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„Das widerspricht jeglicher Logik“Erftstädter Golfer wütend wegen Corona-Zwangspause

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Auf dem Clubgelände neben der Burg herrscht Zwangspause. Gespielt kann üblicherweise das ganze Jahr, sofern der Greenkeeper grünes Licht dafür gibt.

Erftstadt-Konradsheim – Endlich! Das Wetter hat sich gewandelt, Sonnenschein und klirrende Kälte haben wochenlangen Dauerregen abgelöst. Und was da in den letzten Wochen an Wassermengen vom Himmel kam, hatte es in sich. „Das hatte ich in über 20 Jahren Berufstätigkeit noch nicht erlebt“, sagt Uwe Mosch. Er ist Headgreenkeeper, sozusagen der Oberverantwortliche für gepflegtes Rasengrün und Pflanzenpflege im 860.000 Quadratmeter großen Gelände von „Golf Burg Konradsheim“. Im Januar fielen 157 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

So hatten sich in einigen Bereichen Biotope, sozusagen große Seenplatten gebildet. Derzeit könnte man dort Schlittschuh laufen. „Eine Extremwetterlage reiht sich an die Nächste“, berichtet Mosch. Wann bloß findet man den richtigen Zeitpunkt zum Einsäen des Rasens, fragt er sich häufig. Mal ist es mild, dann wieder eisig kalt, dann wieder zu trocken oder es schüttet wie aus Kübeln.

Was Förster und Waldbesitzer gleichermaßen beklagen, gilt auch für den Golfclub. „Im Sommer leiden die Bäume an Hitze und Trockenheit, im Winter werden bei den Wassermassen die Böden so sehr aufgeweicht, dass Flachwurzler den Halt verlieren und einfach umkippen.“ Und so wie dem Club in Erftstadt gehe es ähnlich Anderen im Umkreis.

Erftstadt: Golfer können Hygienevorschriften einhalten

Immerhin haben Mosch und sein Team jetzt viel Ruhe zur Ausübung ihrer Pflegearbeiten. Denn Golfspieler kommen ihm nicht in die Quere. Der harte Lockdown gilt nämlich auch für Golfplätze – ein Sorgenkind für Clubs, das noch viel größer als das Wetterproblem ist.

Zumindest in NRW müssen die Plätze geschlossen sein. Nicht so, beispielsweise im nahe gelegenen benachbarten Rheinland-Pfalz. Diese Ungleichbehandlung treibt Club-Geschäftsführer Peter Rücker und den rund 1000 Clubmitgliedern die Zornesröte ins Gesicht. „Zu Beginn der Pandemie empfahlen uns die Virologen, bloß ja an die frische Luft zu gehen.“

Um einen der Wärmetische auf der Terrasse der Gastronomie stehen (v.l.) Peter Rücker, Sascha Denz, Uwe Mosch und Peter Brügger.

Tatsächlich könnten die Golfclubs alle Hygienevorschriften problemlos, ja vorbildlich einhalten, indem alle zehn Minuten ein Golferpaar auf den Platz geschickt würde. Das strikte Nein der Landesregierung zum Golfbetrieb ohne stichhaltige Begründung sei nicht nachzuvollziehen. Das Argument, es komme möglicherweise zu Kontakten auf dem Parkplatz, sei Unsinn, weil Maskenpflicht herrsche. Demgegenüber seien oft städtische Parks geradezu überfüllt. Rücker: „Menschen fällt es nun mal schwer, Entscheidungen zu akzeptieren, die jeglicher Logik widersprechen.“ Daher gingen die Golfclubs gegen die Anordnung der Landesregierung an.

Petition eingereicht

Aus ganz NRW beteiligten sich Golfspieler an einer Online-Petition, die eine Öffnung der Golfplätze fordert. Da die Petition mehr als 15 000 Unterstützer hat, muss der Landtag sich damit befassen.

Gefordert wird, während der Pandemie das Golfen in „2er Flights ( also Golfpaaren, die im Abstand von zehn Minuten starten) zu erlauben.

Seit 16. Dezember sind die Anlagen in NRW und einigen weiteren Bundesländern zwangsweise geschlossen

Der Konradsheimer Club arbeitet laut Rücker mit zwei Szenarien. Möglicherweise gebe es Spielerlaubnis von Ostern bis Ende Oktober. Entweder gebe es Turniere in eingeschränktem Umfang oder aber ein nahezu uneingeschränktes Programm werde erlaubt. Im zweiten Szenario würde bis Mai oder Juni nichts passieren, der Lockdown also noch länger bestehen. Turniere hätten für Clubs eine große Bedeutung: sowohl fürs Renommee, wie auch als Einnahmefaktor. Der Lockdown betrifft auch die örtliche Gastronomie, etwa das „Landhaus Konradsheim“, geleitet von Sascha Denz.

Golfer schleichen sich nicht mehr auf das Clubgelände in Erftstadt

Dort, wo sonst bis zu 150 Besucher speisen und trinken können, herrscht Leere. Dabei hatte Gastronom Sascha Denz noch kurz vor dem zweiten Lockdown aufwendig in die Terrasse investiert und Spezialtische mit Wärmestrahlern angeschafft. Mit Aktionstagen hält er Kontakt zur Kundschaft, Speisen können ab Haustür abgeholt werden.

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Doch es gibt auch Erfreuliches. Entgegen dem ersten Lockdown, als sich einige Golfer heimlich auf den Platz schlichen, gebe es das nun nicht mehr, berichtet Clubpressesprecher Peter Brügger. Überdies habe die Pandemie dem Zulauf nicht geschadet. „Es gibt keinen Rückgang der Golfer-Zahlen, eher werden es mehr. Die Leute haben Zeit und wollen fit bleiben“, so Geschäftsführer Rücker.