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Kein BetreiberHaus Roggendorf wird abgebrochen – Traditionsbau weicht Wohnhäusern

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Auch die Nebengebäude samt Verbindungsmauer und Fachwerkhaus weichen dem Neubauprojekt an der Wiesenstraße.

Erftstadt-Kierdorf – „Viele Kierdorfer hatten immer noch gehofft, dass es nicht so weit kommt und dass es irgendwie weitergeht“, berichtet der Kierdorfer Ortshistoriker Peter Kievernagel. Doch es ging nicht mehr weiter, kein Pächter fand sich für den gastronomischen Betrieb Haus Roggendorf.

Das Traditionshaus, über viele Jahrzehnte Treffpunkt für die Bürger des Ortes, wird in diesen Tagen abgebrochen. Und zwar mitsamt aller Nebengebäude des ehemals landwirtschaftlichen Betriebs. „Zwar gab es Kaufangebote für Haus Roggendorf, doch die Zahlen passten nicht“, weiß Kievernagel.

Neuer Wirt dank feuchtfröhlichen Zusammenseins

Seit langer Zeit hatte es eine Gaststätte an der Wiesenstraße gegeben, betrieben von den Wirtsleuten Therese und Peter Bong. Als sie 1970 aus Altersgründen aufhören wollten, ergab sich der glückliche Umstand, dass nach einem feuchtfröhlichen Zusammensein der angeheiterte Stammgast Theo Pütz spontan das Versprechen abgab: „Wenn hier zugemacht wird, müssen wir unseren Kuhstall zur Kneipe umbauen.“

Neue Loft-Häuser bis Jahresende fertig

Auf dem Grundstück von Haus Roggendorf, das vor der Wirtshauszeit landwirtschaftlich genutzt wurde, entstehen Wohnhäuser. Beratung und Vertrieb erfolgt durch die LBS Immobilien GmbH mit Sitz in Köln.

Acht moderne Loft-Reihenhäuser mit offener und transparenter Architektur sind hier geplant. Die Gebäude mit einer Wohnfläche von jeweils etwa 145 Quadratmetern erhalten 6,50 Meter hohe Decken sowie jeweils zwei Terrassen.

Die technische Ausrüstung der Häuser umfasst Fußbodenheizung sowie Luft- und Wärmepumpe. Je nach Wunsch der Käufer kann die Technik erweitert werden um Solar- und Smarthome-Module, wozu intelligente Haussteuerung mittels Fernbedieung zählt.

Seit 2015 waren die Häuser zum Kauf angeboten worden. Nachdem nun alle Häuser verkauft sind, wurde mit dem Abbruch von Haus Roggendorf begonnen.

Sämtliche Neubauten sollen möglichst bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein, damit die Eigentümer spätestens Anfang 2019 einziehen können, teilt LBS- Mitarbeiter Danny Niemann mit. (kom)

So nachzulesen im Heft 10 des Blickpunktes des Kierdorfer Geschichtskreises. Gesagt, getan. Maria und Theo Pütz eröffneten Haus Roggendorf. Die Gaststätte entwickelte sich schnell zum Treffpunkt von Jung und Alt und zum Geheimtipp für Feiern, woran die Kochkünste der Wirtsfrau Maria Pütz großen Anteil hatten.

Lange Renovierungszeit

Seit 1977 führte dann das Wirtspaar Luise und Hans Hoppe die Gaststätte. Bis zu jenem Unglückstag, als der Wirt bei einem Unfall ums Leben kam. Danach übernahmen 1982 die Eigentümer Pütz das Haus wieder und führten es bis 1989. Sie übergaben an eine Pächterin, die sich aber 1991 wieder zurückzog. Ingrid Kern wurde neue Pächterin und führte die Gaststätte bis 2000.

Nach langer Umbau- und Renovierungszeit erfolgte die Wiedereröffnung durch das Wirtspaar Hanna und Wilhelm Bernartz im Jahr 2002. Der Schankraum war im Stil eines Brauhauses umgestaltet worden. Der Veranstaltungsraum bot Platz für 80 Gäste. Die Küche, so wird im Geschichtsheft berichtet, lieferte deftige und schmackhafte Hausmannskosten für nahezu jeden Geschmack.

Bilder vom einst munteren Treiben im Haus Roggendorf zeigt Ortsbürgermeister Dirheimer vor der Ruine des Backsteinbaus.

Der Clou war, dass die Speisenkarte im Roggendorfer Dialekt verfasst war – etwa ein „Buureschlot mit Jröns, Schofskies, Olive“ (Bauernsalat mit Schafskäse und Oliven). Doch im April 2013 machte im Ort die Hiobsbotschaft die Runde, dass das Haus schließen werde. „Somit gibt es künftig nur noch zwei Gaststätten“, berichtet Ortsbürgermeister Karl-Heinz Dirheimer. Geöffnet hat noch die Martinusschänke am Martinusplatz und das Restaurant von Hans Josef Zingsheim an der Goldenbergstraße. Beide Lokale hätten allerdings unter der Woche nur noch jeweils an zwei Tagen geöffnet, berichtet Dirheimer. Überdies gebe es noch den Awo-Treff und das Vereinsheim der Hubertus-Schützenbruderschaft.

Die Scheune liegt in Trümmern. Die Abbrucharbeiten am Haus Roggendorf mussten pausieren, weil Dokumente fehlten.

Die Abbrucharbeiten, die im Januar begannen, sollen in einigen Tagen abgeschlossen sein. Weil dem Bauordnungsamt noch einige Dokumente fehlten, war die Baustelle vorübergehend stillgelegt worden. Das Haus aus Backsteinen mit seinen markanten Fensterrundbögen steht nicht unter Denkmalschutz, und es ist auch kein Bodendenkmal auf dem mehrere Tausend Quadratmeter großen Areal.

Wenn das Grundstück geräumt worden ist, sollen dort neue Wohnhäuser entstehen.