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Mit Plakataktion sensibilisierenNachwuchs leidet unter Handynutzung der Eltern

Lesezeit 3 Minuten

Sie präsentierten die Plakate: Britta Schmitz (v.l.), Inge Hubert-Fiehn, Claudia Falk-Trude, Nicole Dick und Petra Rixgens.

Erftstadt – Die Szene hat so oder ähnlich wohl jeder schon beobachtet: Mutter oder Vater stehen an der Supermarktkasse, den Blick aufs Smartphone geheftet. Das Kleinkind im Sitz des Einkaufswagens versucht, die Aufmerksamkeit des Elternteils zu erlangen – vergebens. Je nach Alter und Temperament fängt das Kleine an zu quengeln oder macht sich auf, um auf eigene Faust nach Süßigkeiten zu angeln oder den Inhalt des Wagens zu verstreuen. So oder so wird die Situation unerfreulich.

„Sprich mit mir“ nennt die Erziehungsberatungsstelle der Caritas in Lechenich ihre Aktion, mit der sie darauf aufmerksam machen will, dass Kinder leiden, wenn Eltern sich mehr mit dem Handy als mit dem Nachwuchs beschäftigen. Am Montag werden die ersten Plakate an Bushaltestellen in der Stadt aufgehängt. Die Cartoonistin Renate Alf hat die Motive gemalt, die witzig sind und doch nachdenklich machen: Das Baby im Kinderwagen, das mit großen Augen ratlos zum Vater aufschaut, oder die Familie am Tisch, jeder, außer dem Kleinkind im Hochstuhl, auf sein Smartphone konzentriert. An 30 Wartehäuschen in der Stadt werden die Plakate aufgehängt, später auch Litfaßsäulen damit bestückt.

Plakate aufgehängt

Die Caritas startet die Aktion in Zusammenarbeit mit den Frühen Hilfen des städtischen Jugendamts. Es gehe keinesfalls darum, Smartphones oder Internetnutzung zu verteufeln, betonten die Akteurinnen, als sie das Projekt vorstellten. Sondern einfach darum, ein Bewusstsein dafür zu wecken, wie wichtig es für kleine Kinder ist, dass man mit ihnen spricht.

„Kleine Kinder können nicht verstehen, warum der Vater zornig guckt, wenn er eine schlechte Nachricht auf dem Bildschirm sieht. Sie beziehen den Ärger auf sich“, sagt Inge Hubert-Fiehn, Fachkraft für Frühe Hilfen. Dr. Britta Schmitz, Leiterin der Erziehungsberatung, berichtete, dass bei Einschulungsuntersuchungen immer häufiger auffalle, dass Kinder schlechter sprächen und sich schlechter konzentrieren könnten. Kein Wunder, wenn jede Kommunikation mit den Eltern immer durch Klingeln oder Piepsen unterbrochen worden ist. Und wenn Kinder erleben, dass Mutter oder Vater sich selbst nicht lange konzentrieren, weil immer das Smartphone dazwischenfunkt.

Schlechte Konzentration

Das Thema elektronische Medien tauche seit einigen Jahren in den Beratungen immer häufiger auf, berichtete Nicole Dick, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen. Eltern seien oft erstaunt, wenn ihnen klar werde, wie viel Zeit sie am Handy oder Tablet verbrächten. Auch bei Elternabenden in Kitas werde das Problem thematisiert, sagte Jugendamtsleiterin Claudia Falk-Trude.

Die Cartoonistin Renate Alf hat für die Aktion der Caritas mehrere Motive zur Thematik gestaltet, die nun auf Plakaten gezeigt werden.

„Tippst Du noch oder stillst Du schon die Bedürfnisse Deines Kindes?“ heißt der Vortrag, den Sina Wirtz beim Web-Seminar der Beratungsstelle hält. Am Mittwoch, 9. September, 17 bis 19 Uhr, können Interessierte den Vortrag hören und sich beteiligen. Den Link kann man per Mail anfordern.

info-ebe@caritas-rhein-erft.de