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ErftstadtPolnische Partnerstadt bittet um Hilfe für ukrainische Geflüchtete

Lesezeit 3 Minuten

Martina Stupp-Großlau und Bastian Neumann verpacken die Sachspenden für die Partnerstadt Jelenia Góra.

Erftstadt-Lechenich – Der Hilferuf erreichte die Stadtverwaltung und den Verein Freundeskreis Erftstadt – Jelenia Góra gleichzeitig: Seit Kriegsausbruch sind in Erftstadts Partnerstadt im Südwesten Polens im Riesengebirge mehr als 2000 Menschen aus der Ukraine angekommen. Da dort kaum mehr Wohnraum zur Verfügung steht, werden längst Hallen für die Unterbringung der Geflüchteten hergerichtet.

Frauen, Kinder und Senioren kommen in Polen an

Um die Menschen, zumeist Frauen, Kinder und Senioren, mit allem Nötigen, Betten, Bettwäsche, Kleidung, Hygieneartikeln, Babynahrung und Lebensmitteln versorgen zu können, baten die Polen ihre Freunde in Erftstadt um Unterstützung, und diese reagierten sofort. Gemeinsam riefen der Freundeskreis und die Stadt Erftstadt zu Sach- und Geldspenden auf.

„Schon wenige Tage nach dem Aufruf konnten wir den ersten 40-Tonner, beladen mit 38 Paletten Hilfsgüter, in unsere Partnerschaftsstadt schicken“, berichtete Michael Rosemeyer, der Vorsitzende der Vereins. Zusammen mit Bürgermeisterin Carolin Weitzel schaute er sich am Mittwochnachmittag die Situation im Versorgungszentrum an der Bonner Straße an.

Der Vorsitzende des Freundeskreises, Michael Rosemeyer, im Gespräch mit Erftstadts Bürgermeisterin Carolin Weitzel.

Dort, wo nach der Flut eine Art Kaufhaus zur kostenlosen Versorgung der Flutopfer entstanden war und wo sich später die Baustoffspenden-Abgabe etablierte, flattern inzwischen europäische und ukrainische Fahnen am Eingang.

Verwaltung und Verein sammeln Spenden in Erftstadt

„Hier ist inzwischen ein Hilfszentrum entstanden, in dem allen Menschen geholfen wird“, erzählte Tibor Schady, der diese Sammelstelle leitet. Ehrenamtlich war er schon bald nach der Flut in Erftstadt, um irgendwie zu helfen. Inzwischen leitet er das Zentrum als Angestellter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Weiterhin nimmt das Team um Tibor Schady ebenso wie der Freundeskreis und die Stadt Erftstadt Sachspenden für die polnische Partnerstadt Jelenia Góra an. Sie können montags, mittwochs und freitags von 12 bis 19 Uhr sowie samstags von 8 bis 14 Uhr im Hilfszentrum, Bonner Ring 57, abgegeben werden.

Der ASB hat die Trägerschaft des Zentrums übernommen, in dem sich inzwischen mehr als 150 Ehrenamtlern engagieren. Ihnen allen und den von der Flut betroffenen Menschen sagte Weitzel, dass die Baustoffspenden-Abgabe erst einmal für ein Jahr bleiben soll. „Der Bedarf ist immer noch sehr groß“, so Weitzel. Viele Häuser, die die Flut schwer beschädigt habe, seien noch nicht bewohnbar.

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Während sich auch am Mittwochnachmittag vor dem Eingang zur Baustoffabgabe wieder lange Schlangen bildeten, wurden in der angrenzenden Halle weitere Hilfsgüter für Erftstadts Partnerstadt Jelenia Góra reisefertig verpackt.

120 Menschen in privaten Unterkünften

Bürgermeisterin Carolin Weitzel berichtete von 120 Menschen aus der Ukraine, die in Erftstadt privat untergekommen seien. „Die Stadtverwaltung ist in der Vorbereitung, alle Familien anzuschreiben – auch auf ukrainisch –, damit die Kinder in Kindergärten und Schulen einen Platz bekommen“, erklärte sie. Deswegen sei es wichtig, dass sich alle Ukrainer im Bürgerbüro anmeldeten. Dolmetscher stünden zur Verfügung. Termine könnten über hotmail@erftstadt.de oder zwischen 9 und 12 Uhr telefonisch gebucht werden. Menschen, die kurzfristig Unterkünfte oder andere Hilfe anbieten möchten, können sich auch dort melden.

„Wir können schon bald den zweiten 40-Tonner auf den Weg schicken“, berichtete Rosemeyer sichtlich erfreut. Unabhängig von der Spendenaktion mit der Stadt hat der Freundeskreis auch unter den Mitgliedern und in deren Umfeld Geld und Sachspenden gesammelt. Es ist auch schon ein Auto mit einem Anhänger voller Sachspenden zu den polnischen Freunden gefahren. „Diese Sach- und Geldspenden sind für die Mitglieder des Freundeskreises, die in ihren Privathaushalten Menschen aus der Ukraine aufgenommen haben“, erklärte Rosemeyer.