AboAbonnieren

„Haus Erftaue“An der Seite Sterbender

Lesezeit 2 Minuten

Pflegedienstleiterin Verena Tophoven und Geschäftsführer Egbert Kohler im großen Baderaum des Hospizes Haus Erftaue.

Erftstadt-Frauenthal – Vorurteile ist Verena Tophoven gewohnt, wenn es um das Thema Hospiz geht. "Viele Menschen haben falsche Vorstellungen davon. Teilweise ist tatsächlich noch die Meinung weit verbreitet, hier würden Ordensschwestern Gebete murmelnd über den Flur laufen. Das ist nicht so", erklärte die Pflegedienstleiterin des stationären Hospizes "Haus Erftaue" in Frauenthal am Dienstagmorgen der versammelten Presse.

Die gemeinnützige GmbH Hospiz im Rhein-Erft-Kreis um Geschäftsführer Egbert Kohler hatte eingeladen, um die Arbeit des Netzwerks vorzustellen, in dem acht ambulante Hospizvereine (Bergheim-Bedburg, Brühl, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Wesseling) organisiert sind. Gemeinsam mit der Stiftung Marien-Hospital hatte die gemeinnützige GmbH 2005 eine Trägergesellschaft (Hosta gGmbH) gegründet, bereits ein Jahr später wurde das stationäre Hospiz eröffnet.

"Die vernetzten und flächendeckenden Versorgungsstrukturen für schwerstkranke und sterbende Menschen im Rhein-Erft-Kreis nehmen weitere Formen an", erklärte Kohler nun. So habe die "Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung" im südlichen Erftkreis vor einigen Monaten ihren Betrieb aufgenommen und auch das Netzwerk "No-Pain" im nördlichen Kreis sei inzwischen arbeitsfähig, wenn auch noch nicht institutionalisiert. Insgesamt zählen die acht ambulanten Hospizvereine fast 2000 Mitglieder und 375 ehrenamtliche Mitarbeiter.

Im stationären Hospiz arbeiten neben 40 ehrenamtlichen Kräften auch 15 Hauptamtler, die versuchen, den Gästen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. "Wir sprechen hier absichtlich nicht von Patienten oder Kranken. Die Menschen, die zu uns kommen, sind unsere Gäste", erklärte Tophoven. Das Hospiz, das in direkter Nähe zum Marien-Hospital liegt, ist dementsprechend einladend konzipiert worden.

Zahlreiche Oberlichter sorgen für sehr helle Flure, Kunstwerke aus Wechselausstellungen hängen an den Wänden. Es gibt geräumige Einzelzimmer mit jeweils eigenen Nasszellen und einen großen Balkon am Gemeinschaftsraum.

Für die menschliche Wärme sorgen die Mitarbeiter. Die Ehrenamtler kümmern sich um das Essen, führen Gespräche, lesen vor und begrüßen die Gäste des Hauses an der Rezeption, während sich die hauptamtlichen Kräfte vollends der Pflege widmen. Zur Unterhaltung sind regelmäßig Musiker zu Gast, und es gibt Kunstkurse. Gerne genutzt wird auch das große Bad der Einrichtung. In einer großen Wanne können die Bewohner entspannen, gerne auch bei einem Glas Sekt und Musik.

Steht der Abschied an, wird der Faktor Zeit im Haus Erftaue ganz großgeschrieben. "Wir lassen den Angehörigen den nötigen Raum, den sie brauchen. Verabschiedungsrituale sind ganz wichtig, um loszulassen", sagt Tophoven. Und sie muss es wissen. Denn auch sie ist immer wieder ein bisschen traurig, wenn ein Gast sie verlässt.