jahr 2014 dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte übergeben. Zudem hatte sie Unterricht in Erper Platt erteilt und auch selbst Schriften und Bücher verfasst.

Wiese war früher Platz für Erper Dorfkirmes

Der Mittelpunktplatz besteht im Wesentlichen aus einer großen Wiese in städtischem Besitz. „Früher fand dort die Dorfkirmes statt“, berichtet Ortsbürgermeisterin Cornelia Hütten.

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Nach der Heimatforscherin Margarete Jüssen wird der Dorfmittelpunktplatz benannt.

Seit die Kirmes aber an der Bürgerhalle stattfindet, war der Platz nicht mehr genutzt worden. Das wird sich allerdings ändern, wenn demnächst dort ein Fitnessparcours für Nutzer aller Generationen entsteht.

Namensvorschlag des Stadtarchivs

Die Stichstraße an der Rosellastraße am westlichen Ortsrand erhält die Bezeichnung Gräfin-von-Sternberg-Weg. Der Beschluss war ebenfalls einstimmig, bei fünf Enthaltungen.

Der Vorschlag, Augusta Gräfin von Sternberg (1780 bis 1811) als Namensgeberin zu wählen, war vom Stadtarchiv gekommen. Der vollständige Name der Adeligen lautete Augusta Reichsgräfin von Manderscheid-Sternberg (1780 bis 1811).

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Nach Gräfin von Sternberg (l.) wird ein Stichweg von der Rosellastraße benannt. 

Ergänzungsantrag der SPD

Sie war eine geborene Manderscheid zu Blankenheim und unter anderem Herrin der Unterherrschaft Erp. Gräflicher Verwaltungssitz war der heutige Schleidenhof in der Erper Ortsmitte. Das Anwesen trug früher den Namen Sternbergischer Hof.

Vertagt wurde im Stadtrat auf Antrag der CDU ein Ergänzungsantrag der SPD, die künftige Stichstraße am Disternicher Weg (Bebauungsplan 199) nach Johann Rhiem (1921 bis 2018) zu benennen und die zweite künftige Stichstraße an der Rosellastraße nach Heinz-Everhard Faßbender (1946 bis 2016) zu benennen.

Entscheidung weggewischt

Straßenbenennungen machten nur Sinn, wenn es die dafür erforderlichen Straßen und Wege auch tatsächlich schon gebe, hatte die CDU argumentiert. Für die Vertagung votierten neben CDU auch die FDP, SPD und Aufbruch 22 sprachen sich dagegen aus, Freie Wählergemeinschaft, Grüne und die Bürgermeisterin enthielten sich.

Die SPD ist darüber verstimmt. „Der Vertagungsantrag ist schon sehr grenzwertig“, findet SPD-Fraktionschef Axel Busch und sei im Kontext mit Straßenbenennungen unüblich. Hier solle einfach eine Entscheidung mehr oder weniger weggewischt werden.

Jüssen und Sternberg unstrittig

Das entspreche nicht demokratischer Gepflogenheit. Sowohl Rhiem als auch Faßbender seien ehrenwerte Persönlichkeiten gewesen, bei denen nichts gegen eine Würdigung spreche.

Die beschlossenen Namensvorschläge für Jüssen und Sternberg waren auch deswegen unstrittig, da Straßenbenennungen nach Frauennamen ausdrücklich auch dem Wunsch des Frauenbeirates entsprechen.

Ausnahmen sollten möglich sein

Die SPD-Fraktion begrüße generell eine bevorzugte Benennung von Straßen nach Frauen, betonen Fraktionschef Busch und die Erperin Barbara Klein (Sachkundige Bürgerin für die SPD) in ihrem Ergänzungsantrag. Doch Ausnahmen aufgrund besonderer Verdienste um ihre Heimatorte, wie bei Faßbender und Rhiem, müssten weiterhin möglich sein.

Hiervon sei in jüngster Vergangenheit ja auch mit der Straßenbenennung nach Hermann-Josef Wiebusch in Friesheim sowie der Benennung der alten Feuerwache in Lechenich (Hans-Oberhofer-Haus) bereits Gebrauch gemacht worden.

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Nach Ansicht der SPD-Fraktion solle daher auch im vorliegenden Fall bei den beiden Erper Stichstraßen nochmals eine Ausnahme gemacht werden. Stattdessen sollten die Straßen in einem großen Neubaugebiet insgesamt nach bedeutenden weiblichen Persönlichkeiten benannt werden, wofür eine Vorbereitung durch das Stadtarchiv sinnvoll sei.