AboAbonnieren

Brisante LageNaturschützer in Erftstadt haben viel Arbeit mit Krötenwanderung

Lesezeit 3 Minuten

Immer auf dem Sprung: Den Springfrosch zieht es in diesen Tagen zu seinem Laichgewässer.

Erftstadt-Friesheim – Der Springfrosch macht seinem Namen alle Ehre. Kaum ist er im Eimer gelandet, versucht er, aus dem Behältnis zu hüpfen. Die Natur hat ihn dafür mit extrem langen Hinterbeinen ausgestattet. Doch was ihm eigentlich helfen soll, Feinden zu entkommen, erweist sich in der modernen Welt als Nachteil: Im Eimer ist der Frosch sicher, draußen lauert der Tod.

Schon seit Anfang Februar wandern die Amphibien. Wenn die Nächte frostfrei sind, machen sich vor allem bei Regenwetter Kröten, Frösche und Molche auf, um in den heimischen Tümpel zurückzukehren. Überwintert haben sie unter Wurzeln und Laubhaufen, jetzt zieht es sie zum Wasser, um ihre Eier – den Laich – abzulegen. Ein gefährlicher Weg, vor allem, wenn er über eine Straße führt.

Amphibienzaun soll Tiere retten

Am Friesheimer Busch ist die Lage besonders brisant, wie Jens Hoffesommer erläutert. Er ist Vorstandsmitglied des Umweltnetzwerks Erftstadt und Mitarbeiter des städtischen Umweltamtes. Auf der einen Seite der Straße liegt das Naturschutzgebiet des Umweltzentrums mit seinen Tümpeln, auf der anderen die Kiesgrube, in der ebenfalls Laichgewässer sind. Gewandert wird also in beide Richtungen. Deshalb wird seit Jahren im Frühjahr ein Amphibienzaun aufgestellt. Frösche, Kröten und Molche kommen nicht drüber, sonder fallen in Eimer, die im Boden eingegraben sind. Über die Straße werden die Tiere dann getragen.

Matthias Schindler (l.) und Jens Hoffesommer verfolgen seit Jahren die Entwicklung der Amphibien-Population im und am Friesheimer Busch.

An den Wochentagen ist das die Aufgabe von Sarah Henneböhl und Paula Schaab. Die beiden leisten ein freiwilliges ökologisches Jahr im Umweltzentrum ab. Am Wochenende springen die Ehrenamtler Elke und Fritz Griemens, Walburga Buschke und Anke Neumann ein. Das ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch ganz schön gefährlich. Denn auf der schmalen Straße wird oft schnell gefahren.

Anke Neumann und Walburga Buschke (r.) gehören zu den Ehrenamtlern, die regelmäßig die Eimer an der Straße leeren.

Manche Autofahrer gehen nicht mal vom Gas, wenn sie die Naturschützer in ihren Warnwesten sehen. „Vor ein paar Jahren ist tatsächlich mal einer unserer Helfer von einem Rückspiegel gestreift worden“, erzählt Hans-Joachim Kühlborn, Abteilungsleiter Umwelt und Naturschutz bei der Stadt. Er appelliert dringend an die Autofahrer, vom Gas zu gehen.

Kröten und Frösche werden auch gezählt

Die Tiere werden nicht nur sicher über die Straße gebracht, sondern auch gezählt. Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft unterstützt die Erftstädter beim Monitoring. Und so hat Dr. Matthias Schindler erfreuliches zu berichten: Wurden 2011 nur 150 Springfrösche gezählt, waren es in diesem Jahr allein bis jetzt schon 275.

Aber auch seltenere Arten kommen hier vor. „In der vergangenen Woche habe ich einen Kamm-Molch gefunden“, erzählt Hoffesommer. Damit Molche, Kröten und Frösche sich weiter vermehren können, arbeiten die Naturschützer unermüdliche daran, die Lebensräume zu verbessern. „Voriges Jahr haben wir im Naturschutzgebiet zwei Gewässer angelegt“, erzählt Schindler. Er lobt die Zusammenarbeit mit dem Forstamt, aber auch mit dem Betreiber der Kiesgrube. Die Abgrabungsgebiete seien für den Amphibienschutz von großer Bedeutung.

Die nächste Generation Springfrösche hat ihr Leben schon begonnen. Walburga Buschke und Anke Neumann haben Laich gefunden. Sie kümmern sich nicht nur um die wandernden Elterntiere: Weil einige ihren Laich in Pfützen an der Zufahrt zur Kiesgrube abgelegt hatten, haben die beiden engagierten Tierschützerinnen die Ballen in sichere Tümpel verfrachtet. Damit die nächste Generation nicht schon überfahren wird, bevor sie hüpfen kann.