Der Solarradweg in Erftstadt-Liblar bleibt ein Ärgernis, besonders für Radfahrer. Denn die Module zerbröckeln zu Splittern.
Ist das Projekt gescheitert?Solarradweg in Erftstadt zerbröckelt – Stadt will Rückbau
Die bewegte Geschichte des Liblar Solarradwegs ist um eine weitere Facette reicher: Jetzt fangen die Module an, sich aufzulösen. Für Radfahrer ist die Situation denkbar unerfreulich, denn immer wieder liegen Splitter auf der Fahrbahn. „Ich warte auf den Tag, an dem ich mir hier einen Reifen platt fahre“, sagt ein Liblarer, der häufig unterwegs ist auf dem Radweg am Liblarer Stadtrand.
Solarradweg in Liblar kostete 74.000 Euro – Stadt will ihn zurückbauen
Seit seiner Einweihung im November 2018 hat der Solarradweg wenig Strom, aber viele Probleme produziert. Dabei klang die Idee zunächst bestechend. Solarpaneele auf der Fahrbahn sollten Energie liefern, ohne dass dafür Flächen versiegelt werden mussten.
Bezahlt wurde die Teststrecke zum größten Teil mit Geld aus der Nationalen Klimaschutzinitiative. Denn sie war Teil des Infrastrukturrings, der das Radfahren in Liblar attraktiver machen soll. 90 Prozent der Kosten – rund 780.000 Euro – wurden bezuschusst, auf den Solarradweg entfielen 74.000 Euro.
Ob die weitere Entwicklung ganz normal für eine Teststrecke war oder eine Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen, sei dahingestellt. Für die Stadt jedenfalls ist das Projekt Solarradweg gescheitert, sie will ihn zurückbauen, wie Stadtsprecher Christian Kirchharz sagt: „Dies ist aber vom Ausgang des laufenden Rechtsstreits abhängig.“
Solarradweg löste mehrere Feuerwehreinsätze aus
Der ist allerdings nach Ansicht von Donald Müller-Judex, Inhaber der Firma Solmove und Erbauer des Solarradwegs, mit einem Vergleich zu Ende gegangen. Er habe alles, was darin gefordert gewesen sei, umgesetzt. Tatsächlich hatte Müller-Judex im Sommer 2021 mit einer Handvoll Helfern alle 520 Buchsen der Solaranlage aufgefräst, versiegelt und wieder eingesetzt.
Denn der Radweg hatte mehrmals Feuerwehreinsätze ausgelöst, weil bei Regen Wasser in die Module gelaufen war und Kurzschlüsse ausgelöst hatte. Zeitweilig war die Strecke komplett unter schwarzer Folie verschwunden – zum Schutz vor Sonneneinstrahlung.
Das einzige, was laut Müller-Judex noch gefehlt habe, sei die Abnahme des nachgebesserten Solarwegs durch die Stadt gewesen. Und dann kam die Flut. Die Anschlussschächte liefen voll, die Technik dort ist ruiniert.
Erfinder des Solarradwegs glaubt an seine Innovation – mangelnde Wartung sei Schuld
Er habe der Stadt ein Angebot vorgelegt, wie er den Solarradweg wieder herrichten und flutsicher machen könne. Bezahlen müsse das die Stadt: „Sie hat die Erhaltungspflicht“, sagt der Solmove-Chef. Eine Antwort habe er auf sein Angebot nicht bekommen.
Er sei nach wie vor daran interessiert, dass der Liblarer Solarradweg Strom produziere. So wie der in Gelsenkirchen, der laut Müller-Judex ordnungsgemäß funktioniere: „Das wünschen wir uns für Erftstadt auch.“ Ein Wunsch, der in der 00 Stadtverwaltung aber offenbar nicht mehr geteilt wird.
Dass die Solarmodule jetzt quasi zerbröseln, erklärt der Erfinder mit Delamination. Das komme schon mal vor, dass sich bei Photovoltaikanlagen die Folien lösten. „Das ist ein Alterungsprozess, dem man mit Wartung hätte entgegenwirken können.“
Der Solarradweg – oder was noch davon übrig ist – werde regelmäßig vom Bauhof kontrolliert, heißt es aus der Stadtverwaltung. Scherben und lose Glasabdeckungen würden dann entfernt. Aber der Schaden werde immer größer: „Daher prüft der Rechtsbeistand der Stadt Erftstadt zurzeit, ob weitergehende Maßnahmen rechtlich möglich sind.“